Duisburg. Paukenschlag: Die Stadt Duisburg sagt überraschend die Beecker Kirmes ab. Vorausgegangen war ein langes Gezerre um Alternativen und Konzepte.

Das ist der wohl lauteste Paukenschlag im langen Gezerre um die Beecker Kirmes: Der städtische Veranstalter Duisburg Kontor hat den Traditionsrummel nach Rücksprache mit der Rathausspitze und im Konsens mit den Beteiligten am Mittwochabend überraschend abgesagt.

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Vorausgegangen war eine Diskussion zwischen Schaustellern, Vertretern der Stadttochter, der am Kirmeskonzept beteiligten Beecker Vereine und Lokalpolitikern. Sie alle unterstützen laut Teilnehmern einer Pressekonferenz am Mittwochabend die Absage. Der Grund für den Rückzieher: Dem Veranstalter sei es nicht gelungen, genügend Karussellbetreiber und Budenbesitzer zu gewinnen. Es habe nur 54 ernsthafte Interessenten gegeben, darunter lediglich vier mit größeren Fahrgeschäften.

Beecker Kirmes 2022 abgesagt: zu wenige Schausteller und Mitarbeiter

Zudem hätten die Schausteller aktuell große Probleme, für ihre Fahrgeschäfte und Stände Mitarbeiter zu finden. Zu viele haben sich demnach in der Corona-Zwangspause beruflich umorientiert.

2023 solle es aber die Traditionsveranstaltung mit bislang 480 Auflagen wieder geben, so Alexander Klomparend von Duisburg Kontor: „Wir werden einen neuen Anlauf machen und dann eine Beecker Kirmes organisieren, die den Namen wirklich verdient.“

Sein Geschäftsführer Uwe Kluge spricht sogar von einem echten Neustart. Jedoch seien die Einflussmöglichkeiten begrenzt, die die Stadttochter als Veranstalterin auf den Erfolg nehmen könne. Natürlich gehe es um gute Rahmenbedingungen, und mit Geld könne auch Programm zugekauft werden.

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Aber wie erfolgreich die Neuauflage werde, „definiert sich im Wesentlichen durch die Bereitschaft der Schausteller, nach Beeck zu kommen“. Obwohl es jetzt auch trotz „enormem Ressourceneinsatz“ nicht möglich war, ausreichend viele zu mobilisieren, um dem gesteckten Ziel und den Erwartungen an den Jahrmarkt gerecht zu werden, gibt sich Kluge dennoch für nächstes Jahr zuversichtlich. Denn zuletzt habe Duisburg Kontor viele konstruktive Gespräche geführt, so Kluge, bei denen viele Karussellbetreiber zugesagt hätten, unter ihren Kollegen für Beeck zu werben. „Daraus schöpfen wir unsere Hoffnung.“

Dabei hatte die Stadt Duisburg die Beecker Kirmes tatsächlich komplett beerdigen und in diesem Sommer an der Schauinslandreisen-Arena mit der „Sportpark-Kirmes“ einen Neustart in Neudorf wagen wollen. Nach massiver Kritik bröckelte jedoch die für diese Entscheidung sicher geglaubte Mehrheit im Rat, sodass die Verwaltung die Beschlussvorlage Ende März überraschend zurückzog. Somit blieb die aktuelle Volksfestsatzung in Kraft, die einen Jahrmarkt in Beeck vorsieht.

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Duisburg Kontor hatte durch seinen Sprecher Klomparend nach dieser Entscheidung noch umgehend versichert: „Es wird eine Beecker Kirmes geben, und wir sind gut darauf vorbereitet.“ Allerdings hatte nur gut drei Wochen zuvor Uwe Kluge noch betont: „Wir sehen in Beeck zukünftig kein großes Volksfest mehr.“ Ausschlaggebend waren für ihn der enttäuschende Rücklauf der Schausteller auf die städtische Ausschreibung. Für viele gilt der Standort wohl als verbrannt, der Parkplatz am MSV-Stadion aber ebenso.

„Sargnagel“: Schausteller Mike Bengel kritisiert Absage als großen Fehler

Ohne politische Mehrheit für die Sportpark-Kirmes lautete der Auftrag an Duisburg Kontor, einen Rummel in Beeck zu organisieren. Wegen des geringen Interesses der Karussellbetreiber sollte die diesjährige Beecker Kirmes kleiner werden, aber einen stärkeren lokalen Charakter bekommen. So wurden etwa die örtlichen Vereine einbezogen. Der Neustart 2023 soll beweisen, dass dieser Ansatz richtig ist.

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Die Absage hält Mike Bengel, anders als viele seiner Schausteller-Kolleginnen und -Kollegen, für einen großen Fehler: „Wenn die Beecker Kirmes abgesagt wird, gibt es sie vielleicht nächstes Jahr gar nicht mehr“, fürchtet der Duisburger. Wenn sich die Budenbesitzer erst einmal umorientierten, kämen die meisten nicht mehr zurück. Das Desinteresse der Schausteller an Duisburg werde dadurch nur größer.

Bengel plädiert dafür, den Jahrmarkt als kleine Familienkirmes zu veranstalten und sie Jahr um Jahr wieder auszubauen. Gerade nach der Corona-Zeit würde auch ein Rummel mit nur 30 oder 50 Ständen sehr gut angenommen. Das habe zuletzt die kleine Kirmes in Homberg bewiesen. Bengel befürchtet nun, dass die Absage durch die Stadt der Sargnagel für die die Beecker Kirmes wird.