Duisburg. Raubüberfälle, Taschendiebstähle und Einbrüche: In Duisburg sind Täter wieder öfter vor Ort aktiv. Drei Stadtteile stehen dabei im Fokus.
In welchen Stadtteilen in Duisburg waren Täter im Jahr 2022 besonders oft aktiv? Eine Orientierung bietet der aktuelle Kriminalitätsbericht der Polizei. Er zeigt: Die meisten Straftaten wurden mit 4035 erneut im Dellviertel begangen.
Der innenstadtnahe Ortsteil bleibt dabei im Fokus. Denn: Bereits 2019, 2020 und 2021 registrierte die Behörde dort mit Abstand die höchste Gesamtkriminalität. So viele Delikte wie 2022 wurden in diesen Jahren allerdings nicht begangen. 2021 waren es 3226 Straften, die Steigerung zu 2022 liegt also bei 25 Prozent.
In ihrer Zusammenfassung berichtet die Polizei von einem generellen Wiederanstieg der Kriminalitätsbelastung in den Stadtteilen. Der Trend aus den Vorjahren setze sich demnach nicht fort. „Während die Täter zu Zeiten der Corona-Maßnahmen ihren Tatort zunehmend in den Bereich des Internets verlegten, stiegen nun die Zahlen der vor Ort begangenen Straftaten wieder. Sie haben fast schon das Niveau des Jahres 2019 erreicht“, bilanziert der Kriminalitätsbericht.
Straftaten in Duisburg: Dellviertel, Marxloh und Altstadt mit hohen Fallzahlen
Er führt die 15 Ortsteile mit den höchsten Fallzahlen auf (siehe Grafik). Auffällig dabei: Die drei Stadtteile mit den meisten Fällen sind dieselben wie schon 2021, nur in anderer Reihenfolge: Dellviertel, Marxloh, Altstadt. Und: Unter den Top 15 befinden sich nur Stadtteile aus den Stadtbezirken Mitte, Nord und West. Der Duisburger Süden ist nicht vertreten.
Die Taten sind in der aktuellen Statistik zum Teil nach Delikttyp aufgeschlüsselt. Im Dellviertel, der Altstadt und Marxloh zählt die Polizei besonders viele Fälle von Straßenkriminalität. Ein Beispiel dafür sind die Zahlen für bekannte Raubdelikte:
- Dellviertel: 75
- Altstadt 48
- Marxloh: 40
„Die Tatorte konzentrieren sich stärker auf die Innenstadt und das Dellviertel, also an den Orten, an denen sich die meisten Menschen in der Öffentlichkeit aufhalten“, so die Polizei.
Aber: Auch die Zahl der Raubüberfälle in Mittelmeiderich (37 Taten) und Obermeiderich (22 Taten) fällt auf. Der Hintergrund: Bei einer Raub-Serie überfiel eine neunköpfige Jugendgruppe im Frühjahr 2022 in wechselnder Zusammensetzung in zehn Fällen Tankstellen, Netto-Filialen und Spielhallen. Dort drohten sie mit Messern, Schreckschusspistolen und Werkzeugen. Die Ermittler des Kriminalkommissariats 13 konnten die Täter ausfindig machen, die ersten wurden bereits zu Jugendstrafen von mehr als drei Jahren verurteilt. Weitere Anklagen stehen noch aus.
Taschendiebe waren 2022 am häufigsten in Alt-Hamborn, dem Dellviertel und der Altstadt unterwegs – so wie bereits im Jahr 2021.
Mehrfach hat die Polizei betont, dass neben der Straßenkriminalität (Raub, Diebstahl, Körperverletzung) auch Einbrüche deutliche Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl der Menschen in ihren Vierteln haben. Auch dort stehen Marxloh (75 Einbrüche) und das Dellviertel (59 Einbrüche) oben in der Statistik. Eine Überraschung: In Wanheimerort stiegen Einbrecher mit 57 Fällen ebenfalls in Häuser, Wohnungen und Geschäftsimmobilien ein.
Was führt in Duisburg zu Nord-Süd-Gefälle?
Was führt in Duisburg bei der Kriminalitätsbelastung zu einem Nord-Süd-Gefälle? Und warum stehen dabei seit Jahren das Dellviertel, Marxloh und die Altstadt besonders im Fokus? Die Polizei führt abweichende Sozialstrukturen und Einzugsbereiche als Faktoren an.
Nach einer gemeinsamen Langzeitstudie der Hochschulen Münster und Bielefeld, bei der die Wissenschaftler 3000 Menschen in Duisburg befragten, sind soziale Benachteiligungen, ein schlechtes Schulklima, familiäre Gewalt sowie der Konsum von Gewaltmedien als indirekte Faktoren herausgearbeitet worden.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
„Bei einer Bewertung der Fallzahlen ist zudem zu berücksichtigen, dass die Stadtteile hinsichtlich ihrer Einwohnerzahlen unterschiedliche Größenordnungen aufweisen“, heißt es in dem Kriminalitätsbericht. In Duisburg zählt das Dellviertel mit 14.485 Einwohner nach Daten der Stadt vom 30. September 2022 zum oberen Mittelfeld. Marxloh ist mit 21.991 Menschen tatsächlich der einwohnerstärkste Stadtteil. Allerdings: Bergheim, der Stadtteil, in dem die zweitmeisten Duisburger leben, taucht bei den 15 am meisten von Kriminalität belasteten Stadtteilen nicht auf.
>> So erfolgt die Zuordnung
- Die Zuordnung der Straftaten zu den einzelnen Stadtteilen erfolgte über das polizeiliche Vorgangsbearbeitungssystem. „Hier können die Deliktbereiche den Stadtteilen zugeordnet werden“, heißt es in der Erklärung.
- Nicht jede Tat ist dadurch jedoch eindeutig einem Ortsteil zuzuordnen.