Duisburg. Die Zahl der Straftaten hat in Duisburg 2022 deutlich zugenommen. Der Kriminalitätsbericht zeigt, was der Kripo dabei aufgefallen ist.

Wieder mehr Einbrüche und auch mehr Straßenkriminalität: Nach zwei ruhigeren „Corona-Jahren“ hat die Zahl der Straftaten in Duisburg merklich zugenommen. Sie ist so hoch wie seit 2017 nicht mehr. Das geht aus dem aktuellen Kriminalitätsbericht der Polizei hervor. Mehr als jede dritte Straftat ist dabei ein Diebstahl.

„Im Hinblick auf die Kriminalität ist die Pandemie schon lange vorbei“, unterstreicht Polizeipräsident Alexander Dierselhuis.

Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis blickt auf das Jahr 2022 zurück.
Duisburgs Polizeipräsident Alexander Dierselhuis blickt auf das Jahr 2022 zurück. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die wichtigsten Werte auf einen Blick: Die Gesamtzahl der Delikte ist im Vergleich zum Jahr 2021 um 7,17 Prozent von 43.267 auf 46.371 gestiegen. Eine ähnliche Entwicklung ist in NRW zum Beispiel auch in Essen zu beobachten. In der Nachbarstadt Düsseldorf stieg die Gesamtzahl sogar um 24,36 Prozent.

Der Zuwachs in Duisburg lasse sich laut Polizeiangaben vor allem mit dem Anstieg der Fallzahlen bei Einbrüchen, Diebstählen und Körperverletzungen begründen.

  • Diebstähle 2022: 16.770 (2021: 14.451)
  • Einbrüche 2022: 1135 (2021: 807)

Der entstandene Schaden liegt nach Polizeiangaben innerhalb von 12 Monaten bei 2,83 Millionen Euro. In 507 Fällen schlugen die Täter tagsüber zu. „Sowohl die gestiegene Schadenssumme, als auch die Steigerung im Bereich der Tageswohnungseinbrüche lassen darauf schließen, dass die Anzahl der professionell agierenden Täter gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Auch bei den ermittelten Tatverdächtigen handelte es sich zumeist um professionell und überörtlich agierende Mehrfachtäter“, fasst die Polizei zusammen.

  • Körperverletzungen 2022: 5100 (2021: 3947)

Die Zahl der Körperverletzungen hat in Duisburg einen traurigen Allzeithöchststand erreicht. „Die Duisburger drängen wieder in die Öffentlichkeit. Angestaute Aggressionen können zu Konflikten führen, die nicht immer gewaltfrei gelöst werden“, erläutert der Bericht.

Aufklärungsquote der Duisburger Kriminalpolizei ist gesunken, liegt aber über NRW-Schnitt

Nach einem Rekordwert im Jahr 2020 und einem nur minimal schlechteren Wert 2021 sank die Aufklärungsquote der Ermittler. Insgesamt 53,40 Prozent aller Straftaten konnten sie aufklären. Ihre Quote ist somit immer noch besser als der Landesdurchschnitt, jedoch so niedrig wie seit 2013 nicht mehr. „Auch wenn wir in der Vergangenheit Erfolge einfahren konnten, zeigen die Entwicklungen: Wir dürfen jetzt nicht locker lassen. Und das werden wir auch in Zukunft nicht. Wir werden Veränderungen sehr genau beobachten und unseren Ressourceneinsatz prüfen“, verspricht Dierselhuis.

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In seiner Behörde hat die Arbeitsbelastung nach eigenen Angaben 2022 noch einmal zugenommen: Mehr Mordkommissionen als 2021 (39 im Vergleich zu 29) und arbeitsintensive Ermittlungskommissionen beschäftigen die Kripo. Dabei ist zu beachten: Die Beamten der Polizei Duisburg sind dabei auch für Kapitaldelikte im Kreis Wesel zuständig. So ermittelten sie dort auch in acht Mordkommissionen.

Mann erschoss seine Ehefrau und sich selbst vor Duisburger Klinik

Viele der Fälle stufte die Staatsanwaltschaft – wie in der Vergangenheit auch – nach umfangreichen Ermittlungen zu Körperverletzungen herunter. Allerdings: 15 Straftaten gegen das Leben sind für 2022 registriert, darunter sechs Mal Mord.

Der Fall, der der Öffentlichkeit vielleicht am nachhaltigsten im Gedächtnis blieb: Am 25. Juli erschoss ein Mann aus Tönisvorst seine Ehefrau auf dem Parkplatz des Johanniter-Krankenhauses in Bergheim, anschließend tötete er sich selbst. Die 47-Jährige hatte sich zuvor von ihm getrennt.

Die Spurensicherung bei der Arbeit nach der Tat vor dem Johanniter-Krankenhaus im Duisburger Westen.
Die Spurensicherung bei der Arbeit nach der Tat vor dem Johanniter-Krankenhaus im Duisburger Westen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Mehrfach hat die Polizei in den vergangenen Jahren betont, dass gerade die Delikte, die für Schlagzeilen sorgen, dass subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger stören. „Herausragend“ war unter diesem Gesichtspunkt die Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt am Abend des 4. Mai. Dort eskalierte an dem Frühlingsabend eine Fehde zwischen der Rockergruppe Hells Angels und dem türkisch-libanesischen Saado-Demir-Clan. Nach Gerüchten, die sich hartnäckig halten, soll der Auslöser ein Streit über Schutzgeldzahlungen für ein Lokal im Bereich des Altmarktes gewesen sein.

Rund 100 Personen waren an der blutigen Eskalation beteiligt, über die Medien in der ganzen Bundesrepublik berichteten. Dabei fielen in einem kurzen Zeitraum aus mindestens zwei scharfen Waffen über 30 Schüsse, vier Männer wurden verletzt – darunter sowohl Rocker als auch Clan-Mitglieder. Drei Schützen haben die Ermittler identifiziert.

Die Polizei reagierte unter anderem mit einer temporären Videoüberwachung vor Ort. Alexander Dierselhuis ordnet auch mit Blick auf die Geschehnisse am Hamborner Altmarkt ein: „Gesellschaftliche Umstände ändern sich radikal schnell und die Polizei muss immer die Antwort haben.“