Duisburg. Auf der Schrottinsel in Duisburg entsteht der modernste Schredder Europas. Darum produziert TSR Recycling dort besonders reinen Stahlschrott.

Auf der Duisburger Schrottinsel entsteht bei der TSR Recycling GmbH die nach Unternehmensangaben „modernste Anlage Europas für Stahl-Recycling“. Dort sollen aus Metallschrott rund 330.000 Tonnen Recyclingstahl erzeugt werden, der in den Hochöfen und Konvertern der Duisburger Stahlunternehmen die CO2-Emissionen deutlich senken soll. „Ende des Jahres soll die Produktion anlaufen“, kündigte TSR-Regionalleiter Christian Blachert am Mittwoch beim Besuch von NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) in Duisburg an.

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Für Neubaur, die in der Landesregierung auch die Themen Industrie, Klimaschutz und Energie verantwortet, war die Schrottinsel nicht nur Station auf ihrer Tour durch die Kreislaufwirtschaft im Land. Die 40 Millionen Euro Baukosten der 250 Meter langen und 70 Meter breiten Anlage, die auf drei Hektar Fläche entsteht, fördert ihr Ministerium mit 6,4 Millionen Euro. Zum Spatenstich kam im April noch Neubaurs Vorgänger Andreas Pinkwart (FDP) nach Duisburg. Nun stehen die Arbeiten an den Fundamenten vor dem Abschluss, im September soll der Aufbau beginnen.

Wirtschaftsministerium fördert den Bau des Super-Schredders im Duisburger Hafen

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Errichtet wird der Riesen-Schredder im Zuge des Projektes Reders. Der Name steht für: Reduzierte CO-Emission durch Erhöhung der Recyclingquote bei der Stahlerzeugung. Beteiligt sind auch Thyssenkrupp Steel (TKS) und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). „Wir wollen mit der Anlage zeigen, dass wir Recyclingstahl mit einer Reinheit von 98 Prozent im industriellen Maßstab produzieren können“, erklärt TSR-Geschäftsführer Bernd Fleschenberg.

Um „TSR40“, so lautet der Name für die Stahlkugeln in der Größe eines Tischtennisballs, zu produzieren, muss das angelieferte Altmetall in deutlich kleinere Teilchen zerschnitten werden als bisher, penibler sortiert und präziser analysiert werden. Mit der aktuellen Anlage, mit der TSR in Duisburg pro Jahr rund 500.000 Tonnen Metall aufbereitet, sei das nicht möglich, erklärt Christian Blachert. Das doppelte Volumen haben die Kugeln, zu groß für den Einsatz im Hochofen.

Noch Baustelle: Auf einem drei Hektar großen Areal wird in den nächsten Monaten der neue Schredder aufgebaut. Die Arbeiten an den Fundamenten stehen vor dem Abschluss.
Noch Baustelle: Auf einem drei Hektar großen Areal wird in den nächsten Monaten der neue Schredder aufgebaut. Die Arbeiten an den Fundamenten stehen vor dem Abschluss. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Recycling-Schrott senkt den CO2-Ausstoß der Duisburger Hochöfen

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Um dort den Anteil von Eisenerz und Koks zu reduzieren, müssen die Kugeln klein und möglichst frei von Verunreinigungen mit anderen Metallen sein, erklärt Roswitha Becker, Sprecherin für die Klimastrategie bei Thyssenkrupp Steel. „Die Anlagen könnten ansonsten Schaden nehmen.“ Einfacher und etabliert ist der Schrotteinsatz im Konverterprozess im Stahlwerk – weil die Erhöhung des Schrottanteils dort aber technische Grenzen hat, soll der Einsatz im Hochofen den Kohlendioxid-Ausstoß senken. Becker: „Dort entstehen 85 % der CO-Emissionen auf der Hütte.“

Thyssenkrupp Steel hat den ersten „Bluemint Steel“ bereits produziert

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Die ersten 2000 Tonnen „Bluemint Steel“ hat TKS bereits produziert (wir berichteten), der CO2-Anteil in der Produktion liegt nach Unternehmensangaben um 64 % niedriger als bei konventionell produziertem Stahl. Zwar ist der Bluemint-Stahl noch deutlich teurer, jede Tonne nicht anfallendes Kohlendioxid ist aber für die Hersteller angesichts steigender Preise für die CO2-Zertifikate bares Geld.

„Der Markt muss sich entwickeln“, sagen TKS-Sprecherin Becker für den „grünen“ Stahl und TSR-Geschäftsführer Fleschenberg über seinen Recycling-Stahl. Die Nachfrage danach werde steigen, ist er sicher - und der Super-Schredder im Duisburger Hafen werde bald Schwester-Anlagen an anderen Standorten bekommen.

Zu 98 Prozent aus sortenreinem Stahl sollen die TSR40-Kugeln sein, die am Ende des Sortier- und Zerkleinerungsprozesses in der neuen Anlage auf der Schrottinsel produziert werden. Sie werden von der Stahlindustrie zur Senkung der CO2-Emissionen in den Hochöfen eingesetzt.
Zu 98 Prozent aus sortenreinem Stahl sollen die TSR40-Kugeln sein, die am Ende des Sortier- und Zerkleinerungsprozesses in der neuen Anlage auf der Schrottinsel produziert werden. Sie werden von der Stahlindustrie zur Senkung der CO2-Emissionen in den Hochöfen eingesetzt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

TSR RECYCLING: DIESE THYSSEN-GESCHICHTE STECKT IM NAMEN

  • Die ersten beiden Buchstaben der TSR stehen für Thyssen Sonnenberg, 1890 gegründet und damit eines der ältesten Schrott-Handelsunternehmen Deutschlands. Nach der Fusion Thyssen/Klöckner 1996 und der Umbenennung in Thyssen Sonnenberg Recycling wurde das Unternehmen 2000 zunächst an die niederländische SHV verkauft. 2015 übernahm der Entsorgungskonzern Remondis (Lünen) zunächst 60 %, zwei Jahre später auch die übrigen Anteile.
  • Mit insgesamt 170 Standorten, die meisten davon in Deutschland, Tschechien, den Niederlanden und Polen ist die TSV nach eigenen Angaben das führende Unternehmen für Stahlschrott und Nichteisen-Metalle in Europa. Am Standort Duisburg auf der Schrottinsel sind rund 100 Mitarbeitende beschäftigt.