Essen. Der aus Südamerika stammende Nager hat sich an der Ruhr breitgemacht. Im Heisinger Naturschutzgebiet sollen nun Lebendfallen aufgestellt werden.
Sie sind an der Ruhr heimisch, natürliche Feinde müssen sie dort nicht fürchten: Die Rede ist von der Nutria, auch Biberratte genannt. Die Nager haben sich in den vergangenen Jahren stark vermehrt. In der Heisinger Ruhraue will ein Jäger die Tiere nun einfangen, um sie dann zu töten.
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Der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Essen liegt ein entsprechender Antrag für den Jagdbezirk an der Roten Mühle in Heisingen vor. Der Jagdausübungsberechtigte will dort an Gewässern bis zu fünf Lebendfallen aufstellen, wie es heißt, fernab der Wege.
Die Fallen würden auf das Gewicht der Nager eingestellt, so dass kleinere Säugetiere darin nicht gefangen werden. Löst die Falle aus, wird der Jäger per Funk benachrichtigt. Gefangene Nutria würde er mit einer Kleinkaliberpistole erlegen.
Für das Töten der Tiere ist eine Befreiung nach dem Naturschutzgesetz erforderlich
Das Aufstellen von Lebendfallen muss der Unteren Jagdbehörde angezeigt werden. Da das Töten von Tieren in der Heisinger Aue gemäß dem Landschaftsplan verboten ist, ist eine Befreiung von dem Verbot durch die Untere Naturschutzbehörde erforderlich. Die Behörde ist geneigt, die notwendige Genehmigung gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz zu erteilen. Der Beirat, in dem Naturschutzverbände und andere Interessengruppen vertreten sind, muss allerdings zustimmen.
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Martin Maschka, Gründer der Natur- und Wildnisschule Ruhrgebiet, zeigt Verständnis für die Haltung der Naturschutzbehörde. Anders als durch Abschuss werde man der wachsenden Population nicht Herr, denn diese nehme längst überhand. Gleiches gelte übrigens für Kanadagänse, fügt Maschka an.
Nutrias stammen ursprünglich aus Südamerika, wo sie in subtropischen Gefilden vorkommen. In Europa wurden die Nager wegen ihres Pelzes gezüchtet. Ausgesetzte oder aus der Gefangenschaft geflohene Tiere haben sich in der freien Natur rasch vermehrt, so dass die Nutria auch in hiesigen Breiten heimisch geworden ist. Zumindest in der warmen Jahreszeit fühle sich der Nager hier wohl. Anders im Winter, eisige Kälte sei für die Nutria eine Qual, berichtet Maschka.
Vor Menschen hat die Nutria ihre natürliche Scheu häufig bereits verloren
Ausgewachsene Exemplare werden bis zu 65 Zentimer groß und bis zu zehn Kilogramm schwer. An der Ruhr leben die Tiere unbehelligt, denn natürliche Feinde wie Luchse oder Wölfe gibt es dort nicht. Der Uhu, auf dessen Speiseplan Nutrias ebenfalls stehen, komme nur selten vor – zu selten jedenfalls, um die Population der Biberratte auf natürlichem Weg zu regulieren.
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An Menschen haben sich Nutrias häufig bereits gewöhnt. Da sie von Spaziergängern aus falsch verstandener Tierliebe gefüttert würden, verlören sie ihre Scheu, so Maschka. Der Ruhrverband bittet eindringlich darum, die Nager nicht zu füttern, denn sie richten erheblichen Schaden an, in dem sie in Uferbefestigungen Löcher graben. Im Winter ernähren die Tiere sich von Flussmuscheln. „Das ist ein Eingriff in die ökologische Zusammenhaltskette“, gibt Martin Maschka zu bedenken.
Auch hat die Untere Naturschutzbehörde an verschiedenen Gewässern in der Heisinger Aue durch Fraß verursachte Vegetationsschäden festgestellt. Davon betroffen seien neu angepflanzter Schilf sowie Teichrosen. Im Ergebnis stehe die Behörde dem Antrag des Jagdausübungsberechtigten positiv gegenüber. Der will seinen Fang weiterverwerten, wohl nicht nur der Pelze wegen. Das Fleisch der Nutria wird als wohlschmeckend beschrieben. Geschmacklich erinnere es an eine Mischung aus Kaninchen und Spanferkel.