Duisburg. Einige fürchten sich vor Nosferatu-Spinnen. Zwei Psychologinnen aus Duisburg erklären, woher die besondere Angst kommt und geben Tipps.

Sie hat lange, behaarte Beine, auf ihrem Rücken eine Zeichnung, die an einen Vampir erinnert, krabbelt gerne in Wohnungen und kann durch menschliche Haut beißen: Die Nosferatu-Spinne bringt viele Eigenschaften mit, vor denen sich Menschen ekeln – manche sogar fürchten.

Diese Angst wird vor allem in den sozialen Netzwerken deutlich. So heißt es in den Kommentaren unserer Facebook-Beiträge zur Nosferatu-Spinne: „Ich würde auf der Stelle tot umfallen“, „mein Horror wird wahr“ oder „Testament abschließen und beten“.

Psychologinnen in Duisburg erklären besondere Angst vor der Nosferatu-Spinne

Doch warum fürchten sich Menschen vor der Nosferatu-Spinne? Die Hauswinkelspinne zum Beispiel wird deutlich größer und ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland heimisch. Außerdem ist der Biss der Nosferatu-Spinne mit einem Wespenstich vergleichbar. Nur in sehr seltenen Fällen kann er Menschen gefährlich werden.

„Ihr Name an sich ist horrorhaft, die Spinne ist neu und auch die Ankündigung, dass es eine Gift-Spinne ist, flößt vielen Menschen Angst ein“, sagt Diplom-Psychologin Susanne Kleine-Pralat aus Duisburg gegenüber unserer Redaktion. Außerdem meint sie: „Wer jetzt Angst vor der Nosferatu-Spinne hat, hatte bestimmt schon immer eine latente Spinnenphobie.“

Ihrer Schätzung nach verspüren 70 bis 80 Prozent aller Deutschen mindestens ein bisschen Angst, wenn sie Spinnen sehen. Einerseits sei die Angst evolutionär bedingt: „Als Menschen in der Urzeit noch oft giftigen Spinnen begegnet sind, war die Angst wie ein Warnfaktor“, so Kleine-Pralat. Andererseits bekämen viele Menschen im Kindesalter mit, wie sich ihre Eltern vor Spinnen fürchten.

„Angst vor Autos wäre angebrachter“

Ähnlich begründet es auch die Psychologische Psychotherapeutin Karina Meinders-Pigorsch, die in einer Praxis in Duisburg-Mündelheim arbeitet: „Kinder übernehmen oft die Angst der Eltern, wenn die sich vor Spinnen fürchten. Angst vor Autos wäre vielleicht angebrachter, weil im Straßenverkehr viel mehr Menschen sterben. Aber wenn Kinder mit Spielzeug-Autos spielen, lernen sie nicht, sich davor zu fürchten.“

Karina Meinders-Pigorsch arbeitet als psychologische Psychotherapeutin in einer Duisburger Praxis. Zwei ihrer Patienten kamen mit einer Spinnenphobie auf sie zu.
Karina Meinders-Pigorsch arbeitet als psychologische Psychotherapeutin in einer Duisburger Praxis. Zwei ihrer Patienten kamen mit einer Spinnenphobie auf sie zu. © Andreas Zimmermann

Meinders-Pigorsch erkennt, dass vielen Menschen die Angst vor der Nosferatu-Spinne im Moment bewusster ist als die vor anderen Spinnen. Sie meint: „Zurzeit finden viele Krisen gleichzeitig statt. Dadurch fühlen sich viele Menschen im Innersten bedrängt. Dann findet so ein neues Ereignis wie das Auftreten einer neuen Spinne ein Ventil, dass Menschen besonders in Angst versetzt.“

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Ihrer Meinung nach haben jedoch nicht alle Menschen direkt eine Spinnenphobie, wissenschaftlich Arachnophobie genannt, wenn sie sich vor der Nosferatu-Spinne ekeln. „Man spricht von einer Phobie, wenn man bestimmte Tätigkeiten wegen der Angst vermeidet und die Lebensqualität sinkt“, sagt Meinders-Pigorsch. Menschen mit einer Spinnenphobie könnten zum Beispiel nicht mehr in den Keller oder unter Bäume gehen, weil sie sich davor fürchten, einer Spinne zu begegnen.

>> NOSFERATU-SPINNEN: PSYCHOLOGIN GIBT TIPPS GEGEN DIE ANGST

  • Bei einer Spinnenphobie hilft nach Angaben von Karina Meinders-Pigorsch, Psychologin in Duisburg, oft nur eine therapeutische Behandlung.
  • Bei Ekel oder leichter Angst können sich Betroffene auch selbst helfen. Meinders-Pigorsch empfiehlt: „Am besten ist es, die Angst durch Neugier auszutauschen. Man kann sich zum Beispiel spannende Berichte über die Spinne durchlesen und sie so behandeln wie andere neue Tiere, vor denen man keine Angst hat.“