Duisburg. Waschen, trocknen, glätten: Reinigungen verbrauchen sehr viel Energie. Die Krise trifft sie hart. Wie Duisburger Betriebe mit den Kosten kämpfen.
Wer durch die Betriebshallen von Böge Textil-Service in Duisburg-Friemersheim geht, muss Slalom laufen. Bis auf Brusthöhe hängen allerhand Klamotten vom Band herunter: Blaumänner, Kittel, Cargohosen, Shirts, Schutzjacken. Sie durchlaufen Waschmaschinen, Trockner; zum Schluss den „Finisher“, der die Teile glättet. Etwa 50.000 Kleidungsstücke machen diesen Prozess pro Woche durch.
Der Betrieb vermietet Berufs- und Schutzkleidung an Unternehmen, wäscht sie und liefert die sauberen Sachen täglich wieder aus. Gerade in der Corona-Krise war das ein gutes Geschäft. Schließlich steht Hygiene seitdem hoch im Kurs. Anders sieht es jetzt in der Energiekrise aus. Denn Reinigungen verbrauchen viel Strom und Gas. Die Kosten steigen, hinzu kommen die Sorgen vor einem Gasmangel – bei Böge Textil-Service und in der ganzen Branche.
Böge Textil-Service verbraucht mehr Gas als 100 Einfamilienhäuser
Etwa 2700 Megawattstunden (MWh) Gas verbraucht der Duisburger Betrieb pro Jahr – „mehr als 100 Einfamilienhäuser“, sagt Prozessmanager Tim Kelterbaum. Der Stromverbrauch ist etwas geringer, mit 500 Megawattstunden aber immerhin noch so groß wie der von 120 Vier-Personen-Haushalten. Hinzu kommt eine große Menge an Diesel für die Fahrzeuge, die die Kleidung bei den Kunden abholen und nach der Wäsche wieder dort hinbringen.
Der Dampfkessel verbraucht den Großteil des Gases. Er erzeugt die Wärme und den Dampf, um die Kleidung zu waschen und zu glätten und um die Heizungsanlagen zu betreiben. Auch die Trockner und Finisher verschlingen viel Gas. Strom wird vor allem für die Falt- und Waschmaschinen, Druckluftkompressoren und Filtrationsanlagen gebraucht.
„Wenn die Preise weiter auf diesem Niveau bleiben, machen wir ab dem nächsten Jahr keinen Gewinn mehr“, sagt Geschäftsführerin Bärbel Fink.
20 Cent pro Kilowattstunde Strom zahle das Unternehmen zurzeit – viermal mehr als noch im Vorjahr. Beim Gas habe sich der Preis verdreifacht. Dass die Firma überhaupt noch mehr einnimmt als ausgibt, liege nur daran, dass sie 80 Prozent der Energie zu vor der Krise festgelegten Konditionen einkauft. „Aber die werden die Anbieter künftig erhöhen“, so Fink.
Betrieb passt Prozesse an und spart 14 Prozent Gas über den Sommer
Viele der 120 Mitarbeiter seien wegen der Krise besorgt: „Gerade am Anfang haben sich manche gefragt, was aus ihrem Arbeitsplatz wird, wenn ein Gasmangel auftritt“, meint Bärbel Fink. Zwar sei ein Gasmangel nun nicht mehr zu befürchten. Dennoch stünden manche Mitarbeiter wegen der steigenden Preise unter Druck. „Das merkt man bei Gesprächen im Flur“, berichtet die Geschäftsführerin.
Das Unternehmen habe mit mehreren Maßnahmen über den Sommer 14 Prozent Gas im Vergleich zum Sommer 2021 sparen können. Zum Beispiel habe der Betrieb den Druck des Dampfkessels und die Temperatur der Waschmaschinen reduziert – „nur so weit, dass die Qualität nicht darunter leidet“, versichert Prozessmanager Tim Kelterbaum. Über den Winter könne man weitere fünf Prozent Energie sparen, indem die Heizung in den Gebäuden heruntergedreht wird.
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Kleinere Reinigungen blicken oft noch sorgenvoller auf die Energiekrise. Dazu gehört Textilpflege Biehl, ein Familienbetrieb aus Duisburg-Neudorf, in dem neben den beiden Betreibern nur drei weitere Mitarbeiter in Teilzeit angestellt sind. „Wir müssen kämpfen, um zu überleben“, sagt die Frau des Inhabers, Sabine Biehl. Die Energiekosten machen den größten Teil der Betriebsausgaben aus.
Textilpflege Biehl: Hohe Nachfrage, aber auch hohe Kosten
3000 Liter Öl verbraucht der Betrieb im Jahr. 2021 haben die Inhaber noch 70 Cent pro Liter bezahlt, nun sind es 164 Cent. Innerhalb eines Jahres geben sie damit 2820 Euro mehr Geld für Öl aus. Zusätzlich verbraucht der Betrieb 10.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Die Stromrechnung für 2022 steht noch aus. Auch Reinigungsmittel, Papier, Folie Bügel sind deutlich teurer geworden.
Anders als bei Böge Textil-Service hat bereits die Corona-Pandemie für große Einbußen bei Textilpflege Biehl gesorgt: „Im Homeoffice tragen die meisten keinen Anzug. Also geben sie ihn auch nicht in der Reinigung ab. Genauso sieht es mit Kleidung bei Feiern und Hochzeiten aus“, erklärt Biehl. Mittlerweile laufe der Betrieb wieder gut. „Dafür kämpfen wir jetzt nicht mit zu geringer Nachfrage, sondern mit zu hohen Kosten.“
Bisher habe die Reinigung ihre Preise nicht erhöht. „Das müssen wir aber bald machen und die Kunden rechnen auch schon damit“, sagt Sabine Biehl. Die Textilpflege-Firma habe überwiegend Privatkunden. Viele davon würden ihre Kleidung schon seit vielen Jahren bei Biehl reinigen lassen – „und das machen sie hoffentlich weiterhin.“