Duisburg-Friemersheim. Die Künstler gaben ihren Gästen die Chance, ihre Sorgen für einen Moment auszublenden. Im Programm ging es um das Thema Freiheit.
Irgendwie schaffen sie es immer die Probleme, die gerade in der Welt existieren, vergessen zu machen. Wenn es in der Dorfkirche in der herbstlichµen Abendstimmung schummrig wird, ist es geradezu, als lege sich ein riesiger Schatten auf die aktuelle Weltlage, wenn neo-barocke Melodien von den Musikern der „Kleinen Welten“ erklingen – und es den etwa 70 Gästen möglich ist, ihre aktuellen Sorgen auszublenden.
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Das Kleinkunstensemble Kleine Welten gibt es bereits seit Ende der 90er-Jahre, politisiert haben der Lyriker Christian Behrens und sein musikalischer Mitstreiter Thomas Hunsmann am Piano in all ihren Auftritten nicht. Auch nicht bei dem 19. Programm „Sei so frei am Niederrhein“, in dem sie durch die Blume hindurch die Freiheit als höchstes menschliches Gut im Kirchenraum entstehen lassen. Verstärkt haben sie sich dabei mit Karin Jochums am Cello und Volker Kuinke an sämtlichen Flöten. Allen möglichen Blödsinn fabriziert Christian Behrens vor dem Altar, erzählt völlig absurde Geschichten von „Förster Fridolin aus Friemersheim, der um das Frollein Freya freit“, eine aberwitzige Geschichte, die von Alliterationen und den Buchstaben f und v, nur so wimmelt.
Programm des Duisburger Kleinkunsttheaters führt durch die Jahreszeiten am Niederrhein
Das Programm führt wie immer durch die Jahreszeiten am Niederrhein, schöne Fotos von roten Mohnblumenfeldern, Kopfweiden an nebligen Bachläufen oder Luftaufnahmen von Schiffen auf dem Rhein, schimmern dazu über die Videoleinwand und vermitteln das niederrheinische Freiheitsgefühl im Sommer auch visuell. Obwohl die Zeitabschnitte dieses Mal in kleine Rätsel verpackt sind: „Was ist das für eine Jahreszeit, in der es immer noch nicht schneit?“, leitet Behrens rhetorisch zum Herbst über. Bäume mit rot-gelb verfärbten Blättern erscheinen, und die drei Musiker spielen diese neo-romantischen Melodien, wie sie wahlweise aus der Feder Bachs und Mozarts für die Jetztzeit komponiert hätten werden können. „Thomas hat wie immer bei keinem anderen abgeschrieben – zumindest nicht bewusst“, scherzt Christian Behrens mit seinem musikalischen Mitstreiter.
Er solle doch mal wieder was Altes bringen, so der Rat seiner Kompagnons, als sich der Lyriker Behrens in einer scheinbaren „Schreibkrise“ befand. Dieser Fundus von altem Material ist schier unendlich, zumal einige Gedichte noch in der Schublade seines Schreibtischs schlummern. Jedenfalls, als Klassiker präsentierte Behrens dann noch die Erzählung von Egon Kokoschinski und Ditz Kempken, als beide auf einer Strandparty an der Xantener Südsee landen und sich von „Südseeschönheiten“ bezirzen lassen. Darin überschlugen sich die Absurditäten, aber genau so hoffnungsvoll ernst, wird es, wenn Christian Behrens den Song: „Nur wenn du fliegst“ mit seinen Musikern anstimmt – im gleichen Moment, Luftaufnahmen von Rehen, die über verschneite Felder wandern, über die Leinwand gleiten – und die Kleinkünstler am Ende ein Gefühl von Freiheit zurücklassen – wenn auch nicht bewusst.
CD mit neuen Liedern der „Kleinen Welten“ aus Duisburg
Eine CD mit neuen Liedern der „Kleinen Welten“ heißt „Ein neues Jahr am Niederrhein“, und wurde mit dem Orchester der Stadtkirche Moers unter Leitung von Stefan Büscherfeld eingespielt.