Duisburg. Der TKS-Betriebsrat begrüßt Investitionen in Duisburg, stellt sich aber auf eine Krise ein. Die Belegschaft darf dennoch auf eine Prämie hoffen.

Der Betriebsrat von Thyssenkrupp Steel (TKS) verhandelt mit dem Vorstand über das Ende der Leiharbeit im Unternehmen und die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden. Diese war ebenso ein Thema bei der Betriebsversammlung am Mittwoch, zu der sich rund 3000 Beschäftigte an zwei Terminen in der Mercatorhalle trafen. Dort auch ein Thema: Die Inflationsprämie in Höhe von bis zu 3000 Euro. Auch darüber will der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol mit dem Vorstand verhandeln.

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Als Kontrast zu den aktuellen Energie- und Wirtschaftskrisen-Meldungen setzte Nasikkol aber zum Auftakt der Versammlung der TKS-Belegschaft gute Nachrichten zur Investitionsentscheidung für den Bau der ersten Direktreduktionsanlage (DRI) in Duisburg entgegen. In Verbindung mit der Förderzusage des Landes NRW über 500 Millionen Euro sei diese „ein klares Bekenntnis zur industriellen Basis in Deutschland, das die Stahlindustrie als Anfang der Wertschöpfungskette sichert“. Folge müsse nun bis spätestens Ende des Jahres die Zusage des Bundes sein. „Wenn die Anlage 2026 in Betrieb gehen soll, müssen die Aufträge für die Anlagenbauer raus. Weiterer Zeitverzug wäre kritisch“, so Nasikkol.

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„Wir stellen uns auf eine längere Krise ein“, sagt Tekin Nasikkol, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE). Die neue Vereinbarung mit dem Vorstand über Kurzarbeit hat eine Laufzeit von einem Jahr.
„Wir stellen uns auf eine längere Krise ein“, sagt Tekin Nasikkol, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE). Die neue Vereinbarung mit dem Vorstand über Kurzarbeit hat eine Laufzeit von einem Jahr. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Tekin Nasikkol: Der kritische Erfolgsfaktor der Transformation ist der Mensch

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Auch die Forderung nach einem Verzicht auf Leiharbeit und die Azubi-Übernahme erfolgt mit Blick auf die Transformation: „Wir müssen die Belegschaft mit Aus- und Weiterbildung sowie Umschulung auf die neue Technologie vorbereiten, deshalb sollen freie Stellen künftig umgehend unbefristet besetzt werden“, fordert der Betriebsratschef. Der Vorstand habe Gesprächen darüber zugestimmt.

Wachsende Sorge macht die kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung. Wegen anhaltender Lieferketten-Probleme der Automobilindustrie wird auch bei TKS seit drei Monaten wieder Kurzarbeit gefahren. „Betroffen sind derzeit nur einige hundert Beschäftigte, die meisten am Standort Bochum“, berichtet Nasikkol. Stark steigende Energiepreis ließen allerdings befürchten, dass weitere Betriebe der Metallverarbeitung ihre Produktion drosseln: „Wir gehen von einer längerfristigen Krise aus.“

Einigung: TKS stockt Kurzarbeitergeld auf 90 Prozent des Einkommens auf

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Mit dem Vorstand sei deshalb eine Vereinbarung über Kurzarbeit mit einjähriger Laufzeit geschlossen worden. Sie sieht eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent der Löhne und Gehälter vor. „Wir geben die Kurzarbeit weiterhin Monat für Monat frei, müssen aber nicht jedes Mal aufs Neue verhandeln“, erläutert Nasikkol.

Steigende Energiekosten und die Inflation belasten nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Beschäftigten. Die von der Bundesregierung angekündigte abgabenfreie Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro habe deshalb Hoffnungen auf eine kurzfristige Entlastung durch den Arbeitgeber geweckt. „Das ist der weiße Elefant im Raum. Die Erwartung der Belegschaft ist enorm“, berichtet Ali Güzel. Die Zahlung, das weiß auch der Betriebsrat, ist aber auch für das Unternehmen kein Pappenstiel. „Das Thema soll aber nicht gleich in der Schublade verschwinden.“ Der Vorstand habe hier Gesprächsbereitschaft signalisiert – will allerdings zunächst Klarheit über die Entlastung durch den Bund haben. Solange werde auch der Betriebsrat mit einem eigenen Vorschlag warten, kündigt Tekin Nasikkol an.

>> IG METALL: PREISDECKEL FÜR STROM, GAS UND BENZIN

  • Eine Energiepreis-Krise „bisher nicht gekannten Ausmaßes“ belaste Bürger und Unternehmen, so der TKS-Gesamtbetriebsrat. Die Folgen seien insbesondere für energieintensive Betriebe auf die Dauer nicht tragbar.
  • Die Betriebsräte fordern deshalb gemeinsam mit der IG Metall einen Preisdeckel für Strom, Gas und Benzin sowohl für die Industrie als auch für die privaten Haushalte. „Der muss schnell kommen, damit der Ofen nicht ausgeht“, sagte Tekin Nasikkol am Mittwoch.