Bochum. Auftragslage und hohe Energiepreise haben Auswirkungen auf Thyssenkrupp in Bochum. Doch die Stimmung in der Belegschaft ist besser als gedacht.

Das Thyssenkrupp-Werk an der Essener Straße muss aktuell in Teilen Kurzarbeit fahren. Thyssenkrupp-Stahl bestätigt jetzt Informationen unserer Zeitung. Demnach sind in Bochum derzeit 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Kurzarbeit betroffen. Insgesamt arbeiten rund 1800 Beschäftigte im Warmbandwerk, dem Kaltwalzwerk, der Feuerverzinkung und verschiedenen kleineren Werksteilen.

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Dabei endete die letzte Kurzarbeit – schon da als Folge des Krieges in der Ukraine – erst im Mai dieses Jahres. Den dort arbeitenden Autozulieferern war es gelungen, die Produktion von Kabelbäumen in der Ukraine auf andere Standorte zu verlagern. Zum Jahresbeginn hatten sich rund 1200 Beschäftigte des Stahlkonzerns allein in Bochum in Kurzarbeit befunden. Die Bestellungen aus der Automobilindustrie waren damals heftig eingebrochen.

Momentane Auftragssituation ist Problem

Der Konzern nennt als Grund für die aktuelle Notwendigkeit zur Kurzarbeit die „momentane Auftragssituation“, die sich entsprechend auf den Standort auswirke. Ob es auch im Oktober noch Kurzarbeit in Bochum gebe, werde von Thyssenkrupp noch geprüft und hänge von verschiedenen Faktoren ab.

Mit teurem Erdgas müssen die Stahlbrammen in Bochum auf Schmiedetemperatur gebracht werden. Derzeit läuft die Anlage „im Sparmodus“.
Mit teurem Erdgas müssen die Stahlbrammen in Bochum auf Schmiedetemperatur gebracht werden. Derzeit läuft die Anlage „im Sparmodus“. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Der Stahlkonzern verhehlt dabei nicht, dass das Unternehmen derzeit aufgrund der extrem hohen Energiekosten vor enormen Herausforderungen steht. Branchenkreise zufolge habe sich der Gaspreis in Teilen verzehnfacht, was für das Bochumer Werk mit einem Gasverbrauch etwa so hoch wie von einer kleinen Stadt natürlich eine zentrale Rolle spielt.

Während in Bochum teures Erdgas bezogen werden muss, können die Anlagen in Bruckhausen und Beekerwerth mit Mischgas oder Koksgas betrieben werden. Erdgas müsse nur zu einem kleineren Anteil hinzugekauft werden. Beide Anlagen sind Bestandteil eines integrierten Hüttenwerks mit Kokerei und Hochöfen.

Betriebsrat: „Wir sind im Sparmodus“

Der Bochumer Betriebsratschef Engin Karakurt bestätigt: „Ja, wir sind im Warmbandbereich derzeit in einem Sparmodus.“ Gleichzeitig berichtet er von der Betriebsversammlung von Mittwoch (21.9.) mit rund 500 Mitarbeitenden, dass die Stimmung trotz der angespannten Lage gut gewesen sei: „Die Nachrichten zur grünen Transformation von Thyssenkrupp machen auch in Bochum Mut.“

Unterdessen gehen die Vorarbeiten für den Bau des 100-Millionen-Euro teuren Doppelreversiergerüstes (spezielles Kaltwalzwerk) für Stähle in der Elektromobilität und einer neuen Glüh-/Isolierlinie planmäßig voran. Die offizielle Grundsteinlegung soll dem Vernehmen nach noch in diesem Herbst stattfinden. Die Fertigstellung ist weiterhin Mitte bis Ende nächsten Jahres geplant.