Duisburg. Thyssenkrupp will am Walsumer Südhafen die erste wasserstoffbetriebene DR-Anlage bauen. Auch die Standorte für weitere Anlagen stehen schon fest.
Ab 2025 soll in Duisburg mit Wasserstoff Stahl erzeugt werden. Thyssenkrupp plant den Bau von vier sogenannten Direktreduktionsanlagen (DR) auf seinem Werksgelände, die erste davon im Walsumer Südhafen. Jetzt gibt es erstmals Informationen zu den geplanten Standorten der Anlagen 2 bis 4.
Stellvertretend für Thyssenkrupp Steel (TKS) gab Ralf Zigan aus dem städtischen Wirtschaftsdezernat der Bezirksvertretung Walsum einen Überblick über die am Standort Duisburg geplanten Maßnahmen. Als Leiter der Stabsstelle „Invest Support“ begleitet Zigan Unternehmen bei Investitionen, hilft etwa bei der Absprache mit Behörden. Zur Transformation der Stahlherstellung stehe er in engem Austausch mit Thyssenkrupp, wenngleich der größte Teil der benötigten Genehmigungen in die Zuständigkeit der Bezirksregierung falle.
Bau von DR-Anlagen in Duisburg „ein bisschen wie Tetris spielen“
Die erste DR-Anlage, in der Wasserstoff die bisher in Hochöfen verwendete Kohle ersetzt, entsteht nahe des Rheinufers in Fahrn. Rund 150 Meter wird das Bauwerk einmal messen und damit fast so hoch sein wie der Kühlturm des weiter nördlich gelegenen Steag-Kraftwerks.
Unter Anwohnern kursierte bereits die Befürchtung, dass auch die weiteren DR-Anlagen in diesem Bereich gebaut werden sollen und beim Blick Richtung Rhein künftig mehrere dieser Kolosse in den Himmel ragen. Schließlich soll bei der Steag in Walsum eines Tages Wasserstoff produziert werden – der Aufwand beim Bau der benötigten Leitungen würde so minimiert.
Doch Thyssenkrupp plant offenbar anders. Wie Ralf Zigan erklärt, sollen die weiteren DR-Anlagen genau an den Stellen gebaut werden, an denen sich bereits jetzt die konventionellen Hochöfen befinden. „Das wird dann ein bisschen wie Tetris spielen. Wenn die erste Anlage steht, wird ein Hochofen abgerissen und anschließend an dessen Stelle die zweite DR-Anlage errichtet.“ Das werde dann sinngemäß so weitergehen. Thyssenkrupp betreibt im Duisburger Norden vier Hochöfen – Schwelgern 1 und 2 in Marxloh sowie die Hochöfen 8 und 9 in Bruckhausen.
Thyssenkrupp: Brammenlager im Walsumer Südhafen idealer Ort
Für das Unternehmen besteht der Vorteil, dass die Infrastruktur auf dem Gelände bereits vorhanden und auf diese Orte ausgerichtet ist. Und für die erste DR-Anlage im Südhafen habe der Standort des heutigen Brammenlagers einfach gut gepasst: „Die Fläche ist groß genug und die Stromversorgung gewährleistet.“
Genauere Angaben zu dem Bauwerk könne Thyssenkrupp zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen, richtet Zigan aus. Denn noch sei der Auftrag nicht vergeben: „Sobald man weiß, wer die Anlage baut, weiß man auch ungefähr, wie sie aussehen wird.“ Dann werde das Unternehmen auch die Anwohner entsprechend informieren.
Bei der Finanzierung hilft das Land, und mittlerweile zeichnet sich auch der Umfang der Förderung ab: Die Regierung will die Transformation der Stahlherstellung bei TKS mindestens mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag unterstützen. Insgesamt hat das Unternehmen Investitionen von zwei Milliarden Euro angekündigt.
Im Rahmen der irgendwann anstehenden Genehmigungsverfahren werde in jedem Fall „alles mitgedacht“, versichert Zigan – von der Störfallproblematik über Lärmgutachten bis zum Bau der Umgehungsstraße, die nahe des Südhafens verlaufen wird.
>>WER BAUT DIE DR-ANLAGEN? ENTSCHEIDUNG NAHT
Die Entscheidung, welcher Hersteller die DR-Anlagen bauen wird, sollte ursprünglich schon im Sommer fallen. Aktuell wird mit einer Entscheidung im Herbst gerechnet. Dem Vernehmen nach gehört das Duisburger Unternehmen Tenova zum Kreis der Kandidaten.
Das Bauprojekt im Walsumer Südhafen veranschaulicht ein Image-Video, das seit dem vergangenen Winter auf der Webseite von Thyssenkrupp abrufbar ist. Der dort eingezeichnete Standort der DR-Anlage könne sich aber noch leicht verändern, teilte das Unternehmen im Februar mit.