Duisburg. Sozialamt, Ausländerbehörde, Jobcenter: Ukrainische Geflüchtete suchen Orientierung im Duisburger Behördendickicht. Wie es besser werden soll.
Nach dem überstürzten Beginn der Auflösung des Zeltdorfes an der Hamborner Straße (wir berichteten) lief die Versorgung der Geflüchteten in ihren neuen Unterkünften noch nicht rund. Im Dickicht der Zuständigkeiten von Sozialamt, Ausländerbehörde und Jobcenter verstricken sich, wie Betreuer berichten, vor allem Ukrainer, die von der zentrale Aufnahmestelle in Bochum nach Duisburg zugewiesen werden.
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Sie müssen sich nun zurechtfinden ohne die Serviceangebote im Zeltdorf: Dort waren auch Ausländerbehörde und Jobcenter zugegen, es gab Unterstützung bei der Erfassung der Daten und der Beantragung von Leistungen, die seit dem 1. September für Ukrainer nicht mehr nach dem Asylbewerber-Leistungsgesetz bewilligt, sondern vom Jobcenter gewährt werden. Betreut werden die Geflüchteten nun am „Integration Point“ am Körnerplatz im Bezirksamt Rheinhausen, der dort bereits seit einigen Jahren besteht.
Jobcenter Duisburg: Wir sind froh, wenn die Leute schnell zu uns kommen
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„Wir sind froh, wenn die Leute möglichst schnell zu uns kommen, damit wir die Anträge bearbeiten und auch die weitere Integration in die Wege leiten können“, sagt Jobcenter-Sprecherin Kathrin Hugenberg. Trotz Priorisierung nehme die Bearbeitung der Anträge allerdings eine Woche in Anspruch, falls Unterlagen fehlen, könne es auch länger dauern. Diese Zeitspanne ohne Bargeld zu überbrücken, sei für Geflüchtete in Unterkünften wie der Memelstraße schwierig, berichten Betreuer.
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Dort können die Bewohner zwar kochen, müssen aber ihre Lebensmittel selbst einkaufen. „Einigen, die am Montag eingezogen sind, fehlte selbst das Geld, um ein Busticket für die Fahrt zum Jobcenter in Rheinhausen zu kaufen“, berichten Betreuer. Einige seien deshalb am Dienstag erneut ins Zeltdorf gefahren, um dort um Hilfe zu bitten.
QR-Codes für ukrainische Geflüchtete zur Bargeld-Versorgung in Notfällen
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Dieses Problem sei mittlerweile gelöst, berichtet die Jobcenter-Sprecherin: „Wer bei der Ausländerbehörde registriert ist, kann zu uns am Körnerplatz kommen. Niemand wird weggeschickt.“ Bei Geldnot werde den Geflüchteten ein QR-Code ausgestellt, mit dem sie sich im Lebensmittel-Handel mit Bargeld versorgen können. Das gelte auch für sogenannte Drittstaatler – etwa Afrikaner, die in der Ukraine studierten und nun nach Deutschland geflüchtet sind. Kathrin Hugenberg: „Wir haben uns entschlossen, sie zunächst zu versorgen, obwohl die Rechtslage noch ungeklärt ist.“
Die weit überwiegende Zahl der gut 5000 ukrainischen Geflüchteten in Duisburg sei mittlerweile beim Jobcenter im Leistungsbezug, berichtet die Sprecherin. Bearbeitet seien 2212 Anträge (Stand: 16. September) für insgesamt 4066 Menschen, davon seien 2100 bereits bewilligt.