Duisburg. Das Zeltdorf für ukrainische Geflüchtete an der Hamborner Straße wird aufgelöst. Warum Duisburg keine weiteren Kriegsflüchtlinge aufnimmt.

Die Stadt will das Zeltdorf für Geflüchtete aus der Ukraine an der Hamborner Straße in Untermeiderich so schnell wie möglich auflösen. „Wir arbeiten derzeit daran, die Einrichtung kurzfristig sukzessive leer zu ziehen“, teilte die Verwaltung auf Anfrage der Redaktion am Freitag mit. Weitere Ukrainer, die nach Duisburg kommen, dürfen sich derzeit nur in Duisburg niederlassen, wenn bereits nahe Verwandte in der Stadt leben, sie einen Arbeitsplatz oder eine Wohnung nachweisen können, bestätigt die Stadt.

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Seit dem Aufbau im Mai hat sich die kleine Zeltstadt auf dem Gelände des ehemaligen Delta-Musikparks nach und nach geleert. Im so genannten „Delta-Dorf“, das Platz für bis zu 2400 Menschen bietet, leben derzeit noch 537 Geflüchtete. „Die Unterkunft soll nur noch solange bestehen bleiben, bis wir auch diese noch verbliebenen Geflüchteten in Wohnungen vermittelt haben“, teilt die Stadt mit. Die Infrastruktur an der Hamborner Straße werde bereits „in den nächsten Wochen sukzessive zurückgebaut“.

Seit Kriegsbeginn bereits 1.689 Ukrainer in Wohnungen vermittelt

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Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind 1689 Geflüchtete in Duisburg in Wohnungen vermittelt worden, insgesamt konnten 2600 Menschen untergebracht werden. „Das ist extrem gut gelaufen und wird fortgesetzt“, erklärt die Stadtverwaltung.

Das „Delta-Dorf“ soll aber - auch mit Blick auf die beginnende Heizperiode – Ende September Geschichte sein. „Wir werden auch andere Unterkünfte nutzen wie Hotels, Pensionen, damit die Menschen in der sich nun ankündigenden kalten Jahreszeit dort unterkommen.“

Stadt Duisburg: Land muss sich um gerechte Verteilung kümmern

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Obwohl derzeit ungewiss ist, ob zum Winter viele weitere Ukrainer vor dem Krieg flüchten, setzt die Stadt weiterhin auf eine dezentrale Unterbringung. Zwar überlege man, so heißt es, einzelne Zelte „als Puffer“ stehen zu lassen, zunächst sei aber „das Land gefragt, sich um eine gerechte Verteilung zu kümmern“. Duisburg habe sehr frühzeitig sehr viele Menschen aufgenommen – exakt 337 mehr als nach der Verteilungsquote („Königssteiner Schlüssel“) vorgesehen: „Die Erfüllungsquote liegt bei 105 Prozent.“

Anfang Mai hatten Feuerwehr und Hilfsorganisationen das „Delta-Dorf“ in Untermeiderich aufgebaut. Künftig will die Stadt auf eine dezentrale Unterbringung von Geflüchteten setzen. (Archivbild)
Anfang Mai hatten Feuerwehr und Hilfsorganisationen das „Delta-Dorf“ in Untermeiderich aufgebaut. Künftig will die Stadt auf eine dezentrale Unterbringung von Geflüchteten setzen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Beschränkungen: Job, Wohnung oder Familie für Aufnahme in Duisburg

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Deshalb wurden bis Ende August nur noch Geflüchtete aufgenommen, die bereits über Familie oder Arbeitsplatz einen Bezug zur Stadt hatten. Alle anderen wurden an die Landesersteinrichtung (LEA) in Bochum verwiesen. „Seit Ende August müssen auch Flüchtlinge angemeldet werden, die Wohnraum in Duisburg haben. Hier reicht eine Unterkunft bei Bekannten aus. Im Moment werden daher pro Woche mehr als 100 Flüchtlinge in Duisburg angemeldet“, teilt die Verwaltung mit.

Mit dem NRW-Familienministerium verhandeln die Städte derzeit über den Umgang mit weiteren Geflüchteten. „Insbesondere die hohe Integrationslast benachteiligt Kommunen mit Übererfüllung bereits jetzt deutlich“, argumentiert Duisburg. Besonders das Schulsystem ist mit der Aufnahme hunderter Kinder überfordert.

KEINE GEFLÜCHTETEN AUS ANDEREN LÄNDERN

  • Wegen der Belastung durch die Übererfüllung der Quote für Ukrainer werden Duisburg derzeit keine Menschen mehr zugewiesen, die aus anderen Ländern nach Deutschland geflüchtet sind, teilt die Stadt mit.
  • Einzige Ausnahme: Afghanische Ortskräfte, die während des deutschen Einsatzes für die Bundeswehr tätig waren. Bislang sind 15 von ihnen in Duisburg aufgenommen worden.