Duisburg. Ein Seilroboter soll künftig Bauarbeiter ersetzen. Das muss passieren, damit die Entwicklung der Uni Duisburg-Essen auf die Baustelle kommt.

Ein Seilroboter soll die Bauwirtschaft revolutionieren. Für den Einsatz des Apparates, den Maschinenbau- und Bau-Ingenieure der Universität Duisburg-Essen (UDE) entwickelt haben, muss aber auch die Digitalisierung in anderen Bereichen noch deutliche Fortschritte machen. Prof. Dr. Dieter Schramm drückt aufs Tempo. „Es muss schneller gehen“, mahnte der Dekan der Ingenieur-Wissenschaften am Montag bei einem Besuch von Bundes-Bauministerin Klara Geywitz (SPD) in Duisburg.

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Eine Fläche von etwa zehn mal zehn Metern umschließt das vier Meter hohe Traversen-Gerüst, daran befestigt sind die Seile, die den Roboter bewegen. Der bewegt sich an den Rand der „Baustelle“, greift einen Stein, der an der Unterseite bereits automatisch mit einer dünnen Klebeschicht bestrichen wurde, und setzt ihn an die vorgesehene Stelle. Das Prinzip ist nicht neu: Seilroboter sortieren Pakete in Hochregallagern und bewegen TV-Kameras in Fußballstadien.

Entwickler der Uni Duisburg-Essen arbeiten noch an der Präzision

Seilroboter aus Duisburg könnte bald Bauarbeiter ersetzenNoch würde kein Maurer für die Wand einen Meisterbrief bekommen, aber schließlich ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen. „Wir üben noch“, beruhigt Prof. Dr. Tobias Bruckmann, der seit Jahren an der Perfektionierung des Bau-Roboters arbeitet. Schon bald, erklärt der Maschinenbauer, werde Carlo (CAble Robot for Large Operations) die Steine hochpräzise setzen.

Seine Vorteile liegen auf der Hand: Carlo könnte, zu überschaubaren Kosten, eine Lösung für den Fachkräftemangel am Bau sein. Der Roboter hat eine große Reichweite, kann jeden Punkt auf der Baustelle erreichen und kann mehr als nur mauern. „Man kann verschiedene Werkzeuge anbringen, muss die weiteren Arbeitsgänge nur entsprechend programmieren“, erklärt Bruckmann. Anstriche und Beschichtungen seien denkbar, das Gießen von Decken, auch Abriss-Arbeiten. Unschlagbar soll das Tempo sein: „Eine Etage pro Nacht“, sagt Bruckmann – weil der Betrieb keinen Lärm verursacht, kann Carlo theoretisch 24-Stunden-Schichten machen.

Bauministerien und Kalksandstein-Industrie fördern den Bau-Roboter

Den Kinderschuhen ist das Projekt entwachsen: Die Entwickler sind von den Werkstätten am Uni-Campus in eine Halle in die Zweigstelle am Vinckeweg im Ruhrorter Hafen umgezogen. Die Institute für Baubetrieb und Baumanagement sowie für Angewandte Bauforschung in Weimar helfen mit, neben den Bauministerien in Bund und Land fördert auch der Bundesverband der Kalksandstein-Industrie das Projekt. Der nächste Schritt soll der Aufbau auf einer Freifläche sein.

Digitalisierung bei Planern, Architekten und Baubehörden beschleunigen

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Damit Carlo bauen kann, ist aber ein digitales Modell des Gebäudes unabdingbar. „Ohne diese Grundlage geht es nicht“, sagt Prof. Schramm, „bislang gibt es in der Bauwirtschaft eine Mischung aus digitaler und analoger Kommunikation.“ Künftig müssten digitalen Gebäudemodellen im BIM (Buildung Information Modeling) in eine Simulation für den Roboter übertragen werden. Nicht nur bei Planern und Architekten müsse die Digitalisierung Einzug halten, mahnt Prof. Dr. Markus König (Uni Bochum), Experte für Informatik im Bauwesen. „Auch die Bauämter müssen sich digitale Bauunterlagen einstellen, Bestellprozesse müssen digitalisiert werden.“