Duisburg. An der Uni Duisburg-Essen ist der Prototyp eines Bauroboters entwickelt worden. So könnte das Gerät bald die Arbeit auf Baustellen verändern.

Eine technische Revolution könnte schon bald die Baustellen erobern und den Fachkräftemangel in der Branche mildern: Ein sogenannter Seilroboter, der künftig über mehrere Stockwerke umfangreiche Maurerarbeiten erledigen soll, ist am Lehrstuhl für Mechatronik auf dem Duisburger Uni-Campus erstmals vorgestellt worden.

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Die völlig neue Lösung für die Bauwirtschaft hat ein Team entwickelt, das aus Forschenden der Universität Duisburg-Essen (UDE), des Instituts für Angewandte Bauforschung Weimar und der Forschungsvereinigung Kalk-Sand besteht. Finanziell unterstützt und gefördert wird das Projekt vom NRW-Bauministerium.

Fachleute aus Robotik und Bauwesen tüftelten zwei Jahre am Prototypen

Etwa zwei Jahre hat das Team mit Fachleuten aus Robotik und Bauwesen an diesem Prototyp getüftelt. Der Seilroboter erinnert in seiner Funktionsweise und Beweglichkeit an Kameras, die über den Spielfeldern von Fußballstadien, an Seilen gespannt das Spielgeschehen mit Abstand und aus unterschiedlichen Perspektiven aufzeigen. Seine Vorteile: Er erleichtert die Arbeit und erhöht die Qualität. Auch könnte er beim Fachkräftebedarf helfen, ohne dass er den Menschen auf dem Bau überflüssig macht.

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Der Seilroboter schafft es, aus handelsüblichen Kalksandsteinen eine ganze Etage zu mauern – und das innerhalb einiger Stunden. „Er kann noch viel mehr“, erläutert Prof. Dr. Tobias Bruckmann, „Steine in unterschiedlichen Formaten versetzen, Stürze einziehen und die automatische Bemörtelung übernehmen.“

Dr. Tobias Bruckmann (r.) von der Universität Duisburg-Essen arbeitet seit vielen Jahren an der Entwicklung von Seilrobotern. Das Bild zeigt ihn 2015 mit Prof. Dr. Dieter Schramm (l.), dem Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften.
Dr. Tobias Bruckmann (r.) von der Universität Duisburg-Essen arbeitet seit vielen Jahren an der Entwicklung von Seilrobotern. Das Bild zeigt ihn 2015 mit Prof. Dr. Dieter Schramm (l.), dem Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Viele mögliche Einsatzbereiche für Seilroboter

Bruckmann forscht seit Jahren an Seilroboter-Lösungen – sie könnten etwa auch im Betrieb von Hochregal-Lagern eingesetzt werden, dort Pakete und Waren einsortieren und für Auslieferungen zusammenstellen. Das Funktionsprinzip ist immer gleich, das Gerät kann für den jeweiligen Einsatzbereich angepasst werden. Grundlage für den Einsatz des Seilroboters ist ein digitaler Plan, das sogenannte BIM-Modell. Dessen digitale Daten werden gewissermaßen als „Arbeitsauftrag“ an den Roboter geschickt.

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Nächster Schritt: Entwicklung eines marktfähigen Produkts

Einsatzbereit für eine echte Baustelle ist der nun vorgestellte Prototyp noch nicht. „Das ist aber unser Ziel und der nächste Entwicklungsschritt“, sagt Tobias Bruckmann. Es braucht einen Projektträger, Partner und auch finanzielle Unterstützung, bis ein industrieller Partner aus dem Bauroboter ein marktfähiges Produkt macht. „Erst dann kann man auch etwas zum Preis für ein solches Gerät sagen“, so Bruckmann.

MINISTERIN: DIGITALISIERUNG UND AUTOMATISIERUNG BRINGT BAUBRANCHE VORAN

  • An der UDE waren der Lehrstuhl für Mechatronik sowie das Institut für Baubetrieb & Baumanagement beteiligt. Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung hat das Pilotprojekt über das Programm „Digitalisierung der Bauwirtschaft und innovatives Bauen“ maßgeblich gefördert. Auch von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) kam Unterstützung.
  • „Digitalisierung und Automatisierung bilden eine Einheit, die die Baubranche voranbringt. Mit dem Seilroboter wird ein weiterer Baustein gesetzt, um die Herausforderungen in der Bauwirtschaft zu meistern. Technische Lösungen erleichtern die Arbeit, sorgen für schnelles und hochwertiges Bauen und sind ein Beitrag, dem Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft entgegenzuwirken“, kommentiert Bauministerin Ina Scharrenbach.