Mitte. Bündnis 90/Die Grünen und die Linken haben unter Mitarbeit des ADFC Anträge für Fahrradstraßen in Duisburg-Mitte gestellt. Das sind ihre Gründe.
Die Mehrheit der Bezirksvertretung Duisburg-Mitte, bestehend aus SPD, CDU, FDP und Junges Duisburg, will keine neuen Fahrradstraßen in der Innenstadt. Zwei Anträge von Bündnis 90/Die Grünen und „Die Fraktion/die linke Partei“ wurden ohne größere Diskussion in der jüngsten Sitzung abgelehnt. Dieses Vorgehen hebt die Duisburger Grünen, aber auch Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) aus Duisburg aus dem Sattel.
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Dr. Gabriele Siegert, Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung, und Herbert Fürmann vom ADFC bedauern: „Parteipolitik scheint wichtiger als Sachpolitik zu sein. Schade, hier hätten wir gemeinsam die Straßen in Duisburg-Mitte sicherer machen können. Wir werden uns aber weiterhin für einen klima- und menschenfreundlichen Stadtverkehr einsetzen.“
Vorschlag: Grabenstraße durch Duisburg-Neudorf als Fahrradstraße ausweisen
Fahrradstraßen, so die Argumentation der Antragsteller könnten einen preisgünstigen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Zudem seien sie bereits in vielen anderen Städten angeordnet worden. Eine der beiden vorgeschlagenen Straßen, auf denen Radler bevorzugt unterwegs sein könnten, sollte die Grabenstraße sein. „In Nord-Süd-Richtung gibt es bisher keine sichere und gradlinige Radverbindung durch die Stadtteile Neudorf-Nord und Neudorf-Süd.“
Der neue Schutzstreifen auf der Lotharstraße liege am Rand der Stadtteile. Die getrennten Richtungsfahrstreifen auf der Gneisenaustraße führten indes regelmäßig zur Gefährdung von Radfahrern, da die Pkw recht dicht überholen. „Die ,Radwege’ des Sternbuschwegs sind zu schmal, in vielen Bereichen in desolatem Zustand und dem Dooring der legal parkenden Pkw ausgesetzt und werden zusätzlich an jeder Bushaltestelle unterbrochen“, lautet das vernichtende Urteil der Politiker von Bündnis 90/Die Grünen und Die Fraktion/die linke Partei.
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Von der Lage und dem Verkehrsaufkommen sei die Grabenstraße die am besten geeignete Verbindung für den Radverkehr. Zudem liegen die Gesamtschule Mitte mit dem Standort Pappenstraße, die Grundschulen Hebbelstraße und Grabenstraße direkt an dieser Verbindung. „Mit nur geringem Aufwand kann hier eine Förderung des Radverkehrs umgesetzt werden. Der Anliegerverkehr mit Kraftfahrzeugen und das Parken kann weitgehend erhalten bleiben.“ Lediglich der direkte Durchgangsverkehr müsste durch eine Einbahnstraßen-Regelung umgeleitet werden.
Fahrradfahrer sollen sicherer aus der Innenstadt nach Hochfeld kommen
Der zweite Bereich, der nach Vorstellungen der Politiker zu Fahrradstraße umgewidmet werden soll, umfasst mehrere Straßen, die sich aber von der Innenstadt nach Hochfeld ziehen. Beginnend an der Wallstraße soll sich über den Dellplatz, Grünstraße, Realschulstraße, Musfeldstraße, Gitschiner Straße bis Grunewaldstraße eine sichere Verbindung geschaffen werden. Optional könnte diese durch die Graustraße oder Rudolf-Schönstedt-Straße bis zur Paul-Esch-Straße verlängert werden und damit an die geplante Radtrasse zwischen Rheinpark und und RS 1 anschließen. Anlieger könnten die Straßen weiterhin befahren.
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Die Antragsteller erklären: „Bisher gibt es durch Hochfeld keine gute Verbindung für den Radverkehr. Die Fahrradstreifen auf der Wanheimer Straße/Heerstraße werden leider ständig von Kraftfahrzeugen und dem Lieferverkehr zum Abstellen missbraucht.“ Radler müssten ausweichen und sich in den fließenden Verkehr einfädeln. „Auch eine Anbindung Hochfelds an die nahe gelegene Innenstadt für den Radverkehr fehlt bisher.“ Nördlich vom Platanenhof gebe es auf der Heerstraße in beiden Fahrtrichtungen keine Fahrradwege und Autofahrer würden ohne Einhaltung des Mindestabstands überholen. „Auch ist der Verkehrsknoten am Marientor für eine sichere Führung des Radverkehrs vollkommen ungeeignet, genauso wie im weiteren Verlauf die Steinsche Gasse.“
Entlang der vorgeschlagenen Route liegen beide Standorte der Globus-Gesamtschule, das Hildegardis- und Mercator-Gymnasium und über die Realschulstraße auch das Steinbart-Gymnasium. Hinzu komme die Grundschule am Hochfelder Markt und über das Theissen-Gelände künftig auch die Grundschule Friedenstraße. Auch der Hochfelder Wochenmarkt und die Krankenhäuser wären mit dem Fahrrad besser erreichbar.
SPD und CDU lehnen Anträge kommentarlos ab – Befürworter sprechen von einem „fatalen Signal“
Während SPD und CDU die Vorschläge kommentarlos ablehnten, verwies die Fraktion Junges Duisburg/FDP darauf, dass man keine einzelnen Fahrradstraßen beschließen wolle, sondern es ein Gesamtkonzept für den Verkehr geben müsse.
Wolfgang Dewald, Sprecher des Arbeitskreises Fahrrad im „Klimaentscheid Duisburg“ ist aus mehreren Gründen fassungslos: „Ich bin der Meinung, dass die Umsetzung der Anträge ein wichtiges verkehrspolitisches Signal in Duisburg bedeutet hätte.“ Genauso fatal sei aber das Signal, wie mit freiwilliger Bürgerbeteiligung umgegangen werde. Dewald und anderen hatten an der Ausarbeitung der Anträge mitgewirkt. „.Am 25. September werde ich wieder eine Kidical Mass organisieren, unsere Hauptforderung ist ein Schulradwegenetz. Welch Möglichkeit wäre es gewesen, einen Schub in diese Richtung zu geben.“
Im Juni, berichtet Dewald, habe es übrigens eine gemeinsame Fahrradtour über die vorgeschlagene Strecke von der Innenstadt nach Hochfeld gegeben. „Leider hat kein einziges Mitglied die Möglichkeit wahrgenommen, die Situation aus der Sicht vom Fahrradlenker aus zu erleben und in den Dialog mit interessierten Duisburgerinnen und Duisburgern zu treten.“
>> Einzige Fahrradstraße Duisburgs liegt in Baerl
Bisher gibt es in Duisburg nur eine Fahrradstraße. Diese befindet sich am Niederhalener Dorfweg im Stadtteil Baerl. Diese wurde bereits vor zehn Jahren eingerichtet. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt die Stadt: „Eine größere Anzahl weiterer Vorschläge befinden sich entweder noch in der Prüfung, im Planungsprozess oder aber haben kein positives Prüfergebnis ergeben.“
Fahrradstraßen seien, so die Stadt, „ein Mittel der Radverkehrsförderung, die den Radverkehr als eigenständige und gleichberechtigte Verkehrsart gegenüber dem Kfz-Verkehr bevorrechtigt und so den Komfort für die Nutzer erhöht.“ Dabei werde eine Bündelung des Radverkehrs erreicht. Da die Einrichtung von Fahrradstraßen aber nicht zu Umwegen für den Kfz-Verkehr und zur Verdrängung von Kfz-Verkehr in andere sensible Bereiche führen solle, sei immer der Einzelfall zu prüfen.
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Die Stadt betont, dass sie den ADFC hinsichtlich der Entwicklung der neuen Quartiere wie die Duisburger Dünen oder 6-Seen-Wedau einbeziehen werde. „In einem Entwicklungsgebiet ist eine Fahrradstraße jedoch nicht unbedingt das sinnvollste Element, da beispielsweise eigenständige Radwege aktuell weiterhin die größte Akzeptanz bei den Nutzern erfahren.“ Bei den „Duisburger Dünen“ werde eine durchgehende Radwegeverbindung mit Anschluss an den Radschnellweg mitgeplant. „In weiteren Fällen sind andere Belange gleichwertig zu berücksichtigen, etwa der Fußverkehr und die Aufenthaltsfunktion, was sich meist in den verkehrsberuhigten Bereichen widerspiegelt.“