Duisburg/Dortmund. Thyssengas schafft 25 Stellen für sein 800-km-Wasserstoff-Startnetz. Thyssenkrupp gewinnt BP als Partner für die Versorgung mit H2 und Ökostrom.

Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Ruhrgebiet gilt als Schlüssel für den Umstieg der Industrie auf eine klimaneutrale Produktion. Vorangetrieben wird er in vielen Projekten von Energiekonzernen, Netzbetreibern und der Industrie. In dieser Woche wurden zwei weitere Schritte auf dem Weg zur grünen Industrie gemacht: Von der Thyssenkrupp-Stahlsparte, dem Energieriesen BP und dem Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas.

Da weltweit daran geforscht und gearbeitet wird, mit grün erzeugtem Wasserstoff als Energieträger eine klimaschonende Produktion zu ermöglichen, ist aus der Umstellung auch ein Wettlauf gegen die Zeit geworden. Wer es als erster schafft, kann am ehesten seine technischen Lösungen weitervermarkten. Wie andere auch wartet die Dortmunder Thyssengas deshalb nicht auf gesetzliche Vorgaben, sondern will jetzt beginnen, ihr 800 Kilometer langes H2-Startnetz aufzubauen. Für die Planung schafft Thyssengas, das dem australischen Infrastrukturinvestor Macquarie gehört, nun 25 zusätzliche Stellen.

Thyssengas-Chef: Wir gehen in Vorleistung

„Mit dieser Investition in Personal und Know-how gehen wir als Fernleitungsnetzbetreiber in Vorleistung. Bislang haben wir keinen gesetzlichen Auftrag für den Aufbau eines Wasserstoff-Netzes, obwohl Nachfrage und Potenzial gegeben sind. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass ohne unsere Initiative ein schneller Wasserstoff-Hochlauf nicht gelingen wird“, erklärt Thyssengas-Chef Thomas Gößmann.

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Die Thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzende Martina Merz, Vonovia- und Initiativkreis Ruhr-Chef Rolf Buch sowie Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather (von links) beim Redaktionsbesuch. Im Interview stellen sie ein neues Wasserstoff-Bündnis für das Ruhrgebiet vor.
Von Alexander Marinos, Tobias Kisling und Ulf Meinke

Dafür werden zunächst bestehende Erdgasleitungen Wasserstoff-tauglich gemacht, später sollen auch neue Röhren hinzukommen. Angebot und Nachfrage hat das Unternehmen bereits ermittelt – und 45 Absichtserklärungen mit Wasserstoff-Erzeugern und -Abnehmern geschlossen. Das 800-km-Startnetz soll spätestens 2030 in vollem Umfang einsatzbereit sein. Thyssengas arbeitet mit dem Essener Netzbetreiber OGE auch an einer Wasserstoff-Leitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn, um die Stahlwerke von Thyssenkrupp zu versorgen.

BP und Thyssenkrupp unterzeichnen Absichtserklärung

Eine weitere hochkarätige Partnerschaft ist in dieser Woche Thyssenkrupp Steel eingegangen. Die Duisburger unterzeichneten mit BP eine Absichtserklärung zur Entwicklung der langfristigen Versorgung ihrer Stahlwerke mit Wasserstoff und Ökostrom. Thyssenkrupp will seine Stahlproduktion schrittweise von Kohle auf Wasserstoff umstellen.

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Der Ölgigant BP, der neue Geschäftsfelder für die Zeit nach fossilen Brennstoffen sucht, entwickelt bereits Wasserstoffprojekte in den Niederlanden, Spanien, Großbritannien, Australien und auch Deutschland. „Mit unseren ähnlich gelagerten Zielen und einander ergänzenden Investitionen können Thyssenkrupp Steel und BP gemeinsam dazu beitragen, dass die Dekarbonisierung in dieser Branche, in der Emissionen schwer vermeidbar sind, schneller umgesetzt wird,“ sagte BP-Manager William Lin zu dem Deal.

BP will Wasserstoff-Produktion in Deutschland aufbauen

Thyssenkrupp-Technikvorstand Arnd Köfler erklärte: „Für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie werden enorme Mengen an kohlenstoffarmem und perspektivisch grünem Wasserstoff benötigt. Dazu wird in steigendem Maße Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt werden müssen.“ Dafür sei die Absichtserklärung (MoU) „ein wichtiger Meilenstein für uns, um mit BP die Weichen für eine zuverlässige Energieversorgung in der Zukunft zu stellen“. BP will dafür die Produktion von grünem Wasserstoff in seinen Raffinerien in Lingen, Rotterdam und im spanischen Castellón vorantreiben.