Duisburg. Thyssenkrupp erprobt ein neues Verfahren für die Sauerstoffversorgung seiner Duisburger Hochöfen. Das verringert nicht nur den Ausstoß von CO2.
Durch eine neues Verfahren bei der Zuführung von Sauerstoff in den Hochofen will Thyssenkrupp Steel (TKS) den Verbrauch von Koks und Einblaskohle bei der Roheisenproduktion mindern und die CO2-Emissionen senken. Als weltweit erste Referenzanlage für die neue Technologie dient der Hochofen Schwelgern 1 in Duisburg-Bruckhausen. TKS verspricht sich davon jährliche Einsparungen in Millionenhöhe, ein Geschäft durch die weltweite Vermarktung der Technologie und Fortschritte auf dem eigenen Weg zur klimaneutralen Stahlproduktion.
Mit dem „Sequenz-Impuls-Prozess mit induzierten Stoßwellen“ (SIP) soll die Roheisenproduktion effizienter werden. Das Resultat der von Thyssenkrupp AT.PRO tec GmbH, einem Unternehmen der Thyssenkrupp Materials Trading GmbH, und TKS durchgeführten Entwicklungen ist ein speziell auf den Hochofenprozess zugeschnittenes innovatives Sauerstoffinjektionsverfahren. An Forschung und Untersuchungen war auch die RWTH Aachen beteiligt.
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Koks kann durch Einblaskohle ersetzt werden
Zur technischen Umsetzung wird in jede der 40 Blasformen des Hochofens 1 eine zusätzliche Lanze eingesetzt, durch die der Sauerstoff injiziert wird. Jede der 40 Lanzen wird von einer eigenen Injektionseinheit, der sogenannten SIP-Box, versorgt. „Dabei wird der Verbrauch der Reduktionsmittel Koks und Einblaskohle optimiert. So können CO2-Emissionen und Kosten reduziert werden“, erläutert Jörg Glebe, Geschäftsführer von AT.Pro tec. Fünf Kilogramm Koks pro Tonne Roheisen können fortan durch die billigere und weniger klimaschädliche Einblaskohle ersetzt werden.
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SIP-Technologie optimiert Hochofen-Prozesse
Bei einer Tagesproduktion von bis zu 10.000 Tonnen Roheisen werde das erhebliche Kosten sparen und den CO-Ausstoß erheblich mindern, rechnen die Fachleute. Im Hochofenbetrieb wird nun das Verfahren erprobt und die optimale Sauerstoffmenge ermittelt.
Bis zu 25.000 Kubikmetern pro Stunde benötigt die Anlage, die über das werkseigene Netzwerk versorgt wird. „In Kürze werden wir in der Lage sein, durch Referenzwerte die Rentabilität der Technologie nachzuweisen und aufzuzeigen, dass sie die Prozesse im Hochofen optimiert“, so Gerd König von der AT.Pro tec.
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Ziel: Verfahren flächendeckend auf den Markt bringen
Sofern die Technologie die Erwartungen erfüllt, soll sie nicht nur an den anderen Duisburger Hochöfen bei Thyssenkrupp und HKM zum Einsatz kommen, sondern auch weltweit vermarktet werden. Bereits jetzt stoße das SIP-Verfahren auf breites Interesse, berichtet TKS: „Derzeit finden Gespräche mit großen Anlagenbauern statt.“
Ziel sei es, das Verfahren flächendeckend auf den Markt zubringen und die Ausrüstung von Hochöfen zu begleiten. „Wir sehen großes wirtschaftliches Potenzial in unserer Technologie und sind überzeugt, dass sie sich schnell auf dem Weltmarkt dursetzen wird“, sagt Wolfgang Schnittker, CEO der Thyssenkrupp Materials Trading.
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Beitrag zur Klimastrategie der TKS-Stahlproduktion
Bis 2050 soll die Stahlproduktion bei Thyssenkrupp klimaneutral werden. In einem ersten Zwischenziel möchte Thyssenkrupp bis zum Jahr 2030 die Emissionen aus Produktion und Prozessen im eigenen Unternehmen sowie die Emissionen aus dem Bezug von Energie gegenüber dem Referenzjahr 2018 um 30 Prozent senken. Die Vermeidung von CO2 („Carbon Direct Avoidance“, CDA) ist dabei einer von zwei Pfaden der Strategie. In einem nächsten Schritt sollen dazu die Hochöfen teilweise auf Wasserstoff umgestellt werden.
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