Duisburg. Seit Februar gehört das Mercatorviertel der Gebag. Ihr Chef glaubt an eine Lösung des Tiefgaragenproblems und macht eine Zusage zum Mercatorhaus.
Das künftige Mercatorviertel gegenüber vom Rathaus ist eine der langwierigsten Wohnungsbaustellen in Duisburg. Seit zehn Jahren bremsen archäologische Funde die Vermarktung der attraktiv gelegenen Grundstücke (wir berichteten mehrfach). Bei der Bilanzpressekonferenz der städtischen Gebag (zum Bericht) vorige Woche äußerte sich Geschäftsführer Bernd Wortmeyer vorsichtig zu zwei Knackpunkten.
Der erste: Spätestens seit 2021 ist klar, dass der geplante Bau von Tiefgaragen auf dem Areal wegen der Funde der Stadtarchäologen nur sehr eingeschränkt oder mit hohem Aufwand möglich sein wird.
[Wo gibt es Neubaugebiete in Duisburg? Wo steigen die Mieten? Spezialseite zum Thema Wohnen, Bauen und Immobilien.]
Mercatorviertel Duisburg: Weniger Parkplätze?
Aus der ursprünglichen Idee wird also nichts: Für 300 bis 400 Wohnungen im „autofreien“ Mercatorviertel sollten Tiefgaragen entstehen, zu erreichen über fünf Zufahrten. Zweigeschossige Tiefgaragen als Lösung schließt Wortmeyer nun aus („finanziell nicht umsetzbar“). Er hofft stattdessen, dass die Zahl der Stellplätze reduziert werden kann. Hoffnung mache ihm die neue NRW-Verordnung über notwendige Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder. Die neue Stellplatzverordnung ist erst seit 1. Juli in Kraft und gilt in NRW dort, wo keine Regelungen durch Bebauungspläne oder örtliche Stellplatzsatzungen getroffen werden.
Damit Stadtverwaltung und Kommunalpolitik die Entwicklung der Baufelder beeinflussen können, waren der städtischen Wohnungsbau- und Flächenentwicklungsgesellschaft Gebag die Grundstücke nach einem Ratsbeschluss im Februar überschrieben worden (wir berichteten). Wortmeyer will trotz der Garagen-Probleme weiter versuchen, die noch verfügbaren Flächen an Investoren zu verkaufen. Plan B: „Alternativ bauen wir selbst.“
Mercatorhaus: „Es wird einen historisierenden Neubau geben“
Die Gebag ist seit Anfang des Jahres durch den Ratsbeschluss auch verantwortlich für das Mercatorhaus im gleichnamigen Neubaugebiet. Es sollte an der Westspitze des Areals, zwischen Nexus-Wohnhaus und Premier Inn-Hotel (siehe Infobox) entstehen. Das Haus, in dem der berühmte Universalgelehrte Gerhard Mercator (1512–1594) wohnte und arbeitete, sollte auf den Grundmauern des mittelalterlichen Gebäudes für 4,5 Millionen Euro nachgebaut werden – so zumindest war Ende 2019, vor Corona und Inflation, der Stand der (Finanzierungs-)Planungen, die die Bürgergenossenschaft jahrelang vorangetrieben hatte. Auch die Explosion der Baupreise verhinderte letztlich die Umsetzung (wir berichteten).
Die Fläche sei jedoch zweckgebunden, erklärte Gebag-Geschäftsführer Wortmeyer nun im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Und versicherte: „Das Mercatorhaus wird kommen. Was die Bürgerstiftung jahrelang entwickelt hat, wird berücksichtigt werden.“ Und auf Nachfrage: Ja, „es wird einen historisierenden Neubau geben“.
Wie genau dieser aussehen und genutzt werden soll? Wortmeyer bittet um Geduld. Die Aufgabe, ein finanzierbares Konzept für das Mercatorhaus zu entwickeln, wird durch die aktuell erschwerten Rahmenbedingungen (Wortmeyer: „Multi-Krise“) nochmals erschwert werden.
>> MERCATORVIERTEL: JÜNGSTE ENTWICKLUNGEN
- Die Bauarbeiten für die Tiefgarage des Nexushauses im Poststraßenquartier haben Anfang 2022 begonnen.
- Die Baugenehmigung für das Premier-Inn-Hotel an der Westspitze des Mercatorviertels liegt vor. Die Tiefbauarbeiten sollen laut Projektentwickler GBI im Sommer 2022 beginnen. Projektentwickler GBI übernimmt auch die historisierende Rekonstruktion des Ott-Vogel-Hauses. Darin werden ebenfalls einige Hotelzimmer untergebracht. Im Original lebte im 16. Jahrhundert der gleichnamige Bürgermeister.
- Die jüngste Neuigkeit zum Quartier verbreitete die Stadt Mitte Juli. Sie fand Käufer für ein Baufeld am Rabbiner-Neumark-Weg: Landguard Projektmanagement und SK62 Development aus Düsseldorf wollen mit dem Monheimer Gemeinschaftsunternehmen Devario Invest des Duisburger Unternehmers Torsten Toeller („Fressnapf“) 70 Mietwohnungen bauen (wir berichteten).