Duisburg. Die Wohnungsbaugesellschaft Gebag muss wegen der Inflation drastisch umplanen. Plant auch die Gebag, Heizungen ihrer Mieter zu drosseln?
Die Wohnungsbaugesellschaft Gebag stellt all ihre Neubau- und Modernisierungsplanungen auf den Prüfstand. Der Grund ist nicht die wirtschaftliche Entwicklung des kommunalen Unternehmens. Notwendig machten dies stattdessen die „veränderten Rahmenbedingungen“ durch die „aktuelle Multi-Krise“. Das sagte Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz der Gebag.
Wortmeyer hatte eine „durchweg positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2021“ gezogen (zum ausführlichen Bericht), beim Ausblick aber seufzend und mit ernster Miene „Wasser in den Wein gießen müssen“. Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise, die Inflation und die weiter steigenden Baukosten, die noch immer gestörten Lieferketten und die Folgen des Klimaschutzgesetzes … – „wir können nicht weitermachen wie bisher“, bilanzierte Wortmeyer.
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Baukrise: 600 bis 800 Wohnungsneubauten der Gebag in Duisburg auf dem Prüfstand
Noch habe die Gebag zwar kein laufendes Wohnungsbauprojekt abgebrochen oder eingestampft, jedoch mehrere Bauprojekte „zeitlich gestreckt“. Aber alle noch nicht gestarteten Neubau- und Modernisierungsvorhaben sollen einer harten Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen werden. Das betreffe „600 bis 800 Neubauten“. Der Plan, für die mehr als 200 Gebag-Mitarbeiter eine neue Firmenzentrale zu bauen, ist endgültig vom Tisch: Die Gebag bleibt an der Tiergartenstraße. Der Hauptgrund dafür sei aber, dass viele Mitarbeiter seit Corona auch von zu Hause aus arbeiten.
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2021 hatte die Gebag, die 12.500 Wohnungen und etwa 35.000 Mieterinnen und Mieter hat, etwa 31,6 Millionen Euro in Modernisierungsmaßnahmen investiert (2020: 27,7 Mio. Euro). Aber „unter den jetzigen Bedingungen können kommunale Wohnungsbaugesellschaften ihre Bautätigkeit nicht mehr wie bisher fortführen“, so Wortmeyer. Es sei gleichwohl auch sein Job, Lösungen zu finden. Dazu beitragen müsse aber auch das Land NRW: „Die Wohnungsbauförderung muss angepasst und langfristig ausgelegt werden.“
Keine Pläne zur Drosselung von Heizungen in Mietwohnungen
Etwa 3500 Gebag-Wohnungen sind öffentlich geförderter Wohnraum, schätzungsweise 10.000 bis 12.000 Duisburger leben darin. Und: Von den insgesamt 35.000 Gebag-Mietern müssen laut Wortmeyer „etwa 60 Prozent“ mit Gas heizen.
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Dass die Immobilienriesen LEG und Vonovia vorpreschen und die nächtliche Heiztemperatur drosseln wollen, „zeugt von einer gewissen Arroganz“, findet der Gebag-Chef. Solche Pläne gebe es bei der Gebag aktuell nicht. Und „unvorstellbar“ sei es für ihn, „dass nachts das Warmwasser abgestellt wird“, aber zu welchen kurzfristigen Maßnahmen möglicherweise demnächst auch die Gebag werde greifen müssen, „kann ich aktuell nicht sagen: Keiner weiß, wie knapp das Gas wird.“
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Mit Blick auf die erwarteten Gaspreissteigerungen beruhigt Wortmeyer seine Mieter: „Wegen einer finanziellen Notlage wird kein Mieter seine Wohnung verlieren, der mit uns spricht. Wer finanzielle Probleme bekommt, ist aufgefordert, sich an uns zu wenden.“ Es gebe etliche Formen der Unterstützung.