Duisburg. Die Stadt Duisburg will der Gebag vier Grundstücke im Mercatorquartier übertragen. Das hat auch Auswirkungen auf den Bau des Mercatorhauses.

Lange Zeit hat sich auf der Brache gegenüber vom Rathaus, die einmal das Mercatorquartier werden soll, nichts getan. Doch nun kommt Bewegung in das Prestigeprojekt in bester Lage: In dem Bereich, in dem das Nexus-Haus entstehen soll, sind bereits die ersten Bagger angerollt. Zusätzlich soll der Rat der Stadt Duisburg am Montag darüber entscheiden, dass vier Grundstücke in den Besitz der städtischen Baugesellschaft Gebag übergehen.

„Bei den Flächen handelt es sich um städtebaulich bedeutsame Entwicklungsgrundstücke in der Duisburger Innenstadt“, heißt es in der Vorlage.

Gebag und Stadt Duisburg überlegen, weitere Investoren zu suchen – oder selbst tätig zu werden

Die Grundstücke sollen zum einen der Gebag als Eigenkapital dienen, zum anderen aber noch den Einfluss der Stadt auf die Entwicklung in Filetlage garantieren. „Dies wäre bei einer Veräußerung an außenstehende Investoren nur eingeschränkt möglich“, schreibt die Stadt in der Beschlussvorlage. In der Vergangenheit sind bereits Fördergelder in Höhe von 3,5 Millionen Euro geflossen, um die alten Schulgebäude abzubrechen, archäologische Untersuchungen durchzuführen und die Planungen voranzutreiben. „Die Förderung wurde unter der Voraussetzung der Annahme einer Unrentierbarkeit der Maßnahme und somit unabhängig von einer zukünftigen Nutzung bewilligt“, erklärt ein Stadtsprecher.

Gerhild Gössing, Sprecherin der Gebag, ergänzt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Wir prüfen in Abstimmung mit der Stadt die Bebauung bzw. weitere Entwicklung. Dabei ist bei den derzeitigen Überlegungen sowohl die Suche nach weiteren Investoren als auch ein eigenes Engagement der Gebag oder eine Mischung aus beidem in die Überlegungen einbezogen.“

Die vier Grundstücke werden in drei Baufelder unterteilt. Im Fall des 3227 Quadratmeter großen Areals verhandelt die Stadt derzeit selbst mit einem Investor.

Genossenschaft zum Bau des Mercatorhauses soll aufgelöst werden

Auch interessant

Die Gebag wird künftig auch die Verantwortung für das Mercatorhaus tragen. Vor acht Jahren ist zum ersten Mal die Idee entstanden, auf historischem Grund ein neues Mercatorhaus zu bauen. Es fanden sich viele Fürsprecher, etwa der damalige Uni-Rektor Radtke und auch der heutige Oberbürgermeister sei von der Idee ganz angetan, schildert Klaus Becker. Er engagiert sich bei der Bürgerstiftung Duisburg und gründete mit Mitstreitern eine Genossenschaft, um eine Finanzierung für das Bauprojekt zu stemmen.

So könnte das Mercatorhaus einmal aussehen – die Pläne sollen aber komplett neu „gedacht“ werden.
So könnte das Mercatorhaus einmal aussehen – die Pläne sollen aber komplett neu „gedacht“ werden. © FUNKE Foto Services | Foto: Stephan Eickershoff

100 Euro kostete ein Anteil. 70 Genossen, darunter auch Institutionen, fanden sich und zeichneten Anteile in Höhe von 500.000 Euro. Doch im vergangenen Jahr gab es dann das böse Erwachen: Die Baupreise stiegen und stiegen.

[Wo gibt es Neubaugebiete in Duisburg? Wo steigen die Mieten? Spezialseite zum Thema Wohnen, Bauen und Immobilien.]

Das Konzept ließ sich mit der zugesagten Finanzierung durch die Sparkasse nicht mehr realisieren. Die Machbarkeit musste neu überprüft werden. Dies ist nun geschehen: „Wir werden die Genossenschaft auflösen. Die Mitglieder bekommen ihr Geld zurück“, verspricht Klaus Becker. An der Richtigkeit, das Mercatorhaus zu bauen, zweifelt er nicht, nicht nur, weil er „zehn Prozent seiner Lebenszeit“ auf die Planung verwendet hat: „Das Haus ist ein identifikationsstiftender Ort. Mercator war der berühmteste Duisburger.“

Gebag überarbeitet Mercatorhaus-Pläne

Alles gut also? Gerhild Gössing tritt etwas auf die Euphorie-Bremse. „Die Zusage, dass das Mercatorhaus von der Gebag gebaut wird, steht. Allerdings wird sie im Kontext der Gesamtentwicklung neu zu denken sein.“ Mit der Planung und Nutzung sei das Mercatorhaus „in nicht hinnehmbarem Maß unwirtschaftlich.“ Auch eine inzwischen geprüfte Alternativvariante sei wirtschaftlich nicht machbar. Dies werde durch die Entwicklung der Baupreise noch verschärft. „Dadurch, dass die Gebag nun die Grundstücke ins Eigenkapital eingelegt bekommen hat, werden wir die gesamte Planung noch einmal neu denken.“

Klaus Becker steht mit der Gebag in Kontakt. Statt einer Genossenschaft könnte künftig ein Beirat an den Plänen mitarbeiten.

>> Fünf Straßennamen stehen schon fest

• Auf der Brache ist noch nichts gebaut, aber fünf Straßennamen hat die Bezirksvertretung Mitte schon beschlossen. „Am Mercatorhaus“, „Katharina-Mercator-Gasse“, „Bohnengasse“, „Corputiusgasse“ und „Keppelshof“ sollen sie heißen.Bei den Vorschlägen hatte sich die Verwaltung an der Geschichte des Areals orientiert.

• Die „Bohnengasse“ werde fast genau dort angelegt, wo sich bereits im 18. Jahrhundert ein Weg mit diesem Namen befand.