Duisburg. Ende Juni endete die Bewerbungsfrist für Investoren zur Bebauung der „Eurogate“-Fläche. So geht es weiter mit der Skandal-Baustelle in Duisburg.
Zweieinhalb Jahre nach dem Scheitern des Bauprojekts „The Curve“ am Innenhafen wird es einen neuen Anlauf für die Bebauung des problematischen Filetgrundstücks an der Eurogate-Treppe des Innenhafens geben.
„Wir bereiten eine Beschlussvorlage für die Sitzung des Rates am 28. November vor“, kündigt Martin Linne, Dezernent für Stadtentwicklung in Duisburg, an. Dort soll die Entscheidung über den Zuschlag für eines der Konzepte fallen, die bis zum Ende der Ausschreibungsfrist am 30. Juni im Baudezernat der Stadt eingetroffen sind.
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Stadtrat soll am 28. November über den Verkauf der Fläche entscheiden
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„Mit der Prüfung der Angebote wollen wir bis Ende September durch sein“, so der Baudezernent. Die politische Vorberatung beginnt in der Bezirksvertretung Mitte am 27. Oktober (15 Uhr, Rathaus), vor der Ratsentscheidung diskutiert der Ausschuss für Stadtentwicklung am 14. November (15 Uhr, Rathaus) über die Entwürfe.
Um beim Schlussstein für die Bebauung des Innenhafens doch noch die Kurve zu kriegen, war die Stadt zuletzt im vergangenen Oktober erneut auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real unter dem Arbeitstitel „Am Alten Holzhafen“ auf Investorensuche für die Fläche gegangen. Die Resonanz hat den Postboten offenbar nicht überfordert. „Aber es kommt nicht auf die Zahl der Bewerber, sondern auf deren Ernsthaftigkeit und die Realisierungsperspektive der Entwürfe an“, sagt Linne, ohne die Zahl der Antworten zu nennen.
Baudezernent Martin Linne: Risiko teurer Nachverhandlungen minimieren
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Entscheiden wird der Rat über den Verkauf des Grundstücks. Der Kauf der sichelförmigen Fläche werde – im Unterschied zu vorherigen Anläufen – Bestandteil der Ausschreibung sein. Das Risiko von (teuren) Nachverhandlungen will die Stadt so minimieren. Linne: „98 Prozent des Vertrags sind Bestandteil der Ausschreibung. Jeder der sich beworben hat, weiß, dass er damit leben muss.“
Ein Kostenrisiko bleiben die notwendigen Kampfmitteluntersuchungen – sie können erst vor dem Einbringen der Betonpfeiler für die Gründung eines Gebäudes erfolgen. „Da wird es hälftige Teilung der Kosten geben“, kündigt Linne an, „weil nicht klar ist, ob und wie viele Blindgänger dort liegen, muss das Risiko verteilt werden“.
Arbeiten am Holzhafen sind weitgehend abgeschlossen
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Die Arbeiten an und rund um die Fläche sind weitgehend abgeschlossen. Das gilt etwa für die Stabilisierung der Schifferstraße. Im Moment laufen noch Vorarbeiten für einen Wartungsgang unterhalb der Eurogate-Treppe. „Es ist ein schwierige, aber außergewöhnlich gut gelegene Fläche“, sagt Linne, „der Investor bekommt eine ausgehobene Baugrube – auch das kostet Geld.“
Davon hat die Stadt bereits reichlich versenkt beim Versuch, die Vision aus Stararchitekt Sir Norman Fosters Masterplan von 1990 für einen sichelförmigen Bau am ehemaligen Holzhafen umzusetzen. Viel Spott hat der Stadt die für 11,8 Millionen Euro Fördergeld errichtete und später für 550.000 Euro sanierte Treppe eingebracht, die seit 2009 ungenutzt auf ein „Eurogate“-Gebäude wartet.
Selbstverpflichtung zur Baureifmachung hat die Stadt Millionen gekostet
Zunächst hatte sich 2012 der Essener Projektentwickler Kölbl & Kruse zurückgezogen, Nachdem 2016 „Die Developer“ (ddp) einen neuen Anlauf gestartet hatten, wurde das Wasser-Grundstück endgültig zur Skandalbaustelle. Die Stadt zahlte den Developern dem Vernehmen nach vier bis fünf Millionen Euro, um von der Pflicht befreit zu werden, das Gelände baureif zu machen.
Die teure Selbstverpflichtung kostete zwar den damaligen Baudezernenten Carsten Tum den Job, rettete aber das Projekt nicht: Anfang 2020 zogen sich die Düsseldorfer aus dem 100-Millionen Projekt zurück, nachdem Verhandlungen über die Verteilung der Risiken bei der Kampfmittel-Suche gescheitert waren.
>> DÜSSELDORFER DEVELOPER: ERNEUT EIN MÖGLICHER KANDIDAT
- Der Projekt-Entwickler „Die Developer“ (ddp) ist trotz des Ausstiegs Anfang 2020 ein erneuter Kandidat für die Bebauung am Holzhafen.
- Dass sie sich an der Ausschreibung mit ihrem Entwurf „The Curve“ beteiligt haben, wollen die Düsseldorfer weder bestätigen noch dementieren: „Wir möchten das Ausschreibungsverfahren nicht beeinflussen“, hieß es am Donnerstag auf Nachfrage.