Duisburg. Seit einem Monat gibt es das 9-Euro-Ticket. Welche Erfahrungen machen Fahrgäste? Duisburger berichten über Fahrten mit der DB und der DVG.
„Es geht, man braucht Zeit und Nerven wie Drahtseile“, fasst Leser Leif Weyer zusammen. Die Redaktion hat die Duisburger auf Facebook nach ihren Erfahrungen mit der Deutschen Bahn und der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) nach knapp einem Monat 9-Euro-Ticket gefragt – und die Erfahrungsberichte sind beinahe einstimmig negativ. Hier und da haben Bahnfahrer auch Vorteile des neuen Tickets ausgemacht, doch der Tenor der breiten Masse ist deutlich: zu voll, zu spät, zu unzuverlässig.
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Dabei liege die Verspätung nicht immer zwangsläufig an der Bahn selbst, stellte Diana Bauer fest, sie hat auch Fahrgäste als Grund für Verzögerungen ausgemacht. „Ständig in den Türen stehen, Türen für andere, die sich nicht beeilen wollen, aufhalten.“ Ihre Bilanz, wenn der Zug dann einmal fährt, fällt nicht weniger ernüchternd aus. „Von der Maskenpflicht halten viele so gar nichts, leider wird da nicht durchgegriffen.“ Sie selbst sei Pendlerin und wolle bald in den Urlaub fahren – ohne Corona.
9-Euro-Ticket in Duisburg: Gute Idee, schlechte Umsetzung
„Tolle Idee, wahnsinnig schlechte Planung und Umsetzung“, schreibt Angi Wolters über das 9-Euro-Ticket. Ihre Reise mit zwei Umstiegen, von der Deutsche-Bahn-App auf eine Dauer von vier Stunden geschätzt, habe am Ende sieben Stunden gedauert, genau so wie die Rückfahrt. „Überall Verspätungen, überall Baustellen, an jeder Haltestelle muss man auf einen anderen Zug warten, den man dann vorlassen muss, da dieser bereits große Verspätung hatte.“
Massive Wartezeiten von mehreren Stunden seien die Folge, die Züge seien dann überfüllt, weil Reisende ihre geplanten Anschlusszüge nicht erreicht haben. „Ein Wort: Chaos!“
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Monika Hink berichtet von einer Fahrt nach Düsseldorf. Vier Züge standen zur Auswahl, drei kamen zu spät und einer fiel ganz aus. Aber: „Überfüllt waren unsere Züge nicht. Das Ticket finde ich gut.“ Claus Zimmermann bilanziert, dass ein Viertel der Fahrten wie geplant stattfinden, zwei Viertel „zum Teil deutlich verspätet“ fahren und das letzte Viertel gleich komplett ausfällt.
Drei Stunden von der Arbeit nach Hause – innerhalb Duisburgs
Deutlichere Worte findet Steffi Müller, die innerhalb Duisburgs drei Stunden von der Arbeit nach Hause gebraucht hat. Britta Vollmer pflichtet ihr bei, „ich musste schon mehrmals zwei oder drei Bahnen ziehen lassen, weil sie extrem überfüllt waren.“
Doch die Duisburger finden auch positive Worte zum Sonderticket. „Super Idee“, schreibt Ingrid Scharf wohl aus dem Urlaub, „wir fahren an der Ostseeküste überall hin.“ Heidi Rohlmann ist eigentlich kein Fan des öffentlichen Nahverkehrs, hat sich aber trotzdem ein 9-Euro-Ticket gekauft – „uns bisher nur positive Erfahrungen gemacht.“ Die Züge seien pünktlich und nicht überfüllt, auch zu Stoßzeiten am Morgen oder am Nachmittag. „Ich finde das Angebot klasse, und bei dem Preis lasse ich gerne meinen Pkw in der Garage stehen.“
Zahlen der Deutschen Bahn bestätigen volle Züge
Dass die Züge durch das 9-Euro-Ticket voller geworden sind, ist durchaus möglich. Erste Zahlen der Deutschen Bahn bestätigen, dass „deutlich mehr Menschen“ seit der Einführung den ÖPNV nutzen. Rund 25 Prozent mehr Fahrgäste hat die Bahn laut „Spiegel“ in internen Auswertungen errechnet – Die Grünen und Die Linke plädierten jüngst für eine Verlängerung des 9-Euro-Angebots.
Auch in Duisburg boomt das 9-Euro-Ticket. Über 80.000 davon hat die DVG bis jetzt verkauft. Sprecherin Kathrin Naß bestätigte auf Nachfrage der Redaktion, „dass wieder mehr Fahrgäste mit Bus und Bahn unterwegs sind und es dadurch voller werden kann.“ Zwar würden „alle zur Verfügung stehenden Kapazitäten“ eingesetzt, trotzdem seien Ausfälle an der Tagesordnung, so Naß. Das liegt auch daran, dass gerade die Niederflurbahnen in Duisburg sehr marode sind.