Duisburg. Die nach der Schießerei in Hamborn Festgenommenen waren nicht kooperativ. Sie kommen aus fünf Revierstädten. Rocker Selo soll eine Rolle spielen.

Nach der wilden Schießerei auf dem Hamborner Altmarkt am Mittwochabend und einem bundesweiten Medienecho am Tag darauf hat es bis Freitagabend anscheinend keine weitere Eskalation des Konflikts gegeben. Die Polizei hatte die 15 vorübergehend in Gewahrsam genommenen Beteiligten am Donnerstagabend wieder auf freien Fuß setzen müssen.

Sie seien erkennungsdienstlich behandelt worden und hätten sich gegenüber der Polizei als „nicht kooperativ“ gezeigt, hieß es aus dem Präsidium.

Schießerei auf Hamborner Altmarkt: Nachrichten, Bilder und Hintergründe aus Duisburg

Beteiligte aus Duisburg und vier anderen Städten

Die Männer werden türkisch-libanesischen Clans und/oder den Hells Angels nahestehenden Gruppierungen zugeordnet. Nach Angaben von Polizeisprecher Stefan Hausch liegen ihre Wohnorte nicht nur in Duisburg, sondern auch in Oberhausen, Gelsenkirchen, Bottrop und Datteln. Die Ermittlungskommission musste sie gehen lassen, „da die Voraussetzungen für einen Haftbefehl nicht vorliegen“, erklärte Hausch.

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Damit die Staatsanwaltschaft Untersuchungshaft beim Richter beantragen kann, müssen die Ermittler zumindest einen Tatverdacht konkret nachweisen können – also Anhaltspunkte dafür haben, dass ein Einzelner eine bestimmte Straftat begangen hat, ein versuchtes Tötungsdelikt etwa. „In keinem der 15 Fälle“, so Hausch, „haben wir diese Schwelle bislang überschreiten können.“ Fest steht nur: Diese 15 waren zum Tatzeitpunkt in Hamborn.

Duisburger Rocker Selo soll eine Rolle spielen

Nach den Tumulten, an denen bis zu 100 Männer beteiligt waren, sei die Erkenntnislage zurzeit noch „diffus“. Wer die mehr als 30 Schüsse auf wen abgefeuert hat, geht also aus den vielen im Internet kursierenden und den über nrw.hinweisportal.de hochgeladenen Aufnahmen bislang nicht hervor. Hausch: „Diese Flut von Film- und Fotomaterial muss nun ausgewertet werden.“ Spezialisten hatten am Tatort auch Drohnenaufnahmen und ein 3D-Bild erstellt, um Schusswinkel zu rekonstruieren.

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Zunächst bleibt jedoch unklar, was die Massenschlägerei und die blutige Schießerei zwischen Gang- und Clan-Mitgliedern auslöste. Nicht ausgeschlossen ist, dass Beteiligte beiden Gruppierungen nahe stehen. Die Hells Angels hatten ihr Duisburger Charter offiziell 2013 aufgelöst, doch die Ex-Mitglieder sind im Stadtnorden weiter zuhause und im Milieu aktiv. So auch ein in der Szene und in Hamborn bekannter Chef-Rocker, der im Netz auf Fotos in Kutte zu sehen ist: Selahattin A., besser bekannt als „Selo“. Er soll auch laut „Bild“ in der aktuellen Fehde eine Rolle spielen. Die Polizei macht dazu keine Angaben.

Zur Bekanntheit des berüchtigten Duisburgers hat auch Rapper Manuellsen aus Mülheim beigetragen. In einem Video-Interview etwa hatte dieser dem Rocker eine Lebensweisheit zugeschrieben und gesagt: „Ein ganz berühmter Spruch von einem guten Abi von mir ... Selo Abi aus Duisburg sagt: Nichts ist für immer. Nichts ist für immer.“

Polizisten stillten Blutung / Polizeiliche Opferschützer

  • Die vier angeschossenen Männer zählt die Polizei nicht zu den 15 zunächst Festgesetzten. Einer von ihnen hatte nach einem Steckschuss viel Blut verloren. Polizisten konnten die Blutung mit Hilfe eines Tourniquets stillen, bestätigt Sprecher Hausch. Solche Schlaufen zum Abklemmen von Blutgefäßen führen Beamtinnen und Beamten in den Streifenwagen mit sich.
  • Möglicherweise sind laut Polizei beim Schusswechsel auf dem Hamborner Altmarkt auch Unbeteiligte traumatisiert worden. Betroffene, die psychologische Hilfe benötigen, können sich direkt an die polizeilichen Opferschützer wenden: Diese sind telefonisch unter 0203 280-4257 und -4258 zu erreichen.