Duisburg-Beeck. In Beeck sollen Gärten einem Wohnviertel weichen. Die Bezirksvertretung wehrt sich gegen den Plan der Stadt Duisburg – das hat stadtweite Folgen.

Der Jubel der Pächter über ihre vermeintlich geretteten Gärten ist jetzt Enttäuschung gewichen. Denn die Stadt Duisburg will weiterhin ihre Grundstücke an der Flottenstraße verkaufen, um das künftige Wohnquartier am alten Beecker Hallenbad zu erweitern. Damit ignoriert die Verwaltung bewusst, aber völlig rechtens, einen Beschluss der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck vom Juli 2021. Die Fraktionen wollen die Gartenanlage auf städtischem Gelände retten. Für das Wohnbauprojekt warb dagegen jetzt Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne und machte deutlich, dass anhaltender Widerstand im gesamten Stadtgebiet Folgen hat.

Zusätzlich zu den geplanten 43 Wohneinheiten auf dem Badgelände, das die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft nach einem Bieterverfahren gekauft hat, möchte Martin Linne demselben Investor die benachbarten Grabelandflächen, wo noch die Pachtgärten sind, für weitere 25 Wohneinheiten verkaufen. Das macht einen neuen Bebauungsplan notwendig.

Die zusätzlichen Wohneinheiten „tun dem Stadtteil gut und sind der richtige Weg“, verteidigte der Dezernent das Projekt als „städtebaulich sinnvolle Entwicklung“, von der er „fachlich überzeugt“ sei.

Abriss der verpachteten Gärten am alten Beecker Hallenbad ist juristisch eindeutig

Linne zeigte zwar Verständnis dafür, dass der Verlust ihrer Gärten die Pächterfamilien emotional treffe. Doch er stellte auch unmissverständlich klar, dass städtisches Grabeland immer nur für eine Zwischennutzung angeboten werde. „Die Rahmenbedingungen sind klar“, die Situation ist „juristisch absolut eindeutig und einwandfrei“, betonte er, erneuerte aber das Versprechen der Stadt, die Pachtverträge „keinesfalls vor dem vierten Quartal 2023“ zu kündigen.

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Alle Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter wissen um die rechtliche Lage: Pachtverträge für Grabeland können mit einer einmonatigen Frist jederzeit gekündigt werden. Dennoch mahnte Detlef Feldmann (Linke) einen Unterschied an zwischen „legal und legitim“ und erinnerte daran, dass die betroffenen Familien ihre Gärten teils schon seit 60 Jahren und in der dritten Generation pflegen.

Seit Frühjahr 2021 kämpfen die Pächterfamilien an der Flottenstraße in Duisburg-Beeck um ihre Gärten auf städtischem Grabeland. Der Kampf droht verloren zu gehen.
Seit Frühjahr 2021 kämpfen die Pächterfamilien an der Flottenstraße in Duisburg-Beeck um ihre Gärten auf städtischem Grabeland. Der Kampf droht verloren zu gehen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Udo Winkler (SPD) und Christof Eickhoff (CDU) stellten für ihre Fraktionen klar, dass sie den Abriss der Hallenbadruine unbedingt unterstützen. Dasselbe gilt für das ursprünglich vorgesehene Quartier, für das der Investor laut Exposé elf Mehrfamilienhäuser und zusätzlich Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihen- und Kettenhäuser plant.

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Beide pochten allerdings darauf, dass die Stadt die Neubausiedlung besser nicht vergrößert. So forderte Winkler, dass die Verwaltung sich lieber dem Wohnungsleerstand in Beeck annehmen und die Pachtgärten erhalten soll.

Geradezu verärgert war jedoch Günter Back (CDU), dass die Fachleute im Rathaus den Beschluss der Bezirksvertretung für den Erhalt der Gartenanlage ignoriert hatten und „in einer Nacht- und Nebelaktion in irgendeinem Büro beschlossen haben“, dass das Wohnquartier doch erweitert wird.

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Wie Dezernent Linne erwiderte, war er der Auslöser dafür. Er berief sich auf neue Grundsätze für die Stadtentwicklung, die der Rat im November 2021 beschlossen hat. So gebe es seither den Auftrag, einerseits neue Flächen aufzukaufen, um mehr Handlungsspielraum zu gewinnen. Andererseits müsse Duisburg mit seinen Flächen „werthaltig umgehen“, und das verpachtete Grabeland werde aktuell deutlich unter Wert genutzt.

Widerstand gegen das Wohnbauprojekt hat jetzt Folgen für ganz Duisburg

Vergeblich warb er dafür, das Bebauungsplanverfahren für das größere Wohnviertel einzuleiten. Der für ihn sicher überraschende Widerstand aus dem Bezirk gegen das Bauprojekt wird sich nun auf die gesamte Stadt auswirken, wie Martin Linne offen kommunizierte: „Wir werden Zwischennutzungen in Zukunft reserviert gegenüberstehen“ – und das nicht nur bei Grabeland.

Dass die Bezirksvertretung geschlossen gegen den Bebauungsplan stimmte, hat das Bauvorhaben allerdings nicht verzögert oder gar beerdigt. Entscheiden wird abschließend der Rat am 31. März, und seine rot-schwarze Mehrheit steht dem Vernehmen nach dem größeren Wohnviertel positiv gegenüber.