Duisburg. Am Himmel über Duisburg sind immer wieder Militärflugzeuge unterwegs. Was diese über der Region machen und was ein Zivilpilot dazu sagt.
Militärflugzeuge fliegen über Duisburg. Nicht nur am 14. Februar, als zwei Kampfjets der Bundeswehr, Typ „Tornado“, über Duisburg fegten, sondern immer wieder. So zum Beispiel am Abend des 3. März, wie ein Sprecher des Luftfahrtamtes der Bundeswehr bestätigt. Die Auswertung der Radardaten zeigte „ein Luftfahrzeug vom Typ AWACS E-3A aus Geilenkirchen. Der Flugverlauf zeigt auch eine Betankung des Luftfahrzeugs, jedoch nicht im Luftraum Jojo, sondern im Luftbetankungsraum Kim.“
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AWACS E-3A? Luftraum Jojo?
Also: Eine E-3A ist eine umgebaute Boeing, die mit einem großen Suchradar auf dem Rücken zur Aufklärung feindlicher und zur Führung verbündeter Flugzeuge dient.
AWACS steht dabei für „Airborne Warning and Control System“, auf Deutsch also luftgestütztes Warn- und Kontrollsystem. Viele Streitkräfte nutzen dieses Flugzeug, etwa die US Air Force, aber auch die Nato.
Und der Luftraum Jojo ist eine von 15 Luftbetankungsstrecken über der Bundesrepublik. Das „Luft-Luft-Betankungsoval“ erstreckt sich dabei auch über den Niederrhein, auch in Duisburg sind die Militärflugzeuge gut zu sehen.
AWACS-Überflug ist kein Grund zur Sorge
„Diese Flüge über dem beschriebenen Gebiet (Duisburg, Anm. d. Red.) sind nicht neu“, erklärt ein Sprecher der Nato auf Anfrage. „Unsere AWACS-Flugzeuge fliegen täglich im Nato-Luftraum und leisten einen Beitrag zum Lagebild der Nato und zur Luftraumüberwachung.“
Mit dem Krieg in der Ukraine haben die Flüge über Duisburger Gebiet also nichts zu tun, „unser Auftrag hat sich auch in den vergangenen Wochen nicht geändert“, bestätigt der Nato-Sprecher. Andernorts aber schon, denn „wir fliegen nun öfter unsere Missionen an der Ostflanke der Nato.“ Die Nato-Ostflanke ist seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 ein häufig anzutreffender Begriff. Gemeint sind damit zumeist die baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) und Polen.
DFS entscheidet, wann betankt werden darf
„Wie die Bundeswehr verfügen auch einige Nato-Partner über speziell umgerüstete Großraum-Tankflugzeuge und sind mit der Luft-Luft-Betankungsfähigkeit in der Lage, die Reichweite und den Einsatzradius von militärischen Luftfahrzeugen erheblich zu vergrößern“, erklärt der Bundeswehr-Sprecher.
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So geschehen mit dem Radarflugzeug am 3. März, allerdings eben schon eine Lufttankstelle weiter in der Betankungsstrecke Kim, die über Niedersachsen und Schleswig-Holstein liegt. Wann wo wer in der Luft betankt wird, regeln dabei das Zentrum Luftoperationen der Bundeswehr und die Deutsche Flugsicherung (DFS). Grundsätzlich gelte, „dass die Freigabe zur Nutzung der jeweiligen Betankungsstrecken durch die DFS erfolgt“.
Tankstelle in 8000 Metern Höhe
Wichtig für die Machbarkeit solcher Luft-Luft-Betankungen seien zum Beispiel die Witterungsverhältnisse und die Verfügbarkeit von Personal und Material. „Eine belastbare Aussage über die Häufigkeit solcher Einsätze kann daher nicht getroffen werden“, sagt der Bundeswehr-Sprecher. Grundsätzlich fänden die Betankungen im Luftraum Jojo in einer Höhe zwischen 8000 und 9000 Metern statt, sodass „sowohl militärischer als auch ziviler Flugbetrieb sicher stattfindet“.
Für Luftbildfotograf Hans Blossey als Vielflieger ist die militärische Präsenz in der Luft über Ruhrgebiet und Niederrhein nichts Ungewöhnliches. „Früher ist die Bundeswehr Übungseinsätze geflogen und hat virtuell Ziele am Boden angegriffen, denen ist man öfter mal begegnet.“
Dass Kampfjets über sein Flugzeug hinwegschießen, gehöre für ihn zu seiner Arbeit – und deshalb hat Blossey auch einige Weisheiten parat. „Wenn ein Jet kommt, kommt auch ein zweiter“, erklärt er, „dann mache ich mich groß und Stelle mich quer zu ihnen, damit sie mich ja nicht übersehen“.
Im Sonnenschatten der Transall
Zu nah gekommen ist ihm im Laufe der Jahre deshalb auch noch kein Militärflieger – mit einer Ausnahme. Eine Transall, ein großes, militärisches Transportflugzeug rückte dem Fotografen ganz schön auf die Pelle. „Da wurde es plötzlich dunkel, ich war direkt im Sonnenschatten der Transall.“
Weil die Bundeswehr mittlerweile versucht, den Überflug bewohnter Gebiete zu vermeiden, sind die Begegnungen seltener geworden. Außerdem werden die Transpondersignale aller Flugzeuge in der Umgebung auch auf die Cockpit-Scheibe der hochmodernen Kampfjets projiziert, die Militärpiloten sehen die zivilen Flieger also schon lange im Voraus.
>> PLANESPOTTING VOM HEIMISCHEN SOFA
- Auf der Internetseite flugradar24.eu kann jeder die Flugbewegungen auf der ganzen Welt kostenlos verfolgen – und mit ein wenig Geduld auch Bundeswehr- und Nato-Flieger über Duisburg entdecken.
- Die Militärflugzeuge erkennt man oft schon an ihren engen, parallelen Flugrouten. Ein Klick auf das Flugzeugsymbol verrät dann ganz genau, was für ein Flugzeug gerade am Himmel unterwegs ist.