Duisburg-Mündelheim. Der Mündelheimer Karl Wulftange hat in den letzten Wochen vermehrte Flugbewegungen und dadurch auch eine größere Lärmbelästigung festgestellt.
Es gibt Tage, da versteht Karl Wulftange kaum sein eigenes Wort, wenn er morgens bei offenem Fenster seinen Kaffee trinkt. Nicht besser ist es in den Nachmittagsstunden. „Gefühlt fliegt jedes Flugzeug, dass am Flughafen Düsseldorf startet, vor- und nachmittags über Mündelheim“, ärgert sich Karl Wulftange.
In den Sommermonaten sei die Belastung durch den Fluglärm schon immer höher gewesen, „aber so schlimm wie in diesem Jahr, war es bisher noch nicht“, findet der Mündelheimer. „Und es ist nicht nur die Anzahl der Flüge, die stark gestiegen ist, die Maschinen fliegen extrem niedrig über unseren Stadtteil hinweg.“
25 Prozent des Verkehrs geht bei Westwind über Mündelheim
Über die Routen MEVEL und SONEB, die über Mündelheim und Serm führen, starten die Flugzeuge in Richtung Norden nach Großbritannien, Russland und in Richtung USA. Das geschieht bei Westwind und der liegt im Sommer in Düsseldorf zwischen 70 und 80 Prozent aller Fälle vor. „Etwa 25 Prozent des Verkehrs geht in diesem Fall über den Bereich Mündelheim“, sagt Flughafensprecher Christian Hinkel. Das sind bei 300 Starts (600 Flugbewegenungen am Tag) rund 75 Flüge. „Wir konnten allerdings im Rahmen unserer Möglichkeiten keine Auffälligkeiten hierbei feststellen“, sagt der Sprecher weiter. Dass die Flugzeuge tiefer fliegen, als im Normalfall, kann Christian Hinkel nicht bestätigen. „Es gibt bestimmte Korridore, in denen sich die Flugrouten bewegen und die müssen auch eingehalten werden.“
Um die über 500 Flugbewegungen pro Woche über dem Duisburger Süden besser einordnen zu können, wurde im letzten Jahr eine Test-Messstelle auf Duisburger Stadtgebiet errichtet. Die ersten Ergebnisse von Mai 2019 der Test-Messstelle 27, die in der Nähe der Gartenwirtschaft ‚Aschlöksken’ liegt, liegen jetzt vor. Die flugintensiven Sommermonate sind dort demnach noch nicht verzeichnet.
1618 Flugbewegungen im Mai
1618 Flugbewegungen sind im Mai von der Messstelle aufgezeichnet worden. Vergleicht man die Messwerte der Anlage in Wittlaer (Messstelle 5) und der Messstelle auf Duisburger Gebiet, werden dort mit 1656 nur wenige Flugbewegungen mehr aufgezeichnet. Die durchschnittlich gemessenen Fluggeräusche sind an der Messstelle auf Duisburger Boden mit 39,9 Dezibel höher als in Wittlaer mit 27,7 Dezibel. Die Gesamtgeräusche liegen in Duisburg bei 51,2 und in Wittlaer bei 54,8 Dezibel mit Spitzenwerten in Wittlaer von 81 und in Duisburg von 73 Dezibel. Zum Vergleich: 75 Dezibel entsprechen einer Waschmaschine beim Schleudern, 70 Dezibel einem laufenden Staubsauger.
Mit der Fluglärmmessstelle wird der am Boden ankommende Lärm gemessen. Das heißt, es werden Überflüge ab einem pro Anlage festgelegten Maximalpegel erfasst. Der Schwellenwert der Messstelle 27 auf Duisburger Gebiet liegt bei 58 Dezibel und in Wittlaer bei 60 Dezibel.
Politik hat dauerhafte Messstelle gefordert
Bei Messungen vor zwei Jahren lag im Bereich Serm/Mündelheim der Dauerschallpegel tagsüber bedingt durch Fluglärm um die 44 Dezibel, mit Spitzenwerten bis zu 72,6 Dezibel. Die Bezirksvertreter des Duisburger Südens hatten sich für die Errichtung der Messstelle eingesetzt, um den Fluglärm im Süden besser bewerten zu können. Hintergrund ist die geplante Kapazitätserweiterung des Airports. Danach sollen in Spitzenzeiten rund 12 Starts und Landungen pro Stunde mehr durchgeführt werden.
Flugbetrieb
Der Düsseldorfer Flughafen plant eine Erweiterung des Flugbetriebes. Vor gut zwei Jahren wurde der entsprechende Antrag beim NRW-Verkehrsministerium eingereicht.
Wird der Antrag genehmigt, sollen in den Spitzenzeiten bis zu 60 statt wie bisher 47 Starts und Landungen in der Stunde erlaubt sein. Auswirkungen auf den Fluglärm im Duisburger Süden soll eine mögliche Erweiterung aber nicht haben.
Eine Entscheidung steht wohl nicht vor 2022 an.