Duisburg. Seit zehn Jahren verkauft Zoo Zajac Welpen. Das hat jüngst erst Martin Rütter angeprangert. Mit seiner Kritik ist der Hundetrainer nicht alleine.

Es war 2012 ein Tabubruch: Seit zehn Jahren bietet Zoo Zajac in der größten Tierhandlung der Welt auch Welpen zum Verkauf an. Schon damals war der Protest groß, Tierschützer bundesweit blickten auf Neumühl und die Welpen. Rund zehn Jahr später ist die Kritik an dem Handel noch immer nicht verstummt und hat in dem Hundetrainer Martin Rütter ein lautes Sprachrohr gefunden.

Der durch TV-Auftritte bekannte Duisburger hatte jüngst in zwei Videos den Welpenhandel bei Zajac kritisiert. Er sprach angesichts der Geräuschkulisse in dem Geschäft, das für zehntausende Besucher jährlich auch ein Ausflugsziel ist, von „Psychoterror für die Hunde“ und rief zu einem Boykott auf: „Immer wieder kann ich nur darauf hinweisen, dass man in einem Geschäft wie Zoo Zajac keine Welpen kauft.“

Streit um Welpenhandel: Martin Rütter erhält Post vom Anwalt

Diese Worte versuchte Norbert Zajac mit einer Unterlassungsklage zu unterbinden. Aufgrund des schwebenden Verfahrens möchte sich der Inhaber gegenüber dieser Zeitung nicht zu dem Rechtsstreit äußern. Nur so viel sagt er: Martin Rütter sei ein „Verbrecher“, weil er trotz Hausverbots den Fachhandel am Konrad-Adenauer-Ring betreten habe.

Vor zwölf Jahren war es Norbert Zajac der Regelbrecher. Für 800.000 Euro ließ er eine Halle für den Handel mit Welpen herrichten. Eine Quarantänestation mit separater Heizung, Belüftung und Intensivstation inklusive. Sein Entschluss, in den Handel einzusteigen, war und ist bundesweit noch immer einzigartig.

Zum Start verkaufte Norbert Zajac 70 Welpen in zwei Monaten

Grundsätzlich ist der Handel mit Hunden im Tierfachhandel zwar nicht verboten. Aber seit 1991 haben die Mitglieder des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) ein stillschweigendes Abkommen, keine Hunde mehr zu verkaufen. Die Begründung damals: Der ständige Wechsel des Pflegepersonals behindere die Sozialisierung der Tiere. Doch Zajac ist kein ZZF-Mitglied.

Der erste Verkaufstag der Welpen, es war der 20. Januar 2012, stand im Fokus der bundesweiten Öffentlichkeit. Zahlreichen Medien, auch diese Zeitung, waren vertreten, um die ersten Dackel in Neumühl zu sehen. Später erzählte Norbert Zajac, dass in den ersten zwei Monaten 70 Hunde verkauft wurden.

Umbau-Maßnahmen ermöglichen mehr Hunde bei Zoo Zajac

Zahlen, die in jüngster Vergangenheit locker übertroffen wurden. Die Corona-Krise hat die Nachfrage nach Heimtieren bei Zoo Zajac nochmals massiv in die Höhe schnellen lassen. Jeder Welpenwurf habe nach nur wenigen Stunden neue Besitzer. Für 250.000 Euro hat Zajac im vergangenen Jahr die Quarantänestation, die alle Welpen nach Ankunft in der Zoohandlung durchlaufen müssen, in der Größe verdoppelt. Statt 45 Tiere können nun gleichzeitig etwa 90 Hunde in Neumühl gehalten werden.

Zoo Zajac ist längst Ausflugsziel geworden, und der Inhaber rühmt sich mit immer neuen Besucherrekorden. In seinem Geschäft versammelt er nach eigenen Angaben 200.000 Tiere aus 3000 Arten. Zum Vergleich: Im Zoo Duisburg leben 6000 Individuen aus 381 Arten.

„An den Hunden selbst verdiene ich nichts. Wie mit allen Tieren“

Mit den rund 200 Mitarbeitern erwirtschaftet Norbert Zajac einen Millionenumsatz, das Geschäft hat 2020 schwarze Zahlen geschrieben. Der Verkauf von fühlenden Wesen trägt nicht dazu bei. Die Kosten für Haltung und Futter sind hoch. Zajac selbst sagte gegenüber dieser Zeitung schon 2012: „An den Hunden selbst verdiene ich nichts. Wie mit allen Tieren.“

Und doch sind die süßen Welpen, Weißbüscheläffchen und das berühmte Faultier Gründe, warum Menschen für das Fachgeschäft in Scharen zur einstigen Lagerhalle pilgern. Zajac, der mit einem E-Roller durch den Laden fährt, verdient letztlich am Tierzubehör, denn nicht selten gehen Besucher mit einem neuem Spielzeug für die Vierbeiner oder anderen Utensilien nach Hause.

Kritik am Welpenhandel – so argumentiert der Tierschutzbund

Doch nicht nur Martin Rütter, dessen jüngstes Video im Welpen-Streit schon mehr als 670.000 Menschen auf Facebook gesehen haben, stellt sich gegen das Prinzip Zajac. „Aus Tierschutzsicht ist der Handel mit Hundewelpen in Zoofachgeschäften klar abzulehnen“, sagt auch eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Eine verhaltensgerechte Unterbringung sei nicht möglich, bei der Präsentation im Glaskasten seien die Tiere „starkem Dauerstress“ ausgesetzt, den sozialen und zeitlichen Ansprüchen von Hundewelpen könne nicht Rechnung getragen werden.

Zoo Zajac argumentiert, Mitarbeiter besuchten alle Züchter persönlich. Angekauft und verkauft würden ausschließlich Welpen aus Deutschland, die mit Familienanschluss großgezogen werden, heißt es auf der Internetseite des Tierhändlers. Auch ein Veterinär untersuche die Welpen und das Muttertier. Nur die Hälfte der besuchten Züchter sei seriös, von den ihrerseits angebotenen Tieren müsse er wiederum die Hälfte abweisen, erzählte Norbert Zajac im Jahr 2013.

Für den Deutschen Tierschutzbund steht jedoch fest: „Kein seriöser Züchter und kein verantwortungsvoller Halter, der seine Tiere liebt, würde Welpen an einen profitorientierten Zwischenhändler liefern.“

Verkaufsverbot für Züchter an Zoo Zajac

Mitgliedern des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) ist es seit 2012 gar verboten, Welpen an Zoo Zajac zu verkaufen, sonst droht den Züchtern der Ausschluss. Im VDH seien, so ein Sprecher, etwa 10.000 bis 15.000 aktive Züchter organisiert. Auch der VDH äußert Kritik an Zoo Zajac – an den geringen „Umweltreizen“ hinter Glas, die für die Sozialisierung der Hunde so wichtig seien.

Der Deutsche Tierschutzbund erklärt, der Zwischenhandel – vom Züchter über das Zoogeschäft und dann erst zum Käufer – wirke sich negativ auf eine Bindung an die Sozialpartner und auf die Anpassung an die spätere Umgebung aus. „Die im Handel von Menschen isoliert und reizarm gehaltenen Welpen entwickeln durch schweren sozialen Erfahrungsentzug zwangsläufig Verhaltensstörungen“, warnt der Tierschutzbund.

Norbert Zajac will mit „Lügenpresse“ nicht sprechen

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Norbert Zajac scheint gelernt zu haben, mit Vorwürfen gegenüber seiner Person und Kritik am umstrittenen Handel zu leben. Die Gelegenheit, Argumente von Hundetrainer Martin Rütter und Tierschützern zu entkräften, nimmt der Unternehmer auf Anfrage unserer Redaktion nicht an. Mit dieser und auch mit einigen anderen Medien wolle er zurzeit nicht sprechen. Schließlich würden in der „Lügenpresse“, wie Norbert Zajac sagt, nur „Unwahrheiten verbreitet“.