Duisburg-Duissern. 1982 eröffnete Karl Heinz Hauschild seine Weinhandlung in Duisburg-Duissern. Seitdem hat sich viel getan. Wie die edlen Tropfen zum Trend wurden.

Vor 40 Jahren eröffnete Karl Heinz „Kalle“ Hauschild seinen Weinhandel in Duisburg-Duissern. Angefangen hat alles mit edlen Tropfen vom Fass, die sich die Kunden selbst abfüllen konnten. Der Standort lag damals noch auf der anderen Straßenseite, dort, wo heute „Frau Scharbatke“ Deko verkauft und Sessel aufpolstert. „Mittlerweile bin ich glaub ich das älteste Weingeschäft, das es noch gibt“, sagt der 68-Jährige. Dass er einmal Vierzigjähriges mit dem Laden feiern würde, daran war 1982 jedenfalls nicht zu denken. Wenn es die Corona-Regeln ermöglichen, soll der runde Geburtstag demnächst auch ein bisschen gefeiert werden.

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An sein erstes Glas Wein, ein Tropfen aus dem Châteauneuf-du-Pape, kann sich Hauschild noch gut erinnern. Hauschild war schätzungsweise 16 und seine Eltern, die ein Lebensmittelgeschäft in Wanheimerort führten, öffneten zum Sonntagsessen eine Flasche Wein. Das war vor vier Jahrzehnten noch etwas besonderes, „meine Eltern hatten aber eine ansehnliche Auswahl im Sortiment“ – aber Duisburg war eben schon immer eine Stadt des Biers.

Entscheidung fiel bewusst auf den Standort Duisburg-Duissern

Mit diesem Plakat warb Karl-Heinz Hauschild zur Neueröffnung. „Der Stil war damals der letzte Schrei.“
Mit diesem Plakat warb Karl-Heinz Hauschild zur Neueröffnung. „Der Stil war damals der letzte Schrei.“ © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Müller

Dass er später einmal einen Weinhandel führen sollte, war nicht vorgezeichnet. Das Geschäft der Eltern wollte er nicht übernehmen, also schrieb er sich für Sozialwissenschaften ein. „Eine brotlose Kunst, die auf keinen Beruf richtig vorbereitet.“ „Kalle“ Hauschild half also dann und wann zu Urlaubszeiten bei seiner Schwester aus, die in Düsseldorf ein Weingeschäft eröffnete. Gemeinsam mit acht weiteren Geschäften organisierten sie die Einkäufe, besuchten Veranstaltungen der Außenhandelskammern und lernten Winzer kennen. Schnell stellte sich heraus, dass für einige Betreiber ihr Geschäft nur Hobby war – Hauschild blieb dabei und entschied sich bewusst für einen Standort in Duissern.

„Interessante Weine“ kosten zwischen sechs und acht Euro

Neben Weinen gehört auch Feinkost mit zum Sortiment, darunter Öle oder Pesto.
Neben Weinen gehört auch Feinkost mit zum Sortiment, darunter Öle oder Pesto. © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Müller

Anfangs waren es vor allem französische und italienische Weine, die er im Sortiment führte. „Deutscher Wein war verpönt, man kannte nur süße Plörre von der Mosel“, erinnert sich Hauschild. Mittlerweile habe sich das deutlich geändert. „Es gibt eine deutliche Verschiebung zu weiß und mit dem Anbau internationaler Rebsorten gibt es auch dichte und gehaltvolle aus Deutschland.“ Die junge Winzergeneration setze zudem auf frische Slogans und spielerische Etiketten.

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Außerdem sei Wein inzwischen auch ein Alltagsgetränk. Der Anspruch der Kunden steige, ebenso wie der eigene. Und manchmal hatte Hauschild auch den richtigen Riecher und Kontakte: So entdeckte er so manchen Winzer, dessen Name später hoch gehandelt wurde – und dessen Weine auch zu seinem Sortiment gehören. „Die interessanten kosten so zwischen sechs und acht Euro. Für viele liegt bei zehn Euro die magische Grenze.“

„Im Stadion darf es auch ein Bier sein“

Etwa zehn Prozent seiner Kunden seien Gastronomen. Der Rest seien Privatleute, „bunt gemischt.“ Während „Kalle“ Hauschild auch heute noch mit Kollegen auf „Studienreisen“ fährt, um Weinanbaugebiete und Winzer zu entdecken, hilft seine Frau Sabine mit im Geschäft. Viele kennt sie schon seit Jahren. „Ich kann mir alle Geschichten und Details merken“, sagt sie lächelnd. Der eine oder andere erzählen schonmal, zu welchem Anlass er ein Fläschchen brauche. Ihr Lieblingswein? „Ein Riesling. Aber im Stadion darf es auch ein Bier sein.“

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In den vergangenen Monaten ist der Weinhandel vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Die Kunden haben zu Hause gekocht und sich dazu ein Gläschen gegönnt. In Kooperation mit den Fahrradkurieren „Pony Riders“ wurde ein Lieferservice aufgebaut, der bei Bedarf die Flaschen auch vor die Tür stellt. Nun wünschen sich die Hauschilds und ihr Team nur noch, dass sie vielleicht im Sommer auch mit den Kunden ein bisschen feiern können.

Vor Corona wurden regelmäßig Veranstaltungen angeboten, zum Beispiel „Wein & Vinyl“. „Platten aus dem Jahr 1982 habe ich noch“, sagt Kalle Hauschild. Ob der Laden noch ein halbes Jahrhundert voll macht, weiß er indes noch nicht. Sicher ist, dass die nächste Generation nicht ins Geschäft einsteigen will. „Ich hatte mal ein Angebot in London zu arbeiten“, erinnert er sich. Mittlerweile ist er aber ganz froh, dass er Duisburg treu geblieben ist – und seine Kunden sind es auch.

>> Aktionen geplant

  • Um die Lager zu leeren, findet traditionell zum Jahresbeginn ein Restpostenverkauf bei Hauschild statt. Weitere Aktionen sind im Laufe des Jahres geplant.
  • Das Geschäft an der Moltkestraße 36 hat montags bis freitags 11 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Nähere Infos gibt’s im Netz auf der Seite www.hauschildweine.de oder telefonisch unter der Rufnummer 0203 342328.