Zwischen geparkten Autos jongliert der Streuwagen mit seinem Schneeschieber, manchmal passt kaum eine Schneemann-Möhre dazwischen. Aber Michael Mettbach lenkt gut gelaunt durch Bissingheim.
Der Kraftfahrer der Wirtschaftsbetriebe Duisburg fährt seit über 20 Jahren mit Begeisterung und Leidenschaft, je nach Saison Laub, Sperrgut, Tannenbäume - und jetzt eben zwei Tonnen Salz im orangenen Container nebst zwei Tanks mit flüssiger Sole. Damit ist er prädestiniert für die Nebenstrecken, auf den großen Straßen fahren die breiteren mit vier Tonnen beladenen Wagen.
Neben dem Lenkrad hat Mettbach ein kleines graues Mischpult, von hier steuert er, wieviel Salz auf der Straße landet, zwischen fünf und 40 Gramm pro Meter und auf einer Breite von zwei bis sieben Metern. Auf die Frage, wie das bemessen wird, grinst er nur. Haben Sie ein Gespür für Schnee? „Jaaa!” Für rund 30 Kilometer Strecke reicht die Ladung. Mit einem kleinen Hebel wird bei Bedarf der Schneeschieber in Stellung gebracht. Und das dauert. Der ganze Laster zittert, obwohl das orangene Schild aus Plastik ist und nicht aus Metall, wie der erste Eindruck Glauben macht. Unten am Schieber schließt eine dicke, schwarze Gummilippe an, die über der Straße „schwimmt”, also Unebenheiten nachgibt. Festgefahrenen Schnee kriegt Mettbach damit nicht ab, nur das, was lose oben drauf liegt. Aber auch damit kann man große schmutzig-graue Haufen machen, die er an Straßenrändern oder auf größeren Verkehrsinseln abschiebt.
So entspannt wie Mettbach ist nicht jeder auf der Straße. „Es gibt viele Idioten, die uns überholen, die die Lage falsch einschätzen, ins Rutschen kommen und uns auch noch gefährden”, erzählt der 50-Jährige, „die fahren mir fast an den Teller”. Dennoch hat er in all den Jahren noch keine Beule abgekriegt.
Sein Dienst im Winter wird vom Wetterbericht bestimmt - und von den Disponenten, die der Lage im Stadtgebiet Herr werden wollen. Einzige Regel in diesen kalten Tagen: Zwischen zwei Schichten müssen elf Stunden Ruhe liegen. Weihnachten hat der zweifache Familienvater komplett durchgearbeitet. Wenn Kachelmann Recht hat, werden die nächsten Tage auch nicht besser. Aber das macht ihm nichts: „Ich liebe meinen Job, das ist doch was besonderes”, erzählt er stolz und der goldene Herz-Ohrring wippt lustig mit. Zur Ablenkung „auf dem Bock” braucht er nicht mal ein Radio. „Ich hab genug zu gucken, muss ja auch immer aufpassen, dass ich keinen Fußgänger mitnehme”. Mit manchen Autofahrern, die ihm entgegen kommen, redet er auch: „Ein bisschen mehr nach links, Schatzi”, bittet er den älteren Herrn mit Schiebermütze freundlich, auch wenn der das gar nicht hören kann. Gelassenheit ist Mettbachs oberstes Gebot: „In dem Job darf man nicht stur sein, ich kann mich ja nicht über jedes geparkte Auto aufregen”. Stattdessen braucht's ein gutes Orientierungsvermögen und offenbar innere Wärme: Das Fenster ist heruntergekurbelt, die Heizung aus.