Duisburg. Der Weihnachtsmarkt in Duisburg ist beendet. Im Streit um Standgebühren gibt es Gewissheit für Händler. So bewertet Duisburg Kontor den Markt.
Der Weihnachtsmarkt in Duisburg ist seit dem 30. Dezember beendet. Acht Tage später bilanziert Veranstalter Duisburg Kontor die Spielzeit. „Insgesamt können wir mit dem Besuch unter den Umständen zufrieden sein“, sagt Uwe Kluge, Geschäftsführer des kommunalen Tochterunternehmens.
Die Umstände, damit meint Kluge die schwierige pandemische Lage samt 2G-Regel sowie eine Woche nach Start des Marktes die Einführung einer allgemeinen Maskenpflicht in der Duisburger Innenstadt, für die sich der Krisenstab der Stadt entschieden hatte.
Weihnachtsmarkt 2021: Duisburg Kontor bestätigt Besucherrückgang
Gleichzeitig habe die Ausbreitung der Virusvariante Omikron „zur Verunsicherung bei den Menschen geführt“, so Kluge weiter. Das Resultat: Die Besucherzahlen der Vorjahre – mit einem Spitzenwert von bis zu zwei Millionen Gästen – konnten nicht erreicht werden. Konkrete Zahlen für 2021 nennt Duisburg Kontor aber nicht.
47 Tage dauerte der Weihnachtsmarkt, 100 Schausteller und Schaustellerinnen, und damit 20 weniger als noch 2019, boten ihre Waren an. Duisburg Kontor musste außerdem „gestiegene Kosten durch das Hygiene- und Infektionsschutzkonzept“ und „allgemeine Kostensteigerungen durch Aufträge an die verschiedenen Dienstleister“ verkraften. Wie hoch die Differenz ist, dazu macht der Betreiber keine Angaben.
Streit um Standgebühren: So entscheidet Duisburg Kontor
„Trotz der Zusatzkosten wurden die Standgelder im Vergleich zu den Vorjahren nicht erhöht“, sagt der Veranstalter. Angesichts des zu erwartenden Besucherrückgangs hatte es zwischen Schaustellern und Betreiber Duisburg Kontor Diskussionen über die Höhe der Standgelder gegeben. Um Umsatzverluste abzufedern, hatten Schausteller auf eine Reduzierung der Gebühren gehofft.
Die Standgelder würden sich, so Duisburg Kontor, aber nicht an der Höhe der Umsätze der Schausteller, sondern am Aufwand des Veranstalters für die Durchführung des Weihnachtsmarktes bemessen. Bis zuletzt hatte Duisburg Kontor eine Entscheidung hinsichtlich einer Reduzierung offen gehalten und wollte das Ende des Marktes abwarten. Nun stellt der Veranstalter klar: „Eine Senkung der Standgelder ist nicht vorgesehen.“
„Duisburg ist echt nicht solidarisch“
Für Mike Bengel, Vorsitzender des Schaustellervereins Groß-Duisburg, ist diese Entscheidung „sehr bedauerlich“. Sein Fazit: „Duisburg ist echt nicht solidarisch“ – in Anlehnung an die von Duisburg Kontor ins Leben gerufene Imagekampagne. Seine Kollegen und er würden seit „zwei Jahren in Ungewissheit“ leben, aufgrund vieler Veranstaltungsabsagen sei die Branche „finanziell dauergestresst“. Es gehe schlichtweg „um das Überleben von Familienbetrieben“, sagt Bengel.
Duisburg Kontor würden indes keine „konkreten Nachweise der Schaustellerbetriebe über Umsatzrückgänge“ vorliegen. Gleichzeitig hänge der wirtschaftliche Erfolg auf dem Weihnachtsmarkt von „individuellen Faktoren ab, die im Wesentlichen der Betreiber in der Hand hat.“ Duisburg Kontor zählt etwa die Preisgestaltung, das Angebot, die Qualität und die Marktstandatmosphäre als Kriterien auf.
Standbetreiber berichten von deutlichen Umsatzverlusten
Egal ob besonders auffällige Glühweinstände in guter Lage oder Imbisse – in den vergangenen Wochen haben Betreiber gegenüber der Redaktion von Umsatzverlusten zwischen 40 und 70 Prozent gesprochen. Auch, weil Gäste aus den Niederlanden und Belgien schlichtweg fehlten, sagt Bengel. „Wir wussten zum Start nicht, worauf wir uns einlassen“, argumentiert der Schausteller.
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Die Entscheidung Duisburg Kontors sei auch vor dem Hintergrund gefallen, dass Schaustellerbetriebe Überbrückungshilfen beim Bundesministerium für Wirtschaft beantragen könnten. Antragsberechtigt sind Unternehmen mit einem coronabedingten Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent im Vergleich zum Referenzzeitraum 2019. Der Bund übernimmt einen Teil der betrieblichen Fixkosten, maximal 90 Prozent bei einem Umsatzrückgang über 70 Prozent.
Ein letzter Funke Hoffnung für Schausteller
Zwischen den Schaustellerverbänden und Duisburg Kontor ist vereinbart worden, dass die Schausteller von der Möglichkeit der Antragstellung von Corona-Hilfen Gebrauch machen. „Man hat sich verständigt, Mitte März erneut ein Gespräch zu führen“, teilt Duisburg Kontor mit und lässt einen klitzekleinen Funken Hoffnung für Schausteller lodern: „Sollte es darüber hinaus nachweislich Härtefälle geben, die einen Schaustellerbetrieb in seiner Existenz gefährden, wird auf gesonderten Antrag hin ein anteiliger Standgeldnachlass durch Duisburg Kontor geprüft.“
Für Mike Bengel und seine Schaustellerkollegen geht es nun in die Winterpause. Eigentlich wäre der Straßenkarneval die nächste Einnahmequelle. Doch viele Veranstaltungen sind bereits abgesagt. Auch die Überbrückungshilfe wird für die ersten Monate des Jahres für viele Schausteller nicht zugänglich sein, weil sie durch fehlende Einnahmen in den Vorjahren keine Umsatzrückgänge in den Monaten der Winterpause zu beklagen haben. „Das haben die scheinbar alle vergessen.“
>> DUISBURG KONTOR MIT ENTSCHEIDUNG NICHT ALLEINE
- Nicht nur in Duisburg, sondern auch die Veranstalter von Weihnachtsmärkten in andere Kommunen im Ruhrgebiet haben keine Standgeld-Ermäßigung gewährt. Darauf verweist auch Duisburg Kontor, ohne Städte konkret zu nennen.
- Die Essener Marketinggesellschaft (EMG), als Veranstalter des Budenzaubers in Essen, hatte gegenüber dieser Redaktion mitgeteilt, nicht die Absicht zu haben, die Standgebühren zu reduzieren. Eine zuvor beschlossene Erhöhung der Gebühren für Gastronomen wurde aber zurückgenommen.