Duisburg. Wie sich die Duisburger Kliniken auf die Omikron-Welle vorbereiten, wovor sich die Verantwortlichen fürchten und worauf es jetzt ankommt.

Die anhaltend hohen Corona-Inzidenzwerte spiegeln sich derzeit noch nicht in den Duisburger Kliniken. Bislang ist der Normalbetrieb kaum beeinträchtigt. Doch von Gelassenheit ist dort angesichts der von Fachleuten vorhergesagten Omikron-Welle keine Spur.

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„Wir rechnen mit einer Zunahme der Corona-Behandlungsfälle, die die Wiedereröffnung besonderer Covid-Bereiche erforderlich machen“, beschreibt Jessica Reinartz, Sprecherin des Ev. Klinikums Niederrhein (Fahrner Krankenhaus, Bethesda) die Stimmung. Gleichzeitige Ausfälle durch Infektionen und Quarantäne beim Personal könnte die Lage schnell zuspitzen.

Kliniken in Duisburg bereiten sich auf Omikron-Welle vor

„Wir wissen aktuell noch zu wenig für eine aussagekräftige Einschätzung der Omikron-Variante“, sagt Helios-Sprecher Valentin Riemer. Als einziger Duisburger Träger veröffentlicht Helios tagesaktuell die Zahlen seiner vier Kliniken in der Stadt: Insgesamt 22 Corona-Patienten waren es am Mittwoch auf den Normalstationen, sieben auf den Intensivstationen von St. Johannes, Marienkrankenhaus, St. Anna und Klinik Homberg.

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Seit Wochen bewegen sich die Zahlen auf ähnlichem Niveau. „Entsprechend war auch weiterhin ein weitgehender Normalbetrieb möglich, lediglich in Einzelfällen mussten wir elektive Eingriffe verschieben“, so Riemer. „Keine gravierenden Beeinträchtigen“ habe es bislang im Johanniter-Krankenhaus gegeben, obwohl Kapazitäten auf der Intenivstation vorgehalten wurden, so Dr. Karlheinz Lüdtke, Ärztlicher Direktor in Rheinhausen.

Betrieb läuft bisher trotz personeller Engpässe bislang weitgehend normal

Dr. Karlheinz Lüdtke ist Ärztlicher Direktor im Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen.        
Dr. Karlheinz Lüdtke ist Ärztlicher Direktor im Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen.         © Sandra Kalkmann | Johanniter

„Vereinzelt“ wurden im Evangelischen Klinikverbund „größere Operationen im Einvernehmen mit den Patienten verschoben, die ohne eine postoperative Überwachung auf der Intensivstation nicht möglich sind“, berichtet Sprecherin Reinartz. Der Betrieb laufe ansonsten trotz vereinzelter personeller Engpässe normal.

Erneut komme es vor, dass Patienten geplante Untersuchungen und Operationen aus Angst vor einer Infektion verschieben. „Das ist aber fatal, denn viele Untersuchungen sind medizinisch notwendig und überlebenswichtig“, warnt Klinik-Sprecherin Reinartz. „In unseren Krankenhäusern werden strengste Hygienemaßnahmen eingehalten und gelebt, so dass diese Scheu weitestgehend unbegründet ist.“

Kliniken fürchten Infektionen und Quarantäne bei Mitarbeitenden

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Trotz Anzeichen eines milden Krankheitsverlaufs bei geimpften Omikron-Infizierten rüste man sich für steigende Patientenzahlen und eine Einschränkung des Normalbetriebs. Die könne auch notwendig werden, „wenn es zu Beeinträchtigungen durch Erkrankungen und Quarantäne beim Personal kommt“, so die Kliniksprecherin.

Wegen der „stark angespannte Personalsituation“ sahen sich die Sana-Kliniken trotz einer geringen Zahl von Covid-Patienten schon im Dezember veranlasst, das elektive OP-Programm einzuschränken. „Jeder Eingriff wurde auf medizinische Dringlichkeit geprüft“, berichtet Sana-Sprecherin Ute Kozber.

Sana-Sprecherin Ute Kozber: Schutz von Patienten und Mitarbeitenden hat weiterhin höchste Priorität.
Sana-Sprecherin Ute Kozber: Schutz von Patienten und Mitarbeitenden hat weiterhin höchste Priorität. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Einschleppen von Omikron verhindern

Deshalb bemühen sich die Kliniken, das Einschleppen der Omikron-Variante tunlichst zu verhindern. Trotz hoher Impfquote werden die Belegschaften regelmäßig getestet, im EVKLN gilt eine FFP2-Maskenpflicht, Besuche sind in allen Kliniken nur eingeschränkt und ebenfalls mit dem wirksameren Mundschutz möglich.

„Der Schutz unserer Mitarbeitenden und Patienten hat für uns daher auch weiterhin obere Priorität“, heißt es auch in den Sana Kliniken. Problematisch bei der Omikron-Variante, die wohl meistens zu milden Verläufen bei Immunisierten und Genesenen führt, „ist dann das zeitgleiche Auftreten von vielen Infizierten mit und ohne Symptome“, erklärt Ute Kozber. Ein externes Schnelltest-Zentrum ist deshalb nun am Kalkweg täglich von 7 bis 20 Uhr in Betrieb.

Krankenhäuser rufen zur Impfung auf und bieten eigene Impfzentren an

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Das wirksamste Mittel gegen eine Überlastung der Kliniken bleibe die (Booster)-Impfung betonen die Klinken. „Studien und Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass sie vor einem schweren Verlauf und der Behandlung auf einer Intensivstation schützt“, so Klinik-Sprecher Riemer, der dazu aufruft, die Helios-eigenen Impfzentren am St. Anna (Huckingen) und St. Johannes (Hamborn) zu nutzen.

Im Sana-Klinikum wurden in den vergangenen Wochen deutlich über 2000 Impfungen verabreicht. Von der Impfbereitschaft und anderer Maßnahmen, die das Infektionsgeschehen eindämmen, so der Helios-Sprecher, „hängt die Entwicklung in den nächsten Wochen maßgeblich ab“.

Er gehe zumindest im nicht intensivpflichtigen Bereich bis Mitte Januar von einer Steigerung der Fallzahlen aus“, sagt Dr. Karlheinz Lüdtke. Dabei. so der Ärztliche Direktor der Johanniter-Klinik, „vermute ich, dass die Dunkelziffer, der im letzten Jahr infizierten und somit jetzt genesenen Personen, in unserer Region sehr hoch ist. Somit kommt es bei Reinfektionen zu milderen Verläufen“.

>> BESUCHER LADEN FRUST AN DER PFORTE AB

  • Vermehrt komme es vor, dass Angehörige von Patienten ihrem Frust und Unverständnis über eingeschränkte Besuchsregelungen an der Klinikpforte Luft machen, berichten Sprecher der Duisburger Krankenhäuser.
  • Sie appellieren an die Gäste, einen respektvollen Umgang zu pflegen: „n für alle ist diese Pandemie und besonders im Gesundheitswesen eine überdurchschnittliche Belastung; und alle Maßnahmen sind zum Schutz und Wohle aller unserer Patientinnen und Patienten. Dies ist unsere oberste Prämisse.“