Duisburg. Corona und wilde Müllberge bieten unliebsamen Nagern gute Bedingungen. Schädlingsbekämpfer hatte 2021 schon 5100 Einsätze, 1000 mehr als sonst.

Für die einen sind sie das Grauen schlechthin, für die anderen niedliche Felltiere mit Knopfaugen. Nur eins ist klar: Wilde Ratten und Mäuse sollten auf keinen Fall zu „Mitbewohnern“ von Menschen werden. Denn sie können Krankheiten übertragen. „Die Ratten- und Mäusepopulationen waren noch nie so groß wie in diesem Jahr“, berichtet Schädlingsbekämpfer Benjamin Keßner, der in vierter Generation den Familienbetrieb führt, der seit über 100 Jahren in Duisburg-Homberg besteht.

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Sein Arbeitsfeld umfasst ein breites Spektrum. Aber 5100 Einsätze hatte er allein in diesem Jahr, nur um Nager zu bekämpfen. „Und wir haben noch vier Monate vor uns“, sagt der 39-Jährige. Normalerweise sind es gut 1000 Einsätze weniger. Dass Ratten und Mäuse sich unfassbar schnell vermehren, hat mehrere Gründe. Immer wieder muss er ausrücken, um in sozialen Brennpunkten gegen Ratten vorzugehen. „Überall, wo Müll einfach in die Gegend geschmissen wird, werden Ratten angezogen.“

Mehr Ratten in Duisburg wegen wilder Müllkippen und zwei viel zu warmen Jahren

Die den Zeiten der Corona-Pandemie, in denen viele im Homeoffice arbeiten, hätten ihren Teil zur verschärften Situation beigetragen. Wilde Müllkippen gebe es immer wieder in direkter Nähe zu größeren Wohnanlagen. „Rattenbefall beschäftigt uns zwar schon seit 20 Jahren. Aber so schlimm, wie in diesem Jahr, war es noch nie.“ Als zweiter Punkt kommen die beiden ausgesprochen warmen Jahre hinzu – 2020 und 2021. „Wenn es keine Minusgrade über längere Zeit gibt und auch keinen Schnee, dann ist für die Tiere der Tisch immer reich gedeckt. Sie sterben nicht an Kälte, finden ausreichend Futter und können sich hervorragend vermehren.“

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Als dritten wichtigen Punkt führt Keßner eine Änderung der Gesetze an und verweist auf das Umweltbundesamt. Bis vor wenigen Jahren durften auch private Eigentümer Ratten bekämpfen. Man konnte entsprechende Mittel in Baumärkten bekommen. Später nur noch übers Internet bestellen und dann gab’s eine EU-Richtlinie, an die sich alle Staaten halten müssen. Die Vorschriften wurden in den Jahren danach verschärft, weil ein Kontakt der Giftköder mit dem Wasserkreislauf unbedingt vermieden werden soll.

Giftköder zur Bekämpfung von Ratten schaden auch den Vögeln

„Mittlerweile gibt es große Anstrengungen, um alternative Möglichkeiten zu finden, Ratten und Mäuse zu bekämpfen, aber es ist ein schwieriges Feld“, sagt Benjamin Keßner. Denn die Gifte, die eingesetzt werden, betreffen natürlich nicht nur Ratten und Mäuse. „Viele Greifvögel, die auf Feldern und an Waldrändern Nager jagen, die Giftköder gefressen hatten, sterben dann natürlich auch nach einiger Zeit an Vergiftung.“

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Die Fraßköder für Nager müssen sehr sorgsam zusammengestellt sein. Denn vor allem Ratten gelten als intelligent und würden Nahrung vermeiden, wenn sie merken, dass sie bei Artgenossen zum sofortigen Tod führen. Heutzutage nimmt man Köderpräparate – zum Beispiel aus Getreide oder Paste – die blutgerinnungshemmende Wirkstoffe enthalten.

Eigentümer müssen die Arbeit der Schädlingsbekämpfer selbst bezahlen

Weil sie erst mit Zeitverzug von einigen Tagen wirken, stellen die Ratten keinen Zusammenhang zwischen dem gefundenen Fressen und dem Tod von Artgenossen her. Denn die Ratte, die den Giftköder frisst, verblutet innerlich, aber eben deutlich später.

Ein weiterer Punkt kommt bei der Vermehrung der Ratten und Mäuse noch hinzu, sagt der Fachmann. „Vor einigen Jahren konnten Privatleute beim Servicecenter der Wirtschaftsbetriebe Duisburg anrufen, wenn sie einen Befall von Nagern im Umfeld hatten. So läuft das auch heute noch. Aber mittlerweile müssen die Eigentümer die Arbeit der Schädlingsbekämpfer selbst bezahlen, wenn diese auf privatem Grundstück tätig werden.

Die Stadt Duisburg kümmert sich um die Kanäle

Oder sie müssen mit den in Apotheken, Samenhandlungen und Fachgeschäften zu erwerbenden und zugelassenen Rattenbekämpfungsmitteln die Sache selbst in die Hand nehmen. Denn die Verantwortlichkeit des Grundstückseigentümers und die Bekämpfung dieser Schädlinge sind unter anderem im Infektionsschutzgesetz ausdrücklich vorgesehen. Darauf weisen die Wirtschaftsbetriebe hin.

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Anders verhält es sich bei städtischen Grundstücken. Während das Auslegen von Giftködern in Kanälen Hoheit der Stadt ist, beauftragen die Städte Schädlingsbekämpfer, wenn Ratten- oder Mäusebefall auf Spielplätzen oder Grünanlagen festgestellt wird. Natürlich müssen die Köder so angebracht werden, dass weder Menschen noch Tiere zu Schaden kommen können.

>>>> Rattenbefall sollte gemeldet werden <<<<

Es ist schwer, Ratten zu bekämpfen, weil sie ausgesprochen vermehrungsfähig sind. Eine Ratte kann theoretisch bis zu 2000 Kinder und Kindeskinder pro Jahr bekommen.

Wenn man einen Rattenbefall auf städtischem Grundstück wie Gehwegen, Straßen, Begleitgrün, Spielplätzen oder Grünflächen feststellt, kann man beim Servicecenter der Wirtschaftsbetriebe Duisburg unter 0203/283-30 00 anrufen.

Sieht man Ratten an städtischen Gebäuden wie Schulen oder Kindergärten, sollte man die Nummer vom Servicecenter der Stadt wählen, 0203/94 000. Auch per Mail an ordnungsamt@stadt-duisburg.de kann man solche Probleme melden.