Duisburg. DGB-Kampagne macht auf mehr Gewalt gegen Polizisten, Rettungskräfte und Beschäftigte im öffentlichen Dienst und bei der Müllabfuhr aufmerksam.

Von ungeduldigen Autofahrern, die an einem Müllwagen vorbei wollen, hupen und Beleidigungen gegenüber den Mitarbeitern der Müllabfuhr loslassen, hört Thomas Leuchter, Vertrauensmann der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, seit Jahren beinah täglich. Doch längst bleibt es nicht mehr „nur“ bei verbalen Beleidigungen. Leuchter berichtet von einem Bürger, „der sich vor eine kleine Kehrmaschine geworfen hat, um diese zu stoppen. Dann hat der Mann die Fahrertür aufgerissen und auf den Mitarbeiter eingeschlagen.“ Meldungen über verbale – und längst auch körperliche Gewalt – gegen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, Polizisten und Rettungskräfte nehmen zu. Darauf will der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seiner Kampagne „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“ aufmerksam machen – auch in Duisburg.

„Hinter jeder Uniform oder Arbeitskleidung steckt immer noch ein Mensch“

In den vergangenen Jahren wurden jährlich etwa 500 Verfahren wegen Widerstandes gegen Polizeibeamte in Duisburg eingeleitet. Einer Umfrage des DGB aus dem Jahr 2020 unter 2000 Beschäftigten des öffentlichen und privatisierten Sektors zufolge, erlebten 67 Prozent der Befragten Respektlosigkeit, Beleidigungen oder Gewalt im Arbeitsalltag. „Gerade Berufsgruppen wie Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr, Mitarbeiter des Ordnungsamtes oder der Müllabfuhr und Straßenreinigung sind betroffen“, sagt Regionsgeschäftsführerin Angelika Wagner.

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Mit der Kampagne, die bereits vor einem Jahr richtig durchstarten sollte, wegen Corona aber nicht so wahrgenommen wurde, will der DGB die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Die Wirtschaftsbetriebe unterstützen die Kampagne und haben eine Kehrmaschine mit einem Motivbild plakatiert. Manfred, ein Mitarbeiter der Müllabfuhr in Hamm, fährt nun gut sichtbar in Duisburg mit: „Ich hole deinen Müll ab und Du pöbelst mich an?“, fragt er. „Hinter jeder Uniform oder Arbeitskleidung steckt immer noch ein Mensch, der es verdient, respektvoll behandelt zu werden“, sagt Angelika Wagner.

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Die Hemmschwelle für verbale Angriffe sei stark gesunken. Dabei „ist jeder Übergriff völlig inakzeptabel“, sagt Oberbürgermeister Sören Link. Er spricht von mehreren dutzend Fällen jährlich bei der Stadt Duisburg. Beleidigt, beschimpft, bespuckt: Allerdings zeigten die Mitarbeiter auch selten die Vorfälle an. Doch damit soll Schluss sein. „Wir zeigen jeden Übergriff an und gehen offensiv und transparent mit den Vorfällen um“, kündigt Sören Link an.

Debatten auf Recyclinghöfen bleiben nicht sachlich

Auch Thomas Patermann, Vorstandssprecher der Wirtschaftsbetriebe, zeigt kein Verständnis für die Übergriffe auf seine Mitarbeiter. Die meisten Bürger verhielten sich korrekt und sorgfältig gegenüber den den Beschäftigten der Müllabfuhr oder Straßenreinigung. Aber es komme immer öfter zu Debatten, „die nicht sachlich bleiben.“ Beispielsweise auf Recyclinghöfen, wenn es darum gehe, dass für eine bestimmte Abfallentsorgung gezahlt werden muss, oder wenn Biotonnen nicht gelehrt werden, weil sie fehlerhaft gefüllt wurden. Dann fallen manchmal nicht nur Beleidigungen, mituntern werden die Mitarbeiter auch körperlich attackiert. Thomas Patermann: „Der Respekt untereinander ist aber eine wichtige Tugend. Ich bitte um Respekt im Umgang mit unseren Kollegen.“