Duisburg. Das neue Schuljahr wird in der Delta-Welle starten. Duisburger Eltern fordern deshalb Luftfilter für die Schulklassen. Der Stand der Debatte:

In drei Wochen beginnt das neue Schuljahr, nach aktuellem Stand im Präsenzunterricht. Zumindest ein Teil der über 12-Jährigen wird bis dahin geimpft sein. Maske, Abstand und Lüften werden je nach Verlauf der Pandemie aber weiter Pflicht sein.

Um die Schüler zu schützen, fordern Elternverbände wie die Elternschaft Duisburger Schulen (EDuS) schon länger den Einsatz von Luftfiltern. Bislang sind in Duisburg 100 Klassenzimmer an 29 Schul-Standorten mit Luftfiltern versorgt.

IMD prüft die Anschaffung weiterer Luftfilter über das Landes-Förderprogramm

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Neue Möglichkeiten könnten sich durch das Lüftungsprogramm der Landesregierung ergeben: 90,4 Millionen Euro sollen in zusätzliche Maßnahmen in Schulen und Kitas investiert werden. Antragsberechtigt sind aber nur Einrichtungen für Kinder unter 12 Jahren und die Räume müssen der Kategorie 2 angehören.

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Gemeint sind Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit, die genauen Förderrichtlinien liegen aber nicht vor, sagt Thomas Krützberg, Chef des Duisburger Immobilienmanagements IMD. Sobald diese vorliegen, werde geprüft, ob Anträge möglich sind. Aktuell seien die Hausmeister aller Einrichtungen angewiesen, die rund 1800 Schul-Räume erneut auf ihre Lüftbarkeit hin zu überprüfen.

5,5 Millionen Euro in coronabedingte Schutzmaßnahmen investiert

Thomas Krützberg setzt bei der Vielzahl unterschiedlicher Experten-Meinungen auf die Haltung des Deutschen Städtetages.
Thomas Krützberg setzt bei der Vielzahl unterschiedlicher Experten-Meinungen auf die Haltung des Deutschen Städtetages. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller

Krützberg geht davon aus, dass die meisten Klassenräume ausreichend belüftet werden können. 20 der 100 Luftfilter seien wegen fehlenden Bedarfs an anderer Stelle in Turnhallen platziert worden.

Im Herbst wurden nach einer ersten Erhebung 34 Fenster an vier Schulen ausgetauscht. Sie ließen sich zuvor nur auf Kipp stellen oder aus Altersgründen gar nicht mehr öffnen. Zudem wurde jeder Schulstandort mit einer CO2-Ampel ausgestattet, um besser einschätzen zu können, wann lüften nötig ist.

Bislang haben die coronabedingten Schutzmaßnahmen rund 5,5 Millionen Euro gekostet, sagt Krützberg. Dazu zählen die Investments, aber auch Desinfektionsmittel und die verstärkten Reinigungsmaßnahmen. Der IMD-Chef geht davon aus, dass die Kosten vollständig vom Land übernommen werden.

Entscheider für alle Maßnahmen sei der Krisenstab, betont Krützberg. Seine persönliche Haltung basiert angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Expertenmeinungen auf den Positionen des Deutschen Städtetages und des Umweltbundesamtes, wonach Luftfilter nur da ergänzend sinnvoll seien, wo nicht ausreichend gelüftet werden könne. Mit Blick auf den nächsten Winter zitiert er die Städtetags-Einschätzung, dass man Kälte in den Räumen hinnehmen müsse.

Kontroverse Haltung in den Nachbarstädten

In den umliegenden Städten wird das Thema ebenfalls kontrovers diskutiert: In Neukirchen-Vluyn wurden alle Schulen und Kitas bereits mit Luftfiltern ausgestattet. In Oberhausen und Essen werden die Klassenzimmer erneut geprüft.

In Mülheim hatte der Leiter des Immobilien-Service die Filtergeräte sogar als gefährlich bezeichnet, weil die Aerosole sich durch den Luftstrom überhaupt erst im Klassenzimmer verbreiten würden. Inzwischen hat der Verwaltungsvorstand jedoch erklärt, Fördergelder nutzen zu wollen.

Elternschaft: Lüften gelang schon vor der Pandemie nicht

Melanie Maurer, Vorstandsmitglied der EDuS, setzt sich seit langem für Luftfiltergeräte in Schulklassen ein.
Melanie Maurer, Vorstandsmitglied der EDuS, setzt sich seit langem für Luftfiltergeräte in Schulklassen ein. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Melanie Maurer, Vorsitzende der EDuS, hatte in einem Vortrag vor der Landespressekonferenz betont, dass Lüften an Schulen schon in der Vorpandemiezeit nicht gelang: „Man schafft es angesichts der oft vorhandenen hohen Schülerzahlen, der räumlichen Gegebenheiten sowie der Länge der Unterrichtseinheiten kaum noch, durch konsequentes Lüften in den Pausen für einen ausreichenden Luftaustausch zu sorgen, der auch in der darauffolgenden Unterrichtsstunde eine gute Raumluftqualität gewährleistet“, zitiert sie aus einer Publikation des Umweltbundesamtes. Von 2017. Maurer spricht im Landtag, der sehr wohl mit Luftfiltern ausgestattet ist, wie sie betont.

Im März hatte die EDuS versucht, mit dem Projekt „Saubere Luft in Duisburgs Schulen“ Geräte zur Luftreinigung über Sponsoren anzuschaffen - vergebens. Das IMD als Gebäudeeigner ist grundsätzlich offen für Sponsoring und ermöglicht das Aufstellen von Luftfiltergeräten, „ich schätze bürgerschaftliches Engagement!“, so Krützberg. Entscheiden müsse jeweils das Amt für Schule und Bildung. Das Verhalten der Lehrer, ihre Sorgfalt in Bezug auf das Lüften, könne er nicht abfragen oder überprüfen.

>>AN DIESEN SCHULEN GIBT ES BEREITS LUFTFILTER

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Die 100 Luftfilter wurden an 29 Schulstandorten aufgestellt:

  • Grundschulen: Salzmannschule in Neumühl: 2, Auf dem Berg in Bergheim: 10, Lauenburger Allee in Großenbaum: 2, Klosterstraße in der Altstadt: 2, Grabenstraße in Neudorf: 1, Goldstraße im Dellviertel: 1, Böhmerstraße in Buchholz: 1, Hebbelstraße in Neudorf: 1, Am Ziegelkamp in Huckingen: 1+3, Großenbaumer Allee in Großenbaum: 2, Wrangelstraße in Kaßlerfeld: 7, Theißelmannstraße in Walsum: 2, Schulstraße in Bruckhausen: 2, Zoppenbrückstraße in Obermeiderich: 2, Gartenstraße in Neumühl: 2, Kirchstraße in Alt-Homberg: 2
  • Gesamtschulen: Gottfried-Wilhelm-Leibniz in Alt-Hamborn: 1, Emschertal: 4 in Neumühl und 1 in Obermarxloh, Meiderich: 2
  • Gymnasien: Kopernikus in Aldenrade: 12, Mercator im Dellviertel: 4, Landfermann in Mitte: 11
  • Hauptschule: Gneisenaustraße in Neudorf: 13
  • Berufskolleg: Sophie Scholl in Marxloh: 8
  • Förderschule: Dahlingstraße in Friemersheim: 1