Düsseldorf. Die Städte haben nur wenige Geräte mit Unterstützung des Landes NRW gekauft. Die Wirksamkeit der Filter ist umstritten.

Eine Elterninitiative fordert von der Landesregierung, alle Schulklassen in NRW im kommenden Schuljahr mit mobilen Raumluftfiltern auszustatten, um das Corona-Infektionsrisiko zu senken und Präsenzunterricht zu ermöglichen. Die Gefahren, die von der Delta-Virusmutation ausgingen, erforderten ein schnelles Handeln. „Es geht um die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler“, sagte Franz-Josef Kahlen, Sprecher der Elterninitiative Raumluftfilter NRW, am Montag im Landtag.

Geringe Nachfrage nach Förderprogramm

Das 50-Millionen-Euro-Förderprogramm des NRW-Kommunalministeriums für solche Anlagen ist nach Einschätzung der Eltern ungeeignet, weil es die Anschaffung von Luftfiltern nur für Klassen ermögliche, die schlecht oder gar nicht zu lüften seien. Tatsächlich ist die Nachfrage der Kommunen nach dem Förderprogramm auffallend klein: Bisher wurden laut Landesregierung 20 Millionen Euro für mobile Luftfilter und Fenster-Reparaturen beantragt und zehn Millionen Euro bewilligt.

Melanie Maurer, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Duisburg, sagte, in vielen Arztpraxen, Büros und öffentlichen Gebäuden gebe es längst Luftfilteranlagen, nur in den Schulen kaum. Hier müssten 30 junge Menschen stundenlang in einem Raum sitzen. Eine Ausstattung aller Klassenräume sei der Landesregierung offenbar zu teuer. Die Initiative vermutet, dass diese Ausrüstung etwa 250 Millionen Euro kosten würde. Der Bund hat ein eigenes Förderprogramm aufgelegt für fest installierte Raumluftfilter.

Umweltbundesamt ist skeptisch

Die Landesregierung verweist auf eine Einschätzung des Umweltbundesamtes, wonach das Lüften einen besseren Schutz biete als der Einsatz von Luftfiltergeräten. „Es gibt unterschiedliche Meinungen hinsichtlich der Wirksamkeit dieser Geräte“, hatte zuletzt Bildungsstaatssekretär Matthias Richter (FDP) erklärt. Die Schulträger hätten das Förderprogramm des Landes offenbar „nicht als den wesentlichen Beitrag zum Infektionsschutz“ angesehen. Die Elterninitiative betonte, dass die Filteranlagen das Lüften der Klassen nicht ersetzen, sondern ergänzen sollten.

NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sagte: „Die Schulen in NRW sind sichere Orte für Kinder und Jugendliche.“ Die Kommunen hätten „kräftig in die Belüftbarkeit“ der Schulen investiert und, wo erforderlich, mobile Luftfiltergeräte aufgestellt. Es gelte der Grundsatz: Der Einsatz mobiler Luftreiniger könne ergänzend sinnvoll sein, wenn keine ausreichende Lüftung gegeben sei.

Kommunalverband: Fest verbaute Klimaanlagen für Schulen

Auch Christof Sommer, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes NRW, sagte mit Verweis auf die Empfehlung des Umweltbundesamtes: „Für einen großflächigen Einsatz von mobilen Luftraumfiltern gibt es keine hinreichende wissenschaftliche Grundlage.“ Auf lange Sicht sollte man aber darüber nachdenken, die Schulen mit fest verbauten Klimaanlagen auszustatten. „Das schützt die Kinder nicht nur vor Infektionen, sondern rüstet die Schulen auch für den Klimawandel“, so Sommer.

Die Schulexpertin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer, sagte, das Landesprogramm müsse neu aufgelegt und aufgestockt werden, sodass mobile Luftfilter angeschafft werden könnten.

Beer weiter: „Auch das nächste Schuljahr wird kein normales sein können. Die Ausbreitung der Delta-Variante zeigt, dass die Pandemie weiter unberechenbar ist – und viele Eltern sorgen sich bereits vor einem neuen Corona-Chaos an den Schulen nach den Sommerferien. Jüngere Kinder unter zwölf Jahren können derzeit noch gar nicht geimpft werden, weil es für sie keinen zugelassenen Impfstoff gibt. Sie müssen daher besonders geschützt werden. Genau dabei können Luftfilter helfen und in einem ersten Schritt Grund- und Förderschulen sicherer machen."