Duisburg. Seit Corona ist die Nachfrage von Familien nach Kleingärten in Duisburg gestiegen. Geduld ist gefragt bei Interessenten. Was sie beachten müssen.

Rasen mähen, Kiste Bier kalt stellen und den Kleingarten genießen. Was denn sonst? „Wer sich das Kleingärtnerleben so vorstellt, liegt völlig daneben“, stellt Turgay Diker (64), Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Duisburger Kleingartenvereine kategorisch fest. Dann sollte man es lieber lassen, ist sein Rat. Denn die Philosophie hinter den beliebten Anlagen ist weitaus größer, umfassender und klüger als es sich viele vorstellen. Dennoch: Der Ansturm auf die Gärten ist in Coronazeiten noch größer geworden, als er ohnehin schon war. Wer in Duisburg einen Kleingarten haben möchte, muss eins mitbringen: Geduld.

Die hatte auch das Ehepaar Rodriguez Schmitt, das seit einigen Jahren einen Garten in Rheinhausen hat, auch um seinen Kindern zu vermitteln, dass eine Zuccini nicht so einfach aus dem Supermarkt kommt. Sie hatten Glück einen Garten zu bekommen.

„Es ist immer Bewegung drin, manche Bürger geben ihren Kleingarten aus verschiedenen Gründen ja auch wieder ab. Aber dann stehen bereits zehn und mehr auf der Warteliste“, sagt Turgay Diker, der passionierte Kleingärtner mit dem perfekt angelegten Garten. Mit fünf Jahren kam der Grünliebhaber nach Deutschland und ist längst viel deutscher als viele Deutsche.

Duisburg ist eine echte Kleingartenhochburg im Rheinland mit über 6300 Einzelgärten in 106 Kleingartenanlagen auf 2.300.000 Quadratmetern. Im Durchschnitt sind die Gärten zwischen 300 und 400 qm groß. Die Pacht liegt im Jahr bei ungefähr 100 Euro. „Sie ist verschwindend gering“, betont Turgay Diker. Wer sich einen Kleingarten anschafft, pachtet den Garten, kauft aber das Gebäude, das auf der Parzelle gebaut wurde. Was manche nervt, die Vorschriften in Kleingärten, die verbindlich für alle sind, erklärt er so plausibel und hintergründig, dass jedes Gegenargument verblasst.

Schottergärten und Gifte sind tabu

Ganz viele Regeln sind dem vernünftigen Gemeinwesen geschuldet: Der Schaffung und Erhaltung einer menschenwürdigen Umwelt, der Förderung und Sicherung der einheimischen Arten- und Pflanzenvielfalt, dem Bestandsschutz von öffentlichen Garten- und Grünanlagen, der Erholung und Freizeitgestaltung, dem aktiven Beitrag zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz.

„Wir nehmen unsere Richtlinien sehr ernst“, sagt Diker. Einmal im Jahr werden die Gärten begangen. Dann gucken die „Wächter“ mit wachsamem Auge, ob die Drittel-Regelung eingehalten wird: Ein Drittel für den Anbau von Obst und Gemüse, ein Drittel für Wege, Laube und Terrasse und ein weiteres Drittel für Erholung. Innerhalb dieser Regel kann jeder Kleingärnter seinen Garten so anlegen, wie er es gerne möchte. „Spielraum ist da genug.“

Tabu sind schon lange Schottergärten und Gifte. Die haben in Kleingärten überhaupt nichts zu suchen. Turgay Diker achtet streng darauf, dass nicht zu viel Fläche versiegelt worden ist. Wer sich nicht daran hält, muss im Zweifelsfall zurückbauen. „Aber die meisten lieben ihren Garten ja, sie schaffen Insektenhotels, pflanzen Blumen, die insektenfreundlich sind und freuen sich, wenn sie frisches Obst und Gemüse ernten.

„Arbeit fällt auch außerhalb des eigenen Gartens an“

Dass gerade die lange Coronazeit den Drang der Menschen nach einem Kleingarten verstärkt hat, ist für die leidenschaftlichen Gartenliebhaber längst ausgemacht. „Viele Parks waren geschlossen, rot-weiße Flatterbänder sperrten Spielplätze ab. Schaukeln tabu, Rutschen nicht erlaubt. Wo sollte man denn vor allem mit Kindern hingehen“, fragt Diker. Ein paar Tipps hat er parat: Wer einen Kleingarten haben möchte, sollte sich fragen, ob er Lust hat, im Garten zu arbeiten, ob er Freude an der Natur hat, ob die Freizeit ausreicht, den Garten zu pflegen, Partner und Kinder Spaß am Garten haben und auch, ob man bereit ist, aktiv am Vereinsleben teilzunehmen.

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„Denn Arbeit fällt ja auch außerhalb des eigenen Garten an. Da müssen die Wege in Ordnung gehalten werden, es gibt öfter Arbeiten, bei denen alle mit anpacken müssen“, erklärt der 64-Jährige. Im Normalfall klappe das Miteinander in den einzelnen Kleingartenanlagen gut. „Natürlich gibt es die berühmten zehn Prozent, mit denen es immer mal Probleme gibt. Aber das hat man ja überall.“

Bei heißem Wetter geht es garantiert auch wieder um Pools, die aufgestellt werden. Diker: „Wir haben für Duisburg einen Kompromiss gefunden. 2,50 m im Durchmesser dürfen sie sein und 60 cm hoch. Natürlich darf keine Chemie verwendet werden, denn das Wasser wird ja zum Gießen genommen und soll ja die Gärten nicht vergiften. Aber zum Abkühlen im heißen Sommer reicht das ja.“ Sein Fazit: Den meisten Kleingärtnern macht der Garten großen Spaß. Es ist ein schönes Hobby und die Anlagen sind eine grüne Lunge für die Stadt.

Mehr Informationen gibt es auf www.kleingarten-duisburg.de