Duisburg. Sein Amt als Sana-Chefarzt hat Prof. Dr. Friedhelm Brassel abgegeben. Pionier in der Behandlung von Gefäß-Fehlbildungen bei Kindern nun Direktor.

Sein Amt als Chefarzt der Radiologie und Neuroradiologie der Sana Kliniken hat Prof. Dr. Friedhelm Brassel an Dr. Martin Schlunz-Hendann übergeben. Es geht ein Pionier seines Fachs: In seinen 21 Duisburger Jahren etablierte Brassel die lebensrettende Behandlung von Gefäß-Missbildungen bei Neugeborenen und Säuglingen und richtete dafür ein Zentrum mit europaweit einzigartiger Expertise sein.

Fast zwangsläufig kommt deshalb sein Nachfolger aus dem eigenen Haus. Schon ein Jahr vor Brassel war Schlunz-Hendann (51) als Assistenzarzt zum Klinikum am Kalkweg gekommen, fortan baute er an der Seite seines neuen Chefs das Leistungsspektrum der interventionellen Neuroradiologie aus. Deshalb teilt auch Julia Disselborg die Freude über die Personalie mit dem scheidenden Chefarzt: „Wir hätten nirgendwo einen versierteren Kandidaten gefunden“, betont die Klinik-Geschäftsführerin.

Fehlbildung der Blutgefäße fällt bei Untersuchungen in der Schwangerschaft auf

Die Entwicklung einer Behandlung von angeborenen Fehlbildungen der Hirngefäße und des Gehirns bewegt Prof. Dr. Friedhelm Brassel bereits vor seiner Duisburger Zeit. Ohne eine Operation unmittelbar nach der Geburt überleben manche Kinder nur wenige Tage. „Der Fehlbildung von Venen und Arterien im Kopf der Kinder fällt zumeist bei Ultraschall-Untersuchungen in der Schwangerschaft auf“, erläutert Brassel, „ein vergrößertes Herz ist ein Alarmsignal“.

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Kleine Patienten kommen aus ganz Deutschland und dem Ausland nach Duisburg

Bis zu 30 Fälle gibt es in Deutschland pro Jahr. Die Eltern kommen schon zur Geburt nach Duisburg, besprechen und planen mit den Ärzte den Eingriff. „Oft kommen die Kinder mit Behinderungen zur Welt, die auch nach der Behandlung bleiben, auch das muss mit den Eltern besprochen werden.“ Große Bekanntheit gewann die Gefäßmissbildung (Vena Galeni Malformation) durch Sandra Roth und ihr Buch „Lotta Wundertüte“, das 2013 zum Bestseller wurde. Darin beschreibt die Journalistin das Leben mit ihrer damals dreijährigen Tochter – auch sei war eine der mehr als 100 kleinen Vena-Galeni-Patienten, an denen Brassel insgesamt mehr als 500 Eingriffe durchgeführt hat.

Viele Kinder benötigen mehrere Eingriffe zur Korrektur der Missbildungen

Es gebe die Fälle, wo auch die Kunst der Spezialisten an Grenzen stoße, sagt Martin Schlunz-Hendann. Aber auch eben Erfolge, wie bei dem Jungen, den er erstmals zwei Tage nach der Geburt operierte. Nach dem vierten Eingriff sind die „Kurzschlüsse“ zwischen den Blutgefäßen korrigiert, berichtet der Chefarzt. „Das Kind ist klinisch nicht auffällig. Darauf sind wir sehr stolz.“

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Ihr Leben verdanken die Kinder der beharrlichen Entwicklung von Friedhelm Brassel. Denn er hat die hauchfeinen, 0,5 Millimeter dünnen Katheter, die unter Röntgenkontrolle über die Leiste bis ins Gehirn des Kindes geschoben werden, erdacht und für die Erprobung im Tierversuch auch selbst gebaut. Bei den Mini-Instrumenten an der Katheterspitze halfen Handwerker aus der Familie, kleine Ballons für die Aufweitung von Gefäßen bastelte er mit der Hilfe von Latex-Produzenten „so lange, bis es funktionierte“.

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Erfahrene Ärzte, speziell geschultes Personal und angepasste Medizintechnik

„Die Eingriffe erfordern eine lange Erfahrung“, erklärt Brassel. Der Umgang mit den Kathetern will geübt sein, die Korrektur der Fehlbildungen mit Gewebekleber und winzigen Platin-Spiralen. Außerdem braucht es Anästhesisten und speziell geschultes medizinisches Personal für die Behandlung von Säuglingen unter Vollnarkose. Speziell angepasste MRT-, CT- und Röntgengeräte stehen am Kalkweg in zwei OP-Räumen zur Verfügung, um die Strahlenbelastung während des Eingriffs für die Kinder so gering wie möglich zu halten.

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Prof. Dr. Friedhelm Brassel bleibt dem Zentrum als Direktor erhalten

Ergebnis der Arbeit von 20 Jahren ist das „Zentrum für pädiatrisch interventionelle Neuroradiologie/Radiologie und interventionelle Therapie Vaskulärer Malformationen“. Als Direktor bleibt ihm Prof. Dr. Friedhelm Brassel auch weiterhin erhalten. Die Auswertung und wissenschaftliche Aufbereitung der Eingriffe hat er sich vorgenommen. An Ruhestand denke er noch lange nicht, sagt der 65-Jährige. „Wir haben noch viel vor.“

SANA: DR. WOLFGANG NITZ NEUER CHEFARZT DER GASTROENTEROLOGIE

  • Als neuer Chefarzt der Gastronenterologie hat Dr. Wolfgang Nitz an den Sana Kliniken die Nachfolge von Prof. Dr. Jörg Schlaak angetreten. Der Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie mit der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin soll insbesondere das interdisziplinäre Darmzentrum der Klinik am Kalkweg stärken.
  • Der 45-Jährige, er war zuletzt langjährig als leitender Oberarzt im Ev. Krankenhaus Mettmann tätig, ist Duisburg gut vernetzt. Vor Stationen im Essener Elisabeth-Krankenhaus und den Kath. Kliniken Düsseldorf absolvierte er seine Facharztausbildung am Bethesda in Hochfeld, wo er anschließend als Oberarzt tätig war.
  • Sein Schwerpunkt liegt auf der diagnostischen und interventionellen Endoskopie und Sonographie sowie auf der gastronenterologischen Funktionsdiagnostik. „Ich lege großen Wert auf engmaschige interdisziplinäre Vernetzung zur optimalen Versorgung der Patienten“, sagt der neue Chefarzt.