Duisburg. Barbara Grischkat lebt in zwei Welten. Die Fachkrankenschwester pendelt zwischen den Sana Kliniken Duisburg und einem Kinderdorf in Tansania.

Fünf Tage, die Barbara Grischkat und ihr Mann Ulrich Bauer vor acht Jahren im „Amani Children’s Home Mbigili“ verbrachten, haben gereicht, um das Herz an das Bildungsprojekt für Kinder in Tansania zu verlieren. Nun pendelt die Fachkrankenschwester zwischen ihrem Job in der Endoskopie in den Sana-Kliniken und dem Kinderdorf im südlichen Hochland des ostafrikanischen Landes. Das zählt längst auch auf viele Unterstützer aus dem Duisburger Klinikum am Kalkweg.

Die Geschichte von Barbara Grischkat klingt, als habe sich das Projekt in Afrika seine Helferin ausgesucht. Denn die Krankenschwester lernte Ursula Lettgen, die den Verein Kinderdorf Mbigili Tansania 2008 mitbegründet hatte, als onkologische Patientin kennen. Die 2013 verstorbene Schaephueysenerin begeisterte sie, nahm ihr das Versprechen ab, sich über ihren Tod hinaus für das Projekt zu engagieren.

Barbara Grischkat, Fachkrankenschwester in den Sana Kliniken, leitet den Verein Kinderdorf „Mbigili Tansania e.V.
Barbara Grischkat, Fachkrankenschwester in den Sana Kliniken, leitet den Verein Kinderdorf „Mbigili Tansania e.V.". © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Die erste Reise nach Tansania hinterlässt einen bleibenden Eindruck

Zu einer gemeinsamen Reise nach Tansania sollte es nicht mehr kommen. Barbara Grischkat reiste mit ihrem Mann hin. „Wir waren sehr beeindruckt“, erinnert sie sich. Ein Jahr später ließ sich das Paar in den Vereinsvorstand wählen. Dort engagieren sie sich für das Projekt „Home Based Care“ (HBC). Dabei bekommen derzeit 56 Familien aus dem Einzugsbereich im 60-km-Umkreis der Schule medizinische Betreuung und Hilfe zur Selbsthilfe beim Lebensunterhalt – etwa durch Workshops zu Gemüseanbau und Hühnerhaltung.

Etwa 80 Kinder aus diesen Familien ermöglicht der Verein den Schulbesuch und das Leben im Kinderdorf, finanziert Schuluniformen und Lernmaterial. Auf dem dorfeigenen Bauernhof lernen die Kinder Gartenbau und Viehhaltung kennen. Das Ziel: Alle sollen die siebenjährige Grundschule absolvieren, ein Kind pro Familie wird bis zum Ende der Ausbildung gefördert. „Die Familien sind bitterarm“, berichtet Grischkat, „ohne unsere Hilfe könnten sie sich keine Bildung für ihre Kinder leisten. Bildung ist aber die erste Voraussetzung für die Menschen dort, um der Armut zu entkommen.“ Dass unter den Absolventen mittlerweile eine Ärztin und eine Juristin sind, bestätigt diese Sicht und hilft den Projekten: „Sie geben viel zurück.

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Verein beschäftigt in seinen Projekten 34 tansanische Mitarbeitende

Mit ihrem zum Wohnmobil umgebauten Unimog sind Barbara Grischkat und Ulrich Bauer über Südafrika nach Tansania gereist.
Mit ihrem zum Wohnmobil umgebauten Unimog sind Barbara Grischkat und Ulrich Bauer über Südafrika nach Tansania gereist. © Barbara Grischkat | Kinderdorf Mbigili e.V.

Dass die Not noch viele andere Kinder trifft, wurde den Helfern aus Deutschland beim Blick auf die Grundschule mit insgesamt 450 Mädchen und Jungen schnell klar. „Unsere Kinder hatten zu essen, die anderen nicht“, erinnert Grischkat. Also startete der Verein mit „Let’s work together“ ein weiteres Projekt, das Barbara Grischkat so beschreibt: „Die Eltern stellen den Mais und die Köchinnen, wir steuern Gemüse von der Kinderdorf-Farm bei. Seit zwei Jahren haben alle etwas zu essen.“

Weil sich die Projekte, in denen mittlerweile 34 Mitarbeiter beschäftigt sind, allein aus der Distanz schwerlich steuern lassen, hat Barbara Grischkat ihre Arbeitszeit am Duisburger Klinikum vor zwei Jahren deutlich reduziert. „Ich bin vier Monate lang hier und vier Monate lang dort“, berichtet sie, „mein Mann ist bereits Rentner, deshalb geht das.“

Corona-Pandemie bremste Reise mit dem Wohnmobil nach Tansania aus

Das Coronavirus hat zuletzt den Einsatz des Vereins und den Elan des Paares ausgebremst. Mit ihrem zum Wohnmobil ausgebauten Unimog wollten Barbara Grischkat und Ulrich Bauer von Namibia über Sambia nach Tansania reisen. Schon bald nach dem Start im Februar 2020 war Schluss – das Mobil blieb in Namibia, das Paar kehrte für ein halbes Jahr nach Deutschland zurück, ehe es die Reise bis Tansania fortsetzen konnte. Dort haben sie nun ein mobiles Heim. „Sechs Quadratmeter, mehr braucht man nicht“, scherzt die Krankenschwester.

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Bei Spendenveranstaltungen möglichst viel Geld zu sammeln für möglichst viel Bildung – auch das verhindert derzeit das Virus. „Es ist viel weggebrochen, aber die Programme sind noch nicht gefährdet“, so Grischkat. Sie hofft, dass bald wieder mehr möglich sein wird. Auch, um Reparaturen zu finanzieren, undichte Dächer der Kinderdorf-Häuser zu flicken. „Wichtig sind aber vor allem die Kinder“, sagt Barbara Grischkat, „alles andere muss eben warten“.

KINDERDORF-VEREIN WIRBT UM PATENSCHAFTEN UND SPENDEN

  • Der Verein Kinderdorf Mbigili Tansania, er hat seinen Sitz in Rheurdt, bietet verschiedene Möglichkeiten an, das Bildungsprojekt zu unterstützen: 30 Euro monatlich kostet eine Patenschaft für ein Kind, 20 Euro pro Monat ermöglicht den Kindern aus dem HBC-Projekt den Schulbesuch.
  • Spenden in beliebiger Höhe unter dem Stichwort „Glücksmomente“ ermöglichen den Kindern gemeinsame Erlebnisse, Spiel und Sport. Außerdem freut sich der Verein über weitere Mitglieder.
  • Alle weiteren Informationen gibt es unter: www.mbigili.de, E-Mail: info@mbigili.de, Facebook: amaniMbigili; Spendenkonto bei der Volksbank an der Niers, IBAN: DE41 3206 1384 3330 3330 30