Duisburg. Die Belegung im Landschaftspark Duisburg brach wegen Corona um fast 40 Prozent ein. Parkleiter Ralf Winkels zur Situation und zu Plänen.
Der Landschaftspark Duisburg Nord wurde durch dieCorona-Pandemie heftig ausgebremst. 46 Veranstaltungen, darunter viele Reihen mit mehreren Terminen wie etwa das Sommerkino oder die Ruhrtriennale mussten im letzten Jahr abgesagt werden. Parkleiter Ralf Winkels hat unsere Fragen schriftlich beantwortet und erklärt, wie es Duisburgs Aushängeschild geht.
Wie viele Events mussten im ersten Corona-Jahr abgesagt werden?
2020 gab es für die Veranstaltungsstätten wie Kraftzentrale, Gießhalle, Gebläsehalle und das Außengelände in der Summe nur noch 260 Belegungstage. Dagegen erreichten im Jahr 2019 die Belegungstage noch den Wert von 679 (678 in 2018). Legt man zugrunde, dass von diesen 260 Tagen noch mehr als 70 Tage durch die Eigenproduktion „Kunstrasen-Festival“ erzeugt wurden, zeigt das vielleicht das ganze Ausmaß.
Wie sieht es mit Veranstaltungen in den nächsten Monaten aus?
Nur wenige stehen nicht auf der Kippe. Es sind jene, die die Schutzverordnungen weiterhin erlauben wie Veranstaltungen ohne Publikum für Fernsehen und Internet. Bei allen anderen Events bleibt uns nichts anderes übrig, als sich auf alle Szenarien vorzubereiten: Darauf, dass sie komplett abgesagt werden, dass sie mit Einschränkungen durchgeführt werden – sofern das wirtschaftlich Sinn macht – oder, dass sie ohne Einschränkungen durchgeführt werden können.
Landschaftspark: So ein Defizit in 21 Jahren nicht gehabt
Wie groß ist der finanzielle Ausfall für den Park?
Die Prüfung des Jahresabschlusses läuft zurzeit. Die Tendenz ist aber so, dass 2020 ein großes Loch in unsere Kasse gerissen hat. Ein Defizit in solcher Höhe hatte ich in meinen 21 Jahren als Verantwortlicher für den Landschaftspark noch nicht. Eine der Ursachen war der Umstand, dass wir auf die Situation nur nach und nach reagieren konnten. Wer war auf diese Pandemie schon vorbereitet? Wir fahren das Schiff natürlich nicht mehr unter Volllast, sondern sparen, wo es geht. Auch dieses Jahr wird nicht einfach.
Welche Auswirkungen hatte das für die Mitarbeiter?
Im letzten Jahr haben wir rund 80 Prozent der Überstunden und 100 Prozent der Urlaubsansprüche abbauen können. Darüber hinaus gab es für einen kleinen Teil von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch Kurzarbeit. Das sind aber nur nackte Zahlen. Sehr verändert haben sich die Inhalte, die Qualität sowie die Einsatztage und -zeiten. Von Anfang an wurde und wird vieles im Homeoffice erledigt. Für alle gewerblichen Mitarbeiter waren die erhöhten Schutzanforderungen zu beachten. In der Vermarktung dagegen ging es um die Abwicklung der Absagen, unzählige Terminverlegungen, Anpassung der vertraglichen Grundlagen und Hygienekonzepte, weniger um die Organisation von Events. Letzteres ist eigentlich das Salz in der Suppe. Gerade dieses Team würde sich sehr freuen, auch mal wieder was am Wochenende oder in den Abendstunden für die Besucher tun zu können.
„Die Pandemie hat mich Demut gelehrt“
Gibt es Lichtblicke in der zweiten Jahreshälfte?
Wir alle haben die feste Hoffnung, dass bald wieder etwas machbar ist. Das allein wäre schon ein Lichtblick. Und die Pandemie hat mich Demut gelehrt. Ich bin mir sicher, dass jedes Format, das stattfinden kann, ein Strahlen bei den Beteiligten und jeweiligen Besuchern und Gästen hervorrufen wird.
Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte hat die Ruhrtriennale sehr viel vor. Es würde mich freuen, zumal sie schon von Beginn an mit sehr reduzierten Besucherzahlen planen. Eine besondere Hoffnung setze ich allerdings in unseren Lichtermarkt am 1. Adventswochenende. Zumindest das muss doch einfach klappen.
Welche Folgen hat der Ausbau virtueller Konferenzen für das Konferenz- und Messe-Geschehen im Park?
Die Auswirkungen sind übersichtlich. Auch hier hat und wird es noch vereinzelte Termine geben. Es ist ein Versuch, der Pandemie etwas gegenzusetzen. Auf internationaler Ebene werden solche Konferenzen, für die Sehen, Hören und Sprechen genügt, sicher auch eine gewisse Bedeutung erlangen. Eine beruflich reduzierte Reisetätigkeit dient ja auch dem Klimaschutz. Insgesamt glaube ich aber, dass die Menschen nach der Pandemie vor Ort lieber wieder auch fühlen, schmecken und riechen möchten.
Welchen Umfang nehmen Dreharbeiten inzwischen an?
Drehs aller Art sind das, was uns zurzeit viel beschäftigt. Viele Hobbyfilmer und Fotografen fragen nach Erlaubnissen, wir selbst produzieren einige Spots für unsere App und unsere Kanäle. TV-Produktionen haben viel Raum und Zeit eingenommen. Und es gibt viele weitere Anfragen, auch aus dem benachbarten Ausland. Hier handelt es sich um Serienproduktionen genauso wie um TV-Shows – die Bilder aus dem Finale der letzten Bachelor-Staffel oder von DSDS hat vielleicht der ein oder andere gesehen. Wir können über die Produktionen wegen bestehender Geheimhaltungsverpflichtungen im Vorfeld jedoch nicht viel erzählen. Wir verhandeln über weitere Formate; schließlich spült das auch ein wenig Geld in unsere Kassen und in die unserer Partner und Dienstleistungsunternehmen.
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Die Sanierungsarbeiten im Park laufen weiter
Wie ist der Zustand des Parks aktuell? Gibt es wichtige Sanierungsarbeiten?
Das Baugeschehen zur Qualitätssicherung der Anlage geht unvermindert fort. Die beiden großen Objekte sind der Kamin 3 und die Gasreinigung West. In diesen Tagen abgeschlossen wird die Sanierung der Auftauhalle. Zum Jahresende wollen wir dann auch die Leuchtringe an den Kaminköpfen wieder in Betrieb nehmen können.
Welche Projekte stehen mittel- und langfristig an?
Es gibt eine Reihe von Planungen für die dauerhafte Nutzung der Gasreinigung West, des Zentralen Messhauses oder des Schalthauses Ost, die wir wegen der sehr engen finanziellen Spielräume jedoch nicht so vorantreiben können, wie wir uns das selbst wünschen. Also konzentrieren wir uns zurzeit auf das Wesentliche. Das sind die vielfältigen Sicherungsmaßnahmen im Hochofenwerk und die fortlaufende energetische Qualifizierung der Lichtinszenierung. In nicht allzu weiter Ferne werden wir z.B. unseren Besuchern die Gießhalle des Hochofens 1 in einem neuen Glanz und Look präsentieren können. So, wie es seit Ostern mit der Beleuchtung der Kraftzentrale von außen geschehen ist.
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Was passiert mit der Fläche, auf der die Zelte der Disco Tentorium standen?
Die Fläche an der Hamborner Straße dient derzeit als weiterer großer Parkplatz. Sollte nichts Unverhofftes passieren, wird der Zirkus Flic Flac dort im Rahmen seiner Gastspiele seine Zelte aufstellen. Ansonsten gibt es keine weiteren Planungen, da wir noch nicht genau wissen, wie groß die Auswirkungen des Ausbaus der A 59 auf das Areal sein werden.
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Herr Winkels, sind Sie schon gegen Corona geimpft?
Eine erste Impfung hatte ich schon. Profitiert und Glück hatte ich, einen der Termine im Rahmen der Sonderaktion der Landesregierung für die über 60-Jährigen mit dem Impfstoff von Astrazeneca ergattert zu haben. Die zweite Impfung steht im Juli an.
>>>LANDSCHAFTSPARK DUISBURG NORD
- Das Land NRW, der RVR und die Stadt Duisburg unterstützen den qualitätssichernden Unterhalt des Landschaftsparks seit dem Jahr 2017 insgesamt 10 Jahre lang bis 2026 in vertraglich festgelegter Höhe.
- Land und RVR schießen für den baulichen Unterhalt jedes Jahr durchschnittlich rund 2,5 Mio. Euro und die Stadt Duisburg rund 680.000 Euro zu.