Duisburg. Der Zirkus Flic Flac verlegt seine Zentrale von Großenbaum nach Walsum und will trotz Corona-Krise bald wieder eine Show zeigen – in Duisburg.

Wegen der Corona-Pandemie bleiben die Artisten des Duisburger Zirkus Flic Flac , die sonst wagemutig durch die Luft wirbeln, am Boden. Sie hoffen, bald wieder unter dem grau-goldenen Zeltdach auftreten zu können. Die Macher nutzen unterdessen die Zeit ohne Shows und Applaus und verlegen ihre Zentrale von Großenbaum nach Walsum.

Flic Flac stoppt Tournee – Hygieneregeln zu unterschiedlich Die Fenster sind gerade geliefert worden: Am neuen Flic Flac-Hauptquartier an der Römerstraße werden Geschäftsführer Uwe Struck und sein Team in den nächsten Tagen mit dem Einbau beschäftigt sein. Demnächst werden hier Büros, Ticket-Verkaufsstelle, eine Lagerhalle sowie Schlosserei, Schreinerei und die Werkstatt untergebracht sein. Lediglich das Hauptlager befindet sich weiter in Borken.

Duisburger Zirkus Flic Flac zieht in die neue Zentrale nach Walsum

„Wir sind zwar schon ein Dreivierteljahr hier drin, mussten die Gebäude aber komplett kernsanieren“, sagt Struck. Zuvor sei an gleicher Stelle ein Reifenhandel gewesen, in dem leerstehenden Wohnhaus nebenan, wo die Büros entstehen, befanden sich eine Kneipe und drei Wohnungen. „Zwei davon werden wir wieder vermieten, die dritte halten wir für Artisten und Choreografen frei“, sagt Struck.

Es gibt noch einiges zu tun in der neuen Flic-Flac-Zentrale. Die Gebäude mussten kernsaniert werden.
Es gibt noch einiges zu tun in der neuen Flic-Flac-Zentrale. Die Gebäude mussten kernsaniert werden. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Die alte Schaltstelle des Zirkus’ befand sich an der Großenbaumer Jasminstraße, wo aber nur Platz für die Büros war. Dennoch war es dem Künstlerkollektiv wichtig, Duisburg beim Umzug treu zu bleiben. „Der Gründer, Benno Kastein, wohnt hier und auch ich bin hier verwurzelt, als Duisburger stehe ich zu meiner Stadt“, bekräftigt Struck.

Artisten kündigen vor lauter Langeweile, um sich Beschäftigung zu suchen

Das Team nutzte die Leere der Corona-Pandemie, um den Umzug zu verwirklichen. „Sonst hätten wir damit erst im Frühjahr angefangen, aber während der Tournee geht das sowieso nur halbherzig“, so der Geschäftsführer und ergänzt: „Jetzt grade würden wir ja eigentlich die vier Weihnachtsshows vorbereiten.“

Die meiste Zeit zu Hause zu verbringen, sei nicht nur für ihn persönlich schwierig. „Auch die Akrobaten wollen wieder raus. Manche haben schon gekündigt, weil sie einfach was zu tun brauchen. Die meisten werden wohl wiederkommen, aber wir wissen ja nicht, wann wir wieder loslegen dürfen“, sagt Struck. Der Auf- und Abbau des Zeltes, die Shows, der Applaus, das Lachen und die Freude der Zuschauer, all das fehle.

Den sechsten Sinn gehabt: Flic Flac wartete mit dem Neustart nach dem Sommer ab

Auf Tournee gehörten rund 120 Leute zur Flic Flac-Familie, 15 davon arbeiteten im Büro, jetzt seien es „zweieinhalb“, sagt Struck. „Alle in Kurzarbeit.“ Das Unternehmen hatte sich von den sinkenden Corona-Zahlen des Sommers nicht blenden lassen und den Neustart weiter verschoben.

Dieser ehemalige Leichenwagen, der in einer Flic Flac-Werkstatt steht, soll künftig als Werbeträger dienen.
Dieser ehemalige Leichenwagen, der in einer Flic Flac-Werkstatt steht, soll künftig als Werbeträger dienen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Das war die richtige Entscheidung. Am Tag, als in Hamm das neue Programm Premiere haben sollte, begann da der zweite Lockdown“, sagt Struck. „Ein Neustart ist auch mit Kosten verbunden. Die Artisten kommen aus aller Welt und müssten wieder herfliegen. Dann müsste ich mich um ihre Visa und ihre Unterbringung kümmern – dafür, dass alle wieder direkt hätten nach Hause fliegen müssen.“ Lediglich die Artisten, die sonst mit ihrem Motorrad durch eine Gitterkugel heizen, seien in Deutschland geblieben – in ihren Heimatländern Kolumbien und Argentinien wütet die Pandemie noch schlimmer.

Neustart exklusiv in Duisburg? Der Zirkus steht in Gesprächen mit der Stadt

„Wir jammern trotzdem nicht, wir gucken nach vorne“, sagt Struck. Bisher habe Flic Flac trotz der fehlenden Einnahmen keine Kredite aufnehmen müssen, auch die Novemberhilfe der Regierung habe gewirkt. Der Geschäftsführer hofft auf einen Neustart mit Hygienekonzept in Duisburg. „Eine Show mit 400 Zuschauern würde sich normalerweise nicht rentieren. Mit einem festen Standort wären die Kosten aber geringer“, sagt er.

Können sich die Duisburger also auf eine neue Show exklusiv in ihrer Stadt freuen? „Wir haben ein mit der Stadt ausgearbeitetes Hygienekonzept. Mit vier Wochen Vorlauf könnten wir eine Show arrangieren – sobald es die Fallzahlen zulassen, legen wir los“, sagt Struck. Zuletzt gastierte der Zirkus am Landschaftspark. Den genauen Ort will er noch geheim halten. „Es wird viele neue actionreiche Nummern geben und eine nagelneue Show, wie man sie noch nie gesehen hat“, verspricht Struck.

>> ZIRKUS FLIC FLAC 1989 VON KASTEIN-BRÜDERN GEGRÜNDET

• Der Zirkus Flic Flac wurde 1989 von den Brüdern Benno und Lothar Kastein , zwei ehemaligen Artisten, gegründet.

Bis zu 120 Mitarbeiter gehen mit dem Zirkus auf Tour, in 18 Städten treten die Akrobaten jährlich auf und spielen vor bis zu 1500 Menschen.

Seit vier Jahren hat der Zirkus in jedem Winter in Duisburg gastiert.