Duisburg-Hochfeld. Heinrich Hendrix, Dagmar Domeier und Dirk Heckmann besitzen Häuser in Duisburg-Hochfeld. Sie berichten von Erfahrungen und Enttäuschungen.
Dirk Heckmann, seine Frau Dagmar Domeier und Nachbar Heinrich Hendrix wohnen in Hochfeld aus Überzeugung. Als sie sich 2010 entschieden, Häuser in dem Stadtteil zu kaufen, taten sie das, weil sie an das Potenzial von Hochfeld glauben.
Die Lage zwischen Innenstadt und Rhein wird oft gelobt, die sozialen Probleme waren und sind bekannt. Die Drei engagieren sich in den Eigentümer-Initiativen Klüngelclub und Zukunftsstadtteil, die seit vielen Jahren dafür eintreten, dass sich die Umstände in dem Viertel verbessern. Ihre Häuser sind gepflegt und individuell eingerichtet, sie wohnen gerne hier. Zu den Mietern gehören auch Personen aus Syrien, Griechenland oder Bulgarien. Vor der Haustür liegt denn auch ein Fußabtreter mit der Aufschrift „Woanders ist auch scheiße“!
Hauseigentümer über den Alltag in Hochfeld und die Einsätze der Task Force
Im Gespräch in der schönen Altbau-Küche erklären sie, wie sie den Alltag als Anwohner und Vermieter in Hochfeld erleben, was sie von den Einsätzen der Task Force halten - und warum sie oft von der Stadt oder der Polizei enttäuscht sind.
Herr Heckmann, Sie sagen selbst, dass Sie früher ein Befürworter der Task-Force-Einsätze waren, dass sich das aber inzwischen geändert habe. Wie kam’s dazu?
Heckmann: Wir haben selber zwei Mehrfamilienhäuser in Hochfeld, die wir aufwendig saniert haben und zu einem fairen Preis vermieten. Wir finden es mehr als ärgerlich, dass sich manche ,Investoren’ einen schlanken Fuß machen, indem sie auf Kosten von Bausubstanz und Mietern versuchen, unter kleinstmöglichem Einsatz größtmögliche Mieten zu erzielen. Aber zunehmend drängt sich der Verdacht auf, dass der Brandschutz eher ein Mittel zu einem illegitimen Zweck ist, nämlich dem, bestimmte Familien bestimmter Ethnien aus der Stadt zu vergrämen. Im Endeffekt wird das Problem auf dem Rücken vor allem kinderreicher Familien ausgetragen.
Unterschiedliche Erfahrungen mit Bulgaren und Rumänien
Welche Erfahrungen haben Sie mit Mietern aus Bulgarien und Rumänien gemacht?
Heckmann: Ganz unterschiedliche. In einem Fall mussten wir uns selbst mal von einer Familie trennen, weil sie sich nicht an Regeln halten wollte. Im Fall der bulgarischen Familie haben wir gute Erfahrungen gemacht. Meine Frau ist Lehrerin, hat mit Hilfe des Google Translators Kärtchen gemacht und den Mietern in der Landessprache erklärt, dass wir den Müll trennen und wie das funktioniert .
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Domeier: Anfangs war natürlich eine Scheu von Seiten der Mieter da. Aber es ist eine Frage der Ansprache und wie man auf die Menschen zugeht. Auf der anderen Seite helfen wir auch, wenn sie einen Brief vom Amt bekommen und nicht wissen, was die Stadt von ihnen will. Da mussten wir uns selbst erst einmal mit auseinandersetzen. Außerdem achten wir auf ein gepflegtes Bild der Häuser. Wenn jemand aus- oder neu einzieht, wird der Name auf den Briefkästen nicht einfach darüber geklebt, sondern wir tauschen das Klingelschild aus.
Nachdem Sie ein Haus gekauft haben, kam noch ein zweites dazu. Warum?
Heckmann: Das Nachbarhaus war in keinem guten Zustand. Früher befand sich im Erdgeschoss eine Bäckerei, dort liefen irgendwann Ratten durch die Gegend - und die beauftragte Hausverwaltung kümmerte sich nicht um das Haus. Unser Haus und das andere grenzen aber aneinander und wir haben einen gemeinsamen Innenhof. Die Nachfrage nach Wohnraum ist zudem weiterhin groß in Hochfeld. Also haben wir uns entschieden, dass Projekt anzugehen.
Häuser-Preise in Hochfeld in den vergangenen Jahren stark gestiegen
War das einfach?
Domeier: Wir finanzieren das Haus voll, weil wir dahinter stehen und wollen, dass sich in Hochfeld etwas zum Positiven wendet. Wir wussten, dass mehrere uns bekannte Hausbesitzer bei der Sparkasse Duisburg angefragt hatten und die Mitarbeiter dort abgewunken haben, als sie Hochfeld gehört haben. Ich war froh, dass ich noch Kontakte zu anderen Banken hatte.
Hendrix: Die Häuser in Hochfeld sind viel teurer als noch vor ein paar Jahren. Inzwischen kann es sein, dass man auch für eine stark vernachlässigte Immobilie 300.000 Euro aufbringen soll - und dann noch ordentlich reinstecken muss. Dass die Sparkasse nicht in Hochfeld finanzieren möchte, habe ich schon mehrfach gehört.
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Anmerkung der Redaktion: Auf Nachfrage unserer Zeitung betont Andreas Vanek, Pressesprecher der Sparkasse: „Es stimmt nicht, dass wir den Stadtteil Hochfeld abgeschrieben haben. Wir finanzieren sehr wohl auch in Hochfeld Projekte.“
Heckmann: Das zweite Haus wird derzeit grundsaniert. Doch schon während der Bauarbeiten kamen immer wieder Interessierte, die einziehen wollten und anboten, selbst zu renovieren. Das zeigt doch, wie groß die Not ist.
Hendrix: Hochfeld ist in den vergangenen Jahren immer voller geworden. Das zeigt sich auch an den vielen Autos, die es auf einmal im Stadtteil gibt. Darauf müssten Stadtentwickler Antworten finden.
In Hochfeld zu wohnen, ist ein Statement. Auf der einen Seite gibt es seit Jahren immer wieder Initiativen, die das Image des Stadtteils verbessern wollen – und auch nach Lösungen für die Probleme suchen. Dennoch ärgern Sie sich immer wieder über die Stadt und die Polizei. Warum?
Hendrix: Runden, in denen über die Probleme gesprochen wird, gibt’s genug. Ärgerlich finde ich allerdings, dass man von der Stadt oder der Polizei manchmal nicht ernst genommen wird. Wenn man zum Beispiel abends bei der Polizei anruft, um etwas zu melden, dann kann es vorkommen, dass man sich anhören muss: Sie müssen nicht in Hochfeld wohnen, sie können auch wegziehen.
Heckmann: Man muss sagen, dass die Bezirksbeamten sich in Hochfeld sehr gut auskennen und ihre Pappenheimer kennen.
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Hand aufs Herz - sind Sie Hochfeld manchmal leid?
Domeier: Nein. Unsere Wohnungen sind schön, wir leben gerne hier.