Duisburg-Ruhrort. 70 Prozent der Ladenlokale in Duisburg-Ruhrort stehen leer. Ateliers beleben zwar den Stadtteil, doch der Wunsch nach neuen Geschäften ist groß.
Innenstädte allerorten kämpfen gegen Leerstand. Noch schlimmer ist die Situation in den Nebenzentren. Rund 70 Prozent der Ladenlokale in Duisburg-Ruhrort sind verwaist. Ein Alien grüßt aus einem verstaubten Schaufenster. Eine andere Auslage ist mit Buddha-Figuren dekoriert. Die glorreichen Zeiten der 1970er Jahre, in denen Schiffer in Ruhrort anlegten und mit den Familien durch die Straßen bummelten, sind längst vorbei. Jüngst hat der letzte Metzger geschlossen. Nun hat Michael Büttgenbach, CDU-Politiker, Betreiber eines Immobilienbüros und engagierter Ruhrorter, eine Initiative gegen den Leerstand gegründet und hofft auf Unterstützung durch die Stadt.
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In einem Schreiben an das Dezernat für Wirtschaft und Strukturentwicklung, das unserer Zeitung vorliegt, macht Büttgenbach deutlich: „Der Stadtteil ist förderungsbedürftig und hat auch das Potenzial zur Förderung. Er liegt am Ende der Seidenstraße und des Ruhrtalradweges. Die Besonderheit des Stadtteiles ist der Hafen und seine Rheinnähe nebst Promenade.“ Vorstellungen, wer sich wieder ansiedeln könnte, hat Büttgenbach ebenfalls: „Es fehlen am Ort Friseure, eine Eisdiele, ein Fahrradladen und Ausrüster. Auch kann die Kunst- und Kulturszene Ladenlokale gebrauchen.“
Stadt Duisburg erhält Fördergelder vom Land, um Innenstadt zu beleben
Die Stadt Duisburg erhält 195.000 Euro vom Land NRW, um den Leerstand in der Fußgängerzone zu bekämpfen. Einzelhandel und Gastronomie werden gefördert. Normalerweise sind der Kommune die Hände gebunden: Wo sie nicht selbst Vermieter ist, kann sie auch nicht gezielt neue Geschäfte als Mieter gewinnen. Ungenutzte Flächen anzumieten, kostet viel Geld. An beiden Punkten setzt das „Sofortprogramm Innenstadt 2020“ an. 70 Millionen Euro stellt das Kommunalministerium bereit, damit Städte leerstehende Ladenlokale anmieten können, zwischenzeitlich selbst anmieten können und Initiativen zur Verfügung zu stellen oder um sich beraten zu lassen, wie man Handelslagen verkleinern kann.
Ein Blick Richtung Münzstraße zeigt, wie eine Entwicklung angestoßen werden kann: Im Fall der Altstadt wurden in den vergangenen Jahren so genannte Quartiersmanager installiert, die sich darum kümmern sollten, dass das Umfeld verbessert wird und sich wieder neue Geschäfte ansiedeln. Kein leichter Job, schließlich sind die ehemaligen Kaufhäuser oft in Besitz von Fonds. Wer weit weg die Immobilien verwaltet und zudem Leerstände steuerlich geltend machen kann, hat kaum ein Interesse daran, seine Räume für weniger Geld zur Verfügung zu stellen.
„Dieses Problem haben wir in Ruhrort zum Glück nicht, viele Immobilien gehören privaten Besitzern. Vielen fehlt allerdings das Knowhow, wie man solche Leerstände wieder vermietet. Früher hat es gereicht, einfach einen Aushang zu machen, und dann kamen die Interessenten. Wir müssen Besitzer und neue Mieter zusammenbringen“, schwebt Michael Büttgenbach vor. Vor allem entlang der Fabrikstraße, der Bergiusstraße und der Harmoniestraße gebe es Handlungsbedarf.
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Am Neumarkt hat das Kreativquartier Ruhrort bereits bewiesen, wie man Leerstand wieder belebt. Heiner Heseding und seine Mitstreiter haben eine ehemalige Parfümerie hergerichtet, um einen neuen Treffpunkt für Künstler und Ruhrorter zu schaffen. In den nächsten zehn Monaten sollen in dem alten, bisher leerstehenden Ladenlokal Lesungen, Ausstellungen oder auch Konzerte stattfinden. Kreative Unternehmer können zudem ihre Waren in Pop-up-Stores präsentieren. Gefördert wird die Zwischennutzung vom Land NRW. Der Arbeitstitel lautet übrigens „Das Plus am Neumarkt“. Um in Corona-Zeiten Abstände einzuhalten, gibt’s aktuell Wechselausstellungen, die die Besucher sich rund um die Uhr im Schaufenster anschauen können.
Gernot Schwarz betreibt an der Fabrikstraße ein neues Atelier. Mit dem Studio 37 hat er sich einen langgehegten Traum erfüllt. In dem ehemaligen Ladenlokal, in dem früher Pelze und Goldschmuck den Besitzer wechselten, zeigt der „Präsident“ des Ruhrorter Fotoclubs „eine bunte Mischung“ – Motive aus Paris und Düsseldorf hängen neben solchen aus dem Hafenstadtteil.
„Die verschiedenen Ateliers sind eine gute Sache, die zeigen, was möglich ist“, lobt Michael Büttgenbach die kreative Szene. Nun würde er sich wünschen, dass künftig auch neue Geschäfte in den Hafenstadtteil ziehen. „Ich habe schon mit einigen Eigentümern gesprochen. Sie wären mit einer subventionierten Miete einverstanden, würden auf einen Teil Ihrer Miete verzichten und Neuansiedlern ein Chance geben.“
>> SO SOLL ES IN DER DUISBURGER ALTSTADT WEITERGEHEN
- Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino starteten Veranstaltungsformate, installierten mit Hilfe von engagierten Geschäftsleuten wie Petra Manoah vom Knüllermarkt einen kleinen Weihnachtsmarkt. Aus toten Schaufenstern wurden Interims-Galerien. Tatsächlich wurden Investoren aufmerksam. Es siedelte sich das Fitnessstudio John Reed an, der Discounter Netto eröffnete eine neue Filiale, die Firma Krankikom wählte den Calaisplatz als Standort für die neue Firmenzentrale.
- Doch nun läuft die Förderung für die beiden Quartiersmanager aus, und die Stadt muss überlegen, wie es rund um die Münzstraße weitergeht. Stadtsprecher Falko Firlus erklärt: „Die Stadt Duisburg arbeitet an der Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzepts Innenstadt. Ein Fokus wird hierbei auf der Altstadt liegen. Derzeit entwerfen zwei Planungsbüros einen Rahmenplan für die Altstadt.“