Altstadt.
. Die Altstadt gilt und galt als Sorgenkind der Innenstadt. Früher einmal florierende Einkaufsmeile, reiht sich heute ein Leerstand an den anderen. Der Eindruck: trist. Seit knapp einem Jahr gibt es deshalb für die Altstadt ein Quartiersmanagement. Yvonne Bleidorn und Francesco Mannarino teilen sich die Aufgabe. Sie sollen Kontakt zu den Hauseigentümern aufnehmen und Ideen sammeln, wie sich das Viertel entwickeln soll. Motiviert ging das Team im Mai 2015 ans Werk, musste allerdings feststellen, dass sich der Job schwieriger gestaltet als ursprünglich gedacht. Im Gespräch erklären sie, was sie schon erreicht, und sich für die nächsten Monate vorgenommen haben.
Inzwischen ist die Bücherei und das Stadtfenster eröffnet und die Altstadt wieder mehr in den Fokus gerückt. Merken Sie, dass wieder mehr Menschen in die Altstadt kommen?
Mannarino: Die Bücherei tut dem Quartier gut. Tatsächlich sind jetzt viel mehr Menschen hier unterwegs. Und auch Immobilienunternehmer entdecken die Altstadt und bauen neu. Auch dass die Sozialverwaltung jetzt in die Räume der Diakonie zieht, wird die Altstadt sicherlich beleben.
Tannenbäume aufstellen, eine Ausstellung in einem leer stehenden Ladenlokal organisieren oder eine Dreck-weg-Aktion: Sind das nicht alles Aktionen, die auch eine Werbegemeinschaft erledigen könnte?
Bleidorn: Wir arbeiten zweigleisig. Wir brauchen auch immer wieder Aktionen, die öffentlichkeitswirksam sind, um bekannt zu werden. Die Leute, die beim Frühjahrsputz mitgemacht haben, waren begeistert und engagieren sich gerne wieder. Wenn es möglich ist, arbeiten wir, wie beim Heimat shoppen 2015, einer Imagekampagne der IHK Niederrhein Duisburg-Wesel-Kleve, mit anderen Kooperationspartnern wie etwa dem Citymanagement oder bei der Ausstellung „Der Altstadt ein Gesicht“ mit der Diakonie zusammen. Gleichzeitig erledigen wir Aufgaben im Hintergrund, indem wir Kontakt zu sämtlichen Hauseigentümern aufgenommen haben. Das hat einige Zeit gedauert, aber mittlerweile haben wir zu vielen Gebäuden auch ein Exposé, das wir weiterleiten können, wenn es Anfragen gibt.
Mannarino: Ein Frühjahrsputz ist klassisches Quartiersmanagement aus dem Lehrbuch. Zumal bei einer Ideenbörse ausdrücklich der Wunsch geäußert wurde, dass in der Altstadt mal aufgeräumt werden sollte.
Beim Ideenworkshop wurde auch gewünscht, dass die leerstehenden Geschäfte zwischenzeitlich von Künstlern genutzt werden sollen. Auch die Zeitzeugenbörse hat Interesse geäußert, in der Altstadt ein neues Domizil zu beziehen.
Bleidorn: Die Zeitzeugenbörse hat über ihre eigenen Kontakte eine andere Bleibe in Hochfeld gefunden. Tatsächlich gibt es Anfragen von Künstlern, die Räume zu nutzen. Aber das ist gar nicht so einfach. Auf der anderen Seite stehen die Eigentümer, die auch Miete für ihre Objekte wollen, es müssen oft versicherungstechnische Fragen geklärt und Genehmigungen für eine andere Nutzung eingeholt werden. Das ist aufwendig.
Mannarino: Aber mittlerweile bewegen sich auch die Eigentümer. Die Bereitschaft wächst, Leerstand zur Verfügung zu stellen und nach anderen Möglichkeiten der Nutzung zu suchen.
Bleidorn: Das ist viel Vertrauensarbeit. Contipark, wo jetzt die Ausstellung zu sehen ist, ist ein gutes Beispiel dafür. Die Verwalterin Rita Thiele hier vor Ort ist von sich aus auf uns zu gekommen und hat die Räumlichkeiten angeboten, damit der Zugang zur Altstadt belebt wird. Aber nicht ohne Grund haben wir es so gelöst, dass man sich die Porträts von außen anschauen kann. Bei vielen Objekten gibt es eben nur eine Nutzungsgenehmigung für Einzelhandel.
Werben Sie denn beispielsweise auf den Immobilien-Messen oder dem Mittelstandsforum für das Altstadt-Quartier?
Bleidorn: Beim Mittelstandsforum hatten wir diesmal keinen Stand, haben aber Gespräche etwa mit Gastronomen und Agenturen geführt. Allerdings sind wir keine Makler – und um die größeren Objekte kümmern sich die zuständigen Kollegen bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung direkt.
Was wird aus den anderen Vorschlägen, die die Bürger bei der Ideenbörse zusammengetragen haben?
Mannarino: Es sind ja 100 Ideen zusammengetragen worden, etwa einen Streetfoodmarkt zu organisieren oder freies W-lan einzurichten. Das gibt es inzwischen, auch wenn das nicht vom Altstadtmanagement initiiert wurde. Für die anderen Vorschläge wird es bald den so genannten Verfügungsfonds geben. Institutionen, Firmen und Privatleute können für diesen Fonds spenden. Wenn jemand eine gute Idee für die Altstadt hat, kann er uns seinen Vorschlag vorstellen und ein Gremium entscheidet wie und ob wir ihn mit Mitteln aus dem Fonds finanzieren können. Eigentlich sollen für die Projektanträge auch ein Eigenanteil geleistet werden, dafür kann u. U. und nach Meinung des Entscheidungsgremiums auch eine andere Lösung gefunden werden. Institutionen, Firmen und Privatleute können für diesen Fonds spenden. Wenn also jemand Geld hat, aber keine Idee, kann er den Fonds gerne unterstützen. Eine andere Arbeitsgruppe trifft sich regelmäßig, um zu überlegen, wie der Wunsch nach einem Kulturzentrum umgesetzt werden kann.