Duisburg. Die Wohnungsbaugesellschaft Gebag hat 2019 so viel in Flächen und Wohnungen investiert wie nie zuvor. Sie baut nun trotzdem keine neue Zentrale.
Die kommunale Wohnungsgesellschaft Gebag hat ihre Rekordinvestitionen in Flächen aus dem Jahr 2018 (38,5 Mio. Euro) noch einmal mehr als verdoppelt: Ihre neue Tochtergesellschaft, die „Gebag FE“, investierte im Vorjahr 85 Mio. Euro in Grundstücke und deren Entwicklung. Darin enthalten ist auch der Kaufpreis für das „6 Seen Wedau“-Gelände an die Bahn. Die Gebag selbst investierte 2019 obendrein 4,1 Mio. in Flächen. Aber auch in Wohnungen hat der größte Vermieter Duisburgs 12,5 Mio. Euro mehr als 2018 gesteckt – 55,4 Mio. Euro (siehe Grafik). Die Pläne für eine neue eigene Firmenzentrale hat Gebag-Chef Bernd Wortmeyer dagegen erstmal auf Eis gelegt.
Duisburger Gebag baut nicht am Marientor
2019 hatte der Stadtrat nach dem Rückzieher des Investors Hoff und Partner den Weg frei gemacht für die Übernahme des brach liegenden Grundstücks an der Steinschen Gasse durch die Gebag. Das Areal am Marientor war eines von mehreren, die laut Wortmeyer für einen Gebag-Neubau infrage kamen. Denn die Stadttochter wächst weiter mit ihren Mega-Projekten wie „6 Seen Wedau“, „Am Alten Güterbahnhof“ und „Am Alten Angerbach“, hat im Vorjahr so 25 neue Mitarbeiter eingestellt; 191 sind es inzwischen. Zwei Drittel von ihnen hätten im Corona-Lockdown problemlos von Zuhause aus gearbeitet, berichtet ihr Chef. Er will ihnen auch künftig mobiles Arbeiten ermöglichen – und das Geld für einen Neubau sparen.
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Im Firmensitz an der Tiergartenstraße im Dellviertel verrieten Wortmeyer und Oberbürgermeister Sören Link bei der Bilanzpressekonferenz am Montag erste neue Pläne zur Wiederbelebung des „Problem-Geländes“ am Marientor: Auf dem zur Altstadt gelegenen Drittel sollen Büros entstehen, dazu gebe es „viel versprechende Gespräche“ mit Investoren, so Wortmeyer. Für den größeren Bereich kündigt er „Gewerbe mit Wohnbebauung an“, aber noch keinen Zeitplan.
Gebag hat 30 Millionen Schaden durch Küppersmühlen-Fiasko abgetragen
Den Wachstumskurs der Gebag belegen ihre Kennzahlen eindrucksvoll: Die Bilanzsumme stieg im Vergleich zu 2018 um über 160 auf 684 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss sank dagegen um 2,4 Mio. Euro auf 3,5 Mio. Euro. Hauptgrund dafür sei eine unerwartete Steuerrückzahlung für die Jahre 2012 bis 2014. Ohne diese „hätten wir einen Überschuss von 6,6 Mio. Euro“, sagte Wortmeyer, der in diesem Zusammenhang auf die „dunklen Schatten der Vergangenheit“ verwies. So war Wortmeyers fünftes Gebag-Jahr 2019 auch das, in dem das Unternehmen den letzten Teil des 30-Millionen-Euro-Schadens abtragen musste, den ihm der Küppersmühlen-Bauskandal beschert hatte.
Damals lag die Eigenkapitalquote bei etwa fünf Prozent, branchenüblich sind 20. Unter Wortmeyer konnte sie auf 10,1 Prozent gesteigert werden, wegen der Mega-Investitionen sank sie 2019 auf 9,5 Prozent. Wortmeyers Ziel: „15 Prozent“. OB Sören Link versicherte, die Stadt werde die Gebag dabei weiter mit ihren finanziellen Möglichkeiten unterstützen, damit diese ihre inzwischen 151 Hektar Flächen im Sinne der Stadt bestmöglich entwickeln könne.
12.300 Wohnungen, riesige Filetstücke und 510,3 Mio. Euro Verbindlichkeiten
Stadtrat und -verwaltung hatten den Ankauf des „6 Seen Wedau“-Geländes Ende 2019 mit einer Kommunalbürgschaft in Höhe von 55 Mio. Euro abgesichert. Zusätzlich griff die Stadt der Gebag 2019 mit 6,5 Mio. Euro unter die Arme, wobei dieser Zuschuss auch die Übertragung von Grundstücken (Am Alten Angerbach, Steinschen Gasse) enthielt. Die Investitionen in – wertvolle, hohe Erträge versprechende – Flächen spiegeln sich auch im Schuldenstand wieder: Der wuchs 2019 auf 510,3 Mio. Euro (2018: 407,7; 2017: 365,4).
Die Gründung der Tochter „Gebag FE“ nannte Wortmeyer da „gesellschaftsrechtliches Handwerk“ zur Absicherung gegen mögliche Risiken der stolzen Investitionen: „Sollte es Risiken geben, wäre der Wohnungsbestand in keiner Weise gefährdet.“
1000 bezahlbare Wohnungen von 2017 bis 2022
12.300 Wohnungen hat die Gebag inzwischen (2018: 12.090). Mit ihnen erwirtschaftete sie 2019 ein Ergebnis von rund 7,4 Mio. Euro. In die Modernisierung seines Bestandes investierte das Unternehmen im Vorjahr knapp 23 Mio. Euro; 15,7 Mio. flossen obendrein in Neubauprojekte, 16,3 Mio. in Immobilienkäufe.
Von 2017 bis etwa 2022 werde die Gebag „1000 bezahlbare Wohnungen bauen“, betonte Wortmeyer, darunter jedoch nicht nur solche für Mieter mit Wohnberechtigungsschein. „Solche Größenordnungen kennt man sonst nur als Hamburg und Berlin“, meint Wortmeyer. Als Beispiel nennt er den Neubau der Klimaschutzsiedlung „Vierlinden-Höfe“ mit 54 (von 98) öffentlich geförderten Wohnungen. OB Sören Link betonte, Duisburg habe sich beim Land 2019 Wohnungsbaufördermittel in Höhe von 78 Millionen Euro gesichert, in NRW habe nur Köln mehr beantragt.
>> 600 IDEEN FÜR GELÄNDE AM GÜTERBAHNHOF; SPATENSTICH BEI „6 SEEN WEDAU“
• Die marktbedingte Leerstandsquote der Gebag liegt nach deren Angaben bei 1,9 Prozent.
• Beim Online-Bürgerbeteiligungsverfahren für das Gelände „Am Alten Güterbahnhof“ seien unter www.am-alten-gueterbahnhof.de bereits 600 Vorschläge eingegangen.
• Beim NRW-weit wohl größten Wohnungsbauprojekt „6 Seen Wedau“ erfolgt der symbolische Spatenstich am 25. August. Das lässt sich auch NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach nicht entgehen.