Duisburg. Am Ende hat die Absage des Duisburger Weihnachtsmarktes niemanden von den Budenbetreibern überrascht, aber „eine Katastrophe“ ist es trotzdem.

Entsetzt, aber nicht überrascht reagieren die Schausteller und Händler, die zuletzt noch auf ein florierendes Geschäft auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt gehofft hatten, auf dessen Absage.

„Der Ausfall ist eine Katastrophe. Es muss dringend ein Rettungsschirm für Schausteller und Veranstalter gespannt werden, damit die Betriebe die Corona-Pandemie überleben“, sagt Mike Bengel, Chef der Duisburger Schausteller. Das Geschäftsjahr 2020 ist für viele seiner Kollegen gelaufen.

Neu gebautes Glühweinschiff kommt ins Duisburger „Trockendock“

Thomas Seven, Eigner des legendären Glühwein-Schiffes, das seit rund 15 Jahren auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt anlegt, erklärt: „Persönlich finde ich das nachvollziehbar und stehe auch dahinter. Aber für die Schausteller, die vom Weihnachtsmarkt leben, ist das hart“, sagt der Gastronom, der noch zwei Imbisse am Hauptbahnhof betreibt und für den der Budenzauber stets ein Zusatzgeschäft war. Nachdem sein Stand, der einem Schiff nachempfunden war, allerdings im Oktober 2019 abgebrannt war, hat Seven ordentlich in ein neues Glühweinschiff investiert. „Das sollte eigentlich im November geliefert werden. Das wird jetzt direkt in der Halle geparkt.“ Die „Freyja II“ sei noch ein bisschen größer, schöner und moderner als der Vorgänger. Nun muss sie erst einmal aufs „Trockendock.“

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„Es gab ja ein Konzept der Glühweingärten. Aber nachdem die Regeln wegen der steigenden Zahlen immer weiter verschärft wurden, hätten wir uns ohnehin die Frage stellen müssen, ob es sich für uns in diesem Jahr lohnt, auf dem Weihnachtsmarkt zu stehen.“ Seinen Mitarbeitern hatte er bereits mitgeteilt, dass er nicht mit der gesamten Mannschaft plane. Und, zum Glück, war auch der Glühwein noch nicht bestellt.

Stahlkind will Weihnachtsgeschäft ins Internet verlagern

Sven Reimann, Mitbegründer von „Stahlkind“ auf dem Weihnachtsmarkt. In diesem Jahr setzen sie verstärkt auf den Online-Shop.
Sven Reimann, Mitbegründer von „Stahlkind“ auf dem Weihnachtsmarkt. In diesem Jahr setzen sie verstärkt auf den Online-Shop. © FUNKE Foto Services | Foto: Lars Fröhlich

Ganz anders sieht es da bei dem jungen Modelabel „Stahlkind“ aus. Die Macher hatten ordentlich Ware geordert. Neue Mützen gibt es, eine wind- und regenfeste Jacke, außerdem soll das limitierte Shirt von „Tor 1“, das seinerzeit innerhalb von Stunden ausverkauft war, neu aufgelegt werden. „Wir haben voll mit dem Weihnachtsmarkt geplant. Für uns war der Stand immer gut, um uns bekannt zu machen. Wir haben gemerkt, dass viele Kunden bei uns im Online-Shop bestellt haben“, erklärt Sven Reimann, Mitbegründer der Marke aus Rumeln-Kaldenhausen. In den vergangenen Wochen hatte „Stahlkind“ regelmäßig einen Stand auf den Wochenmärkten. „Das war auch ein nettes Angebot von Duisburg Kontor, aber mittlerweile ist unsere Saison vorbei, da unsere Shirts bei dem Regen sonst klamm werden.“

In den nächsten Wochen soll nun eine Online-Kampagne die Präsenz erreichen, die ihnen sonst der Budenzauber beschert hätte. „Richtig schlimm ist es aber für die Schausteller, die vom Weihnachtsmarkt leben müssen.“

Kirmes-Organisator und Fahrgeschäfte-Inhaber Mike Bengel beschäftigt in der Hochsaison bis zu 50 Mitarbeiter, die meisten davon sind Saisonkräfte. Mit ihnen ist er dann Wochenende für Wochenende in einem Umkreis von hundert Kilometern im Ruhrgebiet und am Niederrhein unterwegs. „Der Weihnachtsmarkt ist aber auch für den Handel in der Innenstadt wichtig. Die Einkaufszentren profitieren ebenfalls“, weiß er. Und: In der Nachbarstadt Essen läuft derzeit das „Light Festival“, bei dem auch die eine oder andere Bude aufgebaut werden durfte.

Schausteller hoffen auf Gespräche mit Duisburg Kontor

Die blauen Weihnachtsbäume wurden aufgebaut, doch nach Festtagsstimmung steht niemandem der Sinn.
Die blauen Weihnachtsbäume wurden aufgebaut, doch nach Festtagsstimmung steht niemandem der Sinn. © FUNKE Foto Services | Foto: Oliver Müller

Aktuell sei man in Gesprächen mit der Stadt und Duisburg Kontor, um in Kooperation mit dem Bauernmarkt wenigstens etwas für Stimmung zu sorgen. Das hat in den vergangenen Wochen mit dem einen oder anderen Themenmarkt in Ansätzen funktioniert. „Heute kam aber schon das Ordnungsamt vorbei und hat uns darauf hingewiesen, dass wir die Speisen den Menschen nur einpacken dürfen“, erklärt eine Mitarbeiterin, die auf dem Weihnachtsmarkt Fritten verkauft hätte.

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Ungeachtet dessen, dass die Buden nicht aufgebaut werden, glitzern nun immerhin wieder die blauen Tannen in der Innenstadt. Nach Festtagsstimmung ist Mike Bengel und seinen Kollegen allerdings nicht zumute.

So reagieren andere Städte auf die gestiegenen Zahlen

  • Am Donnerstagnachmittag zog dann auch Düsseldorf nach und sagte seinen Innenstadt-Weihnachtsmarkt für dieses Jahr ab. Die Argumente sind ähnlich. Unter Coronabedingungen sei es kaum möglich, einen Markt zu veranstalten, auf dem sich die Besucher sicher und wohl fühlen können. Deshalb sei es besser jetzt eine Entscheidung zu treffen.
  • Derweil läuft am CentrO in Oberhausen der Aufbau für den dortigen Weihnachtsmarkt. Viele Kunden fragten sich am Donnerstag allerdings, ob der ausgedünnte Weihnachtsmarkt tatsächlich öffnen kann.