Duisburg. Kohlekraftwerke, Schottergärten, Baumschutzsatzung: Klimaschutz ist für viele Duisburger Parteien unwichtig. Andere stellen radikale Forderungen.

Mit ein paar Bäumen und Blümchen mehr wird es nicht getan sein, wenn Duisburg seinen Anteil dazu beitragen will, das deutsche Klimaziel zu erreichen: Bis 2050 will die Bundesrepublik 80 Prozent weniger CO2 in die Luft schleudern als 1990. Viel mehr fällt einigen Parteien, die sich am Sonntag bei der Kommunalwahl um Sitze im Rat bewerben, allerdings nicht ein. Ein Überblick über die Forderungen in Sachen Klimaschutz vor Ort – von der Abschaltung der Duisburger Kohlekraftwerke bis zur Abkühlungsbewässerung von Straßen im Sommer.

SPD: In Duisburg soll es weniger Schottergärten geben

Die Duisburger Innenstadt „weitestgehend autofrei“ gestalten: Das ist eine der Forderungen der SPD in puncto Klimaschutz für Duisburg. Dazu soll der ÖPNV gestärkt und so der Pkw-Verkehr reduziert werden. „Eine nachhaltige Energieversorgung“ wollen die Sozialdemokraten unterstützen, außerdem möchten sie neue Wald- und Grünflächen schaffen. Versiegelte Flächen sollen begrünt werden, es soll weniger Stein- und Schottergärten geben.

CDU: Stadt soll für Klimaschutz mit der Universität zusammenarbeiten

Die Christdemokraten setzen in Sachen Klima unter anderem auf eine Kooperation von Stadt, Industrie, Universität, Umweltverbänden und Schulen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit sollen neue Umwelttechnologien entwickelt werden. Den Verkehr möchte die CDU umweltfreundlicher gestalten, indem sie den Nahverkehr fördert und das Stromtankstellennetz ausbaut. Auch Rad- und Wanderwege sollen erweitert werden. Werden Straßenbäume neu gepflanzt, sollen sie „den aktuellen klimatischen Herausforderungen gewachsen“ sein. Auch eine CDU-Forderung: die Förderung von insektenfreundlichen Gärten und Vorgärten.

Grüne: Duisburg soll bis 2040 klimaneutral sein

Als einzige Partei in Duisburg stellen die Grünen ihre Ideen zum Klimaschutz an den Anfang ihres Programms für die Kommunalwahl. Und nennen eine Bedingung für eine Kooperation mit anderen Parteien im Rat: die Wiedereinführung der Baumschutzsatzung.

Die grüne Kernforderung: Bis 2040 soll Duisburg komplett klimaneutral sein. Dazu soll das Klimaschutzkonzept von 2017 umgesetzt werden – und mehr: „Das Beschlossene reicht uns nicht.“ Die Themen Umwelt und Klima sollen ein eigenes Dezernat bekommen, ein Klimabeirat soll jedes Jahr über den CO2-Ausstoß in Haushalten, Industrie und Verkehr berichten und Handlungsempfehlungen zur Reduktion geben.

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Die Stadt soll ihre Anteile an den Kohlekonzernen Steag und RWE verkaufen. Neue städtische Gebäude sollen „mindestens dem Standard eines Null-Energie-Hauses entsprechen“, mehr Gebäude sollen energetisch saniert werden. Die Energieversorgung durch Blockheizkraftwerke, Solarthermie und Wärmepumpen soll ausgebaut werden. Auf den Dächern aller Schulen sollen Solarzellen installiert werden.

Die Grünen setzen Duisburg außerdem das Ziel, seinen Anteil von klimaschonendem ÖPNV, Rad- und Fußverkehr auf 75 Prozent zu erhöhen. Dazu sollen zum Beispiel 1000 Ladestationen für Elektroautos und -fahrräder errichtet werden. Die Innenstadt soll autofrei werden.

In der Stadtplanung soll Duisburg nach dem Prinzip „Cradle2Cradle“ Rohstoffe nach Gebrauch wieder dem Warenkreislauf zuführen. Pro Jahr wollen die Grünen „mindestens 2500 Bäume“ neu pflanzen.

Linke: Kohlendioxid einsparen durch radikale Maßnahmen

Nach den Grünen hat die Linke das umfassendste Umweltprogramm erarbeitet. Darin finden sich einige weitreichende Forderungen: Zugunsten des Klimaschutzes wollen die Linken sich von der Schwarzen Null im Haushalt verabschieden; die nötigen Maßnahmen zur Reduzierung des klimaschädlichen Kohlendioxids seien sonst nicht möglich.

Radikal: Die Linke fordert, dass die Duisburger Kohlekraftwerke in Homberg und Walsum „schnellstmöglich abgeschaltet“ werden. Die Stadt soll ihre Beteiligungen an Unternehmen, die auch mit fossiler Energie ihr Geld verdienen, abschaffen oder diese dazu bringen, „radikal auf grüne Energie“ umzustellen – das beträfe unter anderem die Stadtwerke Duisburg. Auf Industriebrachflächen sollen Windenergie- und Freilandsolaranlagen gebaut werden, die Stadt und ihre Töchter sollen auf ihren Gebäuden ebenfalls Solaranlagen errichten.

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Weitere Ideen: Die Baumschutzsatzung soll wieder eingeführt werden, Bäume sollen gepflanzt werden, Straßengrün bienenfreundlich gestaltet werden. Duisburger Bauern sollen dabei gefördert werden, auf ökologische Landwirtschaft umzustellen.

FDP: Straßenbäume nur aus „wichtigen Gründen“ fällen

Das Klimaschutzprogramm der FDP ist eine Summe kleinerer Maßnahmen: An Fassaden und Dächern städtischer Gebäude soll eine Begrünung geprüft werden. Neue Straßenbäume sollen gepflanzt werden; alte sollen nur dann gefällt werden, „wenn sie krank sind oder es einen besonders wichtigen Grund dafür gibt“. Die Liberalen wollen Urban Gardening fördern und Grünstreifen an Straßen in Wildblumenwiesen verwandeln.

Junges Duisburg: Verwaltung soll beim Klimaschutz mit gutem Beispiel voranbauen

Das Wählerbündnis Junges Duisburg setzt in Sachen Klimaschutz unter anderem auf Green IT: „Die IT soll eine tragende Rolle spielen, Duisburg grüner und lebenswerter zu gestalten.“ Entwickelt werden sollen mit ihrer Hilfe unter anderem umweltfreundliche Transportmöglichkeiten und ökologische Gebäude. Eine Forderung von JuDu in Richtung Stadtverwaltung: „Öffentliche Gebäude sind konsequent den ökologischen Energiestandards anzupassen.“ Die Stadt und ihre Töchter sollten bei Bauvorhaben zum Beispiel neue Erkenntnisse umsetzen, was Dachbegrünung oder Dämmung betrifft.

Junges Duisburg spricht sich außerdem dafür aus, die Duisburger Wälder artenreicher zu gestalten, Lichtverschmutzung zu bekämpfen, Schienen zu begrünen und Teile des Straßengrüns seltener zu mähen, um Insekten Nahrung zu bieten.

AfD: Wasser auf Straßen sprühen, um die Hitze zu bekämpfen

In künftigen Hitzesommern will die AfD Straßen mit Wasser besprühen lassen. Die Verdunstung soll für Abkühlung sorgen, außerdem sollen so Feinstaub und Pollen gebunden werden. In Neubau- sowie Naherholungsgebieten sollen künftig Unterkünfte für Insekten, Vögel und Fledermäuse eingeplant werden. Brachflächen sollen zu Wildblumenwiesen umgestaltet werden, und Naturlehrpfade „an Seen, Rheinwiesen und Naherholungsgebieten“ sollen über den Nutzen von Insekten und heimischen Pflanzen aufklären.

DAL: Mehr Grün und mehr grüner Antrieb bei der Stadt Duisburg

Geht es nach der Duisburger Alternativen Liste, soll die Stadtverwaltung in ihrem Fuhrpark verstärkt auf Elektromobilität setzen. Grünflächen sollen ausgebaut werden.

Bürgerlich-Liberale: Kaum Punkte im Umweltprogramm

Das Umweltprogramm der Bürgerlich-Liberalen: Flächen sollen entsiegelt werden, Schulgärten sollen angelegt werden.

>> KLIMAZIEL ERREICHBAR – DANK CORONA

  • Das deutsche Klimaziel sieht vor, bis zu diesem Jahr 40 Prozent seiner Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 einzusparen. Der Klimaschutzbericht 2019 der Bundesregierung listete auf, dass dieses Ziel um vier Prozent verpasst würde: Tatsächlich eingespart wurden 35,7 Prozent der klimaschädlichen Gase.
  • Dann kam Corona. Wegen der Einschränkungen durch die Pandemie sieht es derzeit so aus, als würde Deutschland seine Klimaziele für 2020 doch erreichen. Der Effekt durch Corona wird allerdings vorübergehend sein.