Dortmund. Hoffnungslose Hoesch-Zentrale: Erneut ist ein Investor für die Dortmunder Groß-Immobilie abgesprungen. Schon viele Ideen wurden begraben.

"Ausstattung: gehoben" und "Objektzustand: gepflegt" – so wird eine Immobilie angepriesen, die gerade in Dortmund auf dem Markt ist. Diese Beschreibung dürfte allerdings kaum zutreffend sein. Denn es geht um die alte Hoesch-Zentrale an der Rheinischen Straße, die schon lange leersteht.

Das 15.000-Quadratmeter-Gebäude von 1921 wird auf immobilienscout24.de für schlappe 12,5 Millionen Euro angeboten. Anbieterin ist die Seil Real Estate aus Frankfurt, nach eigenen Angaben eine "Immobilien-Management-Boutique für High Performance Real Estate".

Dortmunder Hoesch-Zentrale steht seit Jahren leer

Seit zwölf Jahren steht das geschichtsträchtige Gebäude leer. Zuletzt war dort das städtische Versorgungsamt untergebracht, das aber 2011 auszog. Der Altbau war schon damals so marode, dass er komplett hätte saniert werden müssen. Heizen? Unerschwinglich. Inzwischen haben sich Neugierige unerlaubt Zutritt zum Gebäude verschafft – für Fotosafaris in Dortmunds größtem Lost Place. Ein Lost Placer hatte vor Kurzen sogar vergessene sensible Akten in einem Büro gefunden. Die Zustandsbeschreibung "gepflegt" dürfte es daher nicht ganz treffen.

Verrammelt und verriegelt: Die historische Hoesch-Zentrale in Dortmund steht seit Jahren leer.
Verrammelt und verriegelt: Die historische Hoesch-Zentrale in Dortmund steht seit Jahren leer. © Katrin Figge

Was sicher stimmt, ist der Titel der Immobilienanzeige: "Imposantes Wohn- und Geschäftshaus mit prägnanter Historie" steht dort. Wohnfläche 14.943 Quadratmeter, Grundstück 8676 Quadratmeter, 90 Parkplätze. Für das Immobilienunternehmen eine "Rarität in begehrter Lage, im Herzen des beliebten Unionviertels, das für seine lebendige Mischung aus Wohn- und Geschäftsräumen bekannt ist." Auch das trifft es in den Augen vieler Dortmunder nicht ganz. Immerhin: Nebenan ist Shell, gegenüber liegen Aldi, dm und kik.

Seil weist auch darauf hin, dass Ende 2022 schon eine Bauvoranfrage für Wohnen und Büros gestellt worden sei – und vorher habe es bereits die Genehmigung zur Umnutzung als "Beherbergungsstätte" gegeben.

Historische Hoesch-Zentrale in Dortmund: Alle Sanierungsversuche gescheitert

Viel helfen wird das bei der Entwicklung des Altbaus kaum. Mehrere Versuche, die alte Hoesch-Verwaltung neu zu nutzen, sind schon gescheitert. 2013 wollte die Schweizer Peach Property Group den imposanten Backsteinbau zu Wohnungen umbauen – "unter Wahrung der historischen und denkmalgeschützten Bausubstanz", hieß es damals. Die Pläne platzten. Dann wollte die Novum-Gruppe im Unionviertel das zweitgrößte Hotel der Stadt bauen. Aber auch aus dem 4-Sterne-Hotel mit 210 Zimmern wurde nichts. Jetzt ist offenbar auch der letzte Investor abgesprungen.

Ein Bild aus besseren Tagen: 1998 war der Balkon der Dortmunder Hoesch-Zentrale noch mit Geranien geschmückt. Hinter dem Gebäude eine inzwischen abgerissene Halle des riesigen Hoesch-Spundwand-Areals – vorne der alte Hoesch-Parkplatz noch ohne Aldi und Co.
Ein Bild aus besseren Tagen: 1998 war der Balkon der Dortmunder Hoesch-Zentrale noch mit Geranien geschmückt. Hinter dem Gebäude eine inzwischen abgerissene Halle des riesigen Hoesch-Spundwand-Areals – vorne der alte Hoesch-Parkplatz noch ohne Aldi und Co. © Hans Blossey | Hans Blossey

Die Hoesch-Zentrale schließt an die riesige Brachfläche von Hoesch Spundwand an. HSP gab den Standort vor einigen Jahren auf. Jetzt soll auf dem 52 Hektar großen Gelände ein neues Stadtviertel entstehen: Auf "Smart Rhino" soll neben Wohnungen (unter anderem für Studierende) auch die FH Dortmund neu gebaut werden. Außerdem plant die Stadt gemeinsam mit der Essener Thelen-Gruppe einen Technologiepark, Freizeit- und Gastro-Einrichtungen und einen Berufsschul-Neubau. Allerdings scheinen auch die "Smart Rhino"-Pläne ins Stocken geraten.

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