Dortmund. Trist und grau – so sehen viele Menschen die Dortmunder Innenstadt. Jetzt soll jedes Quartier ein Profil bekommen. Aber wie sieht es aktuell aus?

Die Dortmunder Innenstadt soll einladender werden – das ist das Ziel des Projekts "Aufbruch City". Einige Ergebnisse sind schon sichtbar, wie bepflanzbare Sitzbänke oder der "Pop-Up-Garten" an der Reinoldikirche. Weitere Projekte wie die Begrünung des Opern-Vorplatzes oder viele Bäume im riesigen mobilen Kübeln sind in Planung.

Und gute Lösungen sind dringend nötig, wie eine Online-Umfrage unter Dortmunderinnen und Dortmundern zeigte: Viele Menschen finden die Innenstadt trist, langweilig, austauschbar und grau.

Entwicklung der Dortmunder Innenstadt – Weitere Texte:

Dortmunder Innenstadt: Neun Viertel, neun Stimmungen?

Aber mit ein paar Bäumchen ist es nicht getan – das Projekt soll langfristiger wirken. Ein weiterer Baustein: Die einzelnen Innenstadtbereiche sollen ein Profil bekommen, ein greifbares Image, das sich vom Einheitsbrei deutscher Nachkriegs-Innenstädte abhebt. Ein einzigartiges Thema also, das sich an verschiedenen Stellen des Quartiers wiederfindet. Die Idee: In einem Viertel, das eine konkrete Stimmung vermittelt, fühlt man sich wohler und bleibt länger. Theoretisch.

Dazu gibt's jetzt erste Ergebnisse: Die Quartiersprofile sind da! Die Planerinnen und Planer haben neun Viertel ausgemacht und jedem Quartier ein Thema verpasst. Was auf den ersten Blick verkopft und theoretisch klingt, macht auf lange Sicht sicher Sinn – sofern die Ideen wirklich umgesetzt werden (können). Da ist noch viel zu tun. Wir geben einen Überblick über Quartiersprofile, subjektiven Ist-Zustand und erste Ideen.

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Neun Viertel haben die Planerinnen und Planer innerhalb des Dortmunder Wallrings ausgemacht. Sie alle sollen ein greifbares Image bekommen – damit man sich dort wohlfühlt.
Neun Viertel haben die Planerinnen und Planer innerhalb des Dortmunder Wallrings ausgemacht. Sie alle sollen ein greifbares Image bekommen – damit man sich dort wohlfühlt. © Stadt Dortmund

Zukunftmusik? So sieht's gerade in den Quartieren aus

Katharinenviertel – Thema "Das Entrée, der erste Eindruck zählt": Das neue Quartiersprofil zeichnet das künftige Bild des Viertels so: "Das Katharinenviertel ist Ort des Ankommens. Als Entrée der City werden den Ankommenden die Möglichkeiten der Dortmunder City vorgestellt, analog und digital. Das Bild Dortmunds als Großstadt wird deutlich."

  • Ist-Zustand: Wenn man's erstmal über Bahnhofsplatz und Wall geschafft hat, ist alles gut. In den letzten Jahren hat sichhier viel getan: Bibliothek, Fußballmuseum, Dortberghaus, Schönheitskorrekturen, neue Grünflächen. Die Hbf-Sanierung läuft, das leerstehende DB-Hochhaus soll einem modernen Riesen-Hotel weichen.
  • Erste Ideen: "Platz von Amiens" als grüne Ruheoase, mobiles Grün für Katharinentreppe und unteren Platz, vertikales Grün an Fassaden, Kunstinstallationen, mehr Sicherheit am Bahnhof

Brückviertel – Thema "Bunter Zirkus mit Aftershow-Party": Das Brückviertel soll das Ausgehviertel Dortmunds werden – bunt, laut und verrückt. "Das Viertel schläft nie, Belebung rund um die Uhr. Individualität, Kreativität und Innovation sind hier erlebbar", heißt es im Konzept.

  • Ist-Zustand: Das Bild passt schon jetzt ganz gut, ist aber ausbaufähig. Das Viertel ist trubelig, aber schmuddelig. Mit Konzerthaus, Nightrooms, Hostel, Hotels, Domicil und vielen Imbissen ist es auch abends voll, aber nicht immer angenehm.
  • Erste Ideen: temporäre Kunst-Projekträume, alternative Gastro-/Ausgeh-/Wohnkonzepte, Feste, Veranstaltungen, vertikales Fassaden-Grün

Klosterviertel – Thema "Lebenswertes Wohnviertel für Innenstadtfans": Laut Zukunftsprofil soll das Klosterviertel (Klosterstraße, Mönchengang, Beginenhof, Stiftstraße) ein "innerstädtisches Wohnviertel ohne Hype und Glamour" werden. Anwohnende schätzen die Nähe zur City. "Sauberkeit, Sicherheit und Wohlbefinden stehen an der Tagesordnung."

  • Ist-Zustand: Das vergessene Viertel – aber hier wohnen viel mehr Menschen als man denkt! Man fragt sich allerdings, ob man hier freiwillig oder nur zufällig wohnt. Die Straßen sind staubig, löchrig und eng. Es gibt keinen einzigen (!) Busch. Man geht selten zufällig hier lang.
  • Erste Ideen: weniger Autos, atmosphärische Aufwertung, Begrünung (unter anderem vertikales Grün an der Hinterseite des Parkhauses Kuckelke), Straßenfeste

Boulevard Kampstraße/Brüderweg – Thema "Laufsteg der City": Kampstraße und Brüderweg sollen "attraktive Aufenthalts- und Verweilorte" werden, blickt das Konzept voraus. Hier genieße man Ruhe abseits des Hellweg-Trubels. So werde der "Wohlfühlboulevard" zu einem ungezwungenen Ort fernab des Konsums. Die Plätze um die Petrikirche und Reinoldikirche bieten weitere Rückzugsorte.

  • Ist Zustand: Hier ist man nur, um woanders hinzukommen. Die Straße ist immer gut besucht, aber niemand bleibt da. Wozu auch? Nur der Bereich zwischen Petrikirche und Katharinenstraße lädt dank Cafés und Spielplatz "zum Verweilen ein". Besonders seelenlos ist der unsanierte Mittelteil zwischen Petri und Reinoldi: Straße? Gehweg? Beides? Man weiß es nicht.
  • Erste Ideen: Bäume, mobiles Grün, Sitzgelegenheiten, Wasserelemente, begrünte Fassaden, mehr kleine Geschäfte, Fertigstellung des mittleren Boulevards

Hellweg – Thema "Lohnenswerte Einkaufsmeile": So sieht das Zukunftsbild des Hellwegs aus: "Innovative Konzepte bieten eine Abwechslung zum standardisierten Einkauf. Als lohnenswerte Einkaufsstraße macht der Hellweg wieder Lust aufs Einkaufen – dabei haben die Teile des Ostenhellwegs, des westlichen und mittleren Westenhellwegs ihren eigenen Charme."

  • Ist-Zustand: Die Fußgängerzone hat in den letzten Jahren sehr gelitten – vor allem an den Enden, wobei die Entwicklung Ostenhellweg dramatischer ist. Laut einer Umfrage empfinden Viele den Hellweg als trist, grau und austauschbar. Kaum Grün, kaum Wasser, wenig gute Gastro.
  • Erste Ideen: mutige Lösungen, um Wohnen und Shoppen vor allem an den Enden zu sichern, in großen Leerständen sollen sich Handel und sonstige Nutzung die Fläche teilen, Co-Working-Spaces, studentische Arbeitsplätze, ruhige Bereiche mit attraktiver Gastronomie, mehr Veranstaltungen.

Alter Markt und Co. – Thema "Unser Altstadtviertel, Genießen im Herzen der City": Das Quartiersprofil deckt sich schon einigermaßen mit dem Ist-Zustand und beschreibt den Alten Markt als "kulinarisches Herzstück" für Dortmunderinnen und Dortmunder, Fußballfans und Auswärtige. "Veranstaltungen runden das Erlebnis ab." Das Quartier umfasst aber auch Betenhof und Marienkirchhof.

  • Ist-Zustand: viel gut laufende Gastronomie auf dem Alten Markt, gut besucht, vor allem im Sommer und vor Heimspielen. Der Platz funktioniert und bildet eine greifbare Einheit, ist aber nichts Besonderes. Altstadt? Naja, ein bisschen. Der Marienkirchhof ist leider ein Duchgangsort. Schade drum!
  • Erste Ideen: Das "vergessene Stiefkind" der Innenstadt, der Marienkirchhof, könnte mit Gastro, Wasserelementen, Grün und Bänken zum ruhigen Rückzugsort werden.

Theater, Oper, Rathaus – Thema "Grüne Bühne": Die "grüne Stadtbühne" ist gepägt von Politik, Kultur, Sport (Skateranlage) und Stadtbahn-Station. Das Zukunftsprofil verspricht: "Durch eine verbesserte Wegeführung ist das Quartier mit den westlich gelegenen Kultureinrichtungen, den nördlich angrenzenden Einkaufsmöglichkeiten sowie den Gastronomie- und Einzelhandelsangeboten im Osten vernetzt."

  • Ist-Zustand: Hier ist dank Wall-Allee und Stadtgarten schon recht viel Grün. Auch am Friedensplatz stehen ein paar Bäume – aber weil man ohnehin nur über den Platz hetzt, merkt man es kaum. Wegen illustrer Gestalten hält man sich auch im Stadtgarten ungern auf. Schade, vor allem für Kinder (Kies-Spielplatz, Gauklerbrunnen). Der Operplatz ist überdimensioniert und öde. Die Stimmung ist neutral.
  • Erste Ideen: Begrünung für den Opernplatz, Feierabendmarkt oder kleiner Weihnachtsmarkt auf dem Opernplatz, Stadtgarten aufwerten, Licht-, Kunst- und Grünelemente

Hansaviertel – Thema "Leben und Erleben": Zum Hansaviertel heißt es im Profil: Praxisbesuch, Bankgeschäfte oder Einkauf auf dem Wochenmarkt, hier findet man Alles fürs tägliche Leben.

  • Ist-Zustand: Der Bereich zwischen Propsteikirche und Volksbank ist schwer unter einen Hut zu bringen. Etwas Fußgängerzone, ein bisschen Gastro, Banken, Dienstleistungen – grundsätzlich eher ruhig und gediegen. Propsteikirchhof und Platz von Hiroshima sind Ruhepole. Der Hansaplatz bringt an Markttagen eine positive Stimmung.
  • Erste Ideen: Schattenspender und Wasserspiele auf dem Hansaplatz, mehr Außengastro, kulinarische Highlights auf dem Wochenmarkt, mehr Veranstaltungen

Rosenviertel – Thema "Einfach liebenswert, einfach beraten": Genussmenschen schätzen die "Mischung aus qualitätvollem Einkaufen und individuellen Gastronomieangeboten", heißt es im angepeilten Quartiersprofil. Die Gewerbetreibenden machen das Viertel zu etwas Besonderem, auch dank der liebevollen Gestaltung der Läden. "Auch das Wohnen nimmt eine zentrale Rolle ein – Anwohner:innen leben und lieben ihr Rosenviertel"

  • Ist-Zustand: Der Ist-Zustand trifft die Idee ganz gut. Das Viertel ist ansatzweise grün dank einiger Straßenbäume, Pflanzbottiche und des Parks hinterm Baukunstarchiv. Der Park ist allerdings wenig einladend. Es gibt einige kleine, schöne Geschäfte, etwas Gastro. Parken kann man auch. Alles in allem recht angenehm, aber für einen "alternativen Shopping-Tag" zu wenig.
  • Erste Ideen: qualitätsvolle Mischung aus Geschäften mit dem "Auge fürs Detail", individuelle Gastronomie, Kleppingstraße als Gastromeile, Aufwertung des Ostwallparks