Eskimo Callboy aus Castrop-Rauxel wehren sich gegen Sexismus-Vorwürfe
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Castrop-Rauxel/Gelsenkirchen. . Die Musiker von Eskimo Callboy aus Castrop-Rauxel reagieren mit Unverständnis auf die plötzliche Festival-Ausladung durch die Gelsenkirchener Falken. Band-Frontmann Kevin Ratajczak nimmt zu den Sexismus-Vorwürfen Stellung und kritisiert gleichzeitig den Veranstalter.
Sie sollten die Headliner des Metal Open Air der Falken in Gelsenkirchen sein. Das Konzert fand ohne die Band „Eskimo Callboy“ aus Castrop-Rauxel statt, sie wurde kurzfristig ausgeladen.
Kevin Ratajczak:Das war nicht mehr als einen einzigen Tag vorher. Da unser Sänger „Sushi“ familiär mit einem Mitglied der Falken verbunden ist, hatten wir einen heißen Draht zu den Vorgängen. Zunächst sagte mir Sushi, wir müssten uns vielleicht die ein oder andere kritische Frage gefallen lassen, danach kam es dann, dass wir tatsächlich ausgeladen wurden.
Habt ihr dadurch einen finanziellen Schaden genommen?
Ratajczak: Nein! Und ganz ehrlich, es ging uns bei dieser Show gar nicht mal um die Kohle. Der Schaden war eher emotional. Wir hätten das dritte Mal in Folge auf diesem Fest gespielt. Da wir in letzter Zeit häufig weit von zu Hause entfernt auftreten, freuen wir uns immer wenn wir auch mal Shows in unserer Nachbarschaft spielen dürfen. Da kommt man halt zusammen, alte Freunde, neu gewonnene aus dem letzten Jahr sowie Mamas und Papas. Deswegen hat es uns ja auch so dermaßen geärgert. Viele unserer Leute haben teilweise Entfernungen von 350 Kilometer dafür in Kauf genommen. Bei dieser kurzfristigen Absage war es einfach nicht mehr zu schaffen, alle in Kenntnis zu setzen.
Metal-Festival im Schacht
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Wurde euch gesagt, warum eure Musik nicht mehr erwünscht ist?
Ratajczak: Zu uns drangen nur Schlagwörter wie „Jugendgefährdung“ und „sexistische Texte“ durch. Uns erreichte keine Anfrage bzgl. der Musik von Eskimo Callboy, und es fand keine Auseinandersetzung mit uns statt, wir wurden einfach direkt ausgeladen. Die Entscheidung können wir sogar verstehen. Wenn die Falken es nicht mit ihrer politischen Identität vereinen können, Eskimo Callboy auf Ihrem Fest auftreten zulassen, warum auch immer, dann ist das absolut ok. Einzig die Tatsache, dass sich die Falken schlecht bis gar nicht mit der von ihnen selbst gebuchten Band auseinandergesetzt haben, ist ärgerlich.
Eskimo-Callboy-Frontmann Kevin Ratajczak zu den Sexismus-Vorwürfen
Wie geht ihr mit der Unterstellung um, eure Texte seien sexistisch?
Ratajczak: Wenn man jede unserer Textzeilen wörtlich nimmt, dann kann man leider zu keinem anderen Schluss kommen. Fakt ist, dass wir mit unseren Texten lediglich bestehende Klischees aufgreifen und so auf sie aufmerksam machen. Wir bedienen uns dabei einer Menge Ironie und Sarkasmus. Das setzt natürlich eine gewisse Intelligenz beim Leser und Zuhörer voraus. Zum Glück haben unsere Fans diese.
Ist euch schon einmal eine ähnliche ablehnende Haltung begegnet?
Ratajczak: Dass wir als Band polarisieren wissen wir, und das finden wir auch gut so. Deswegen müssen wir uns in dieser Position auch oftmals mit harscher Kritik auseinander setzen. Und das tun wir gerne, solange sie fundiert und aufrichtig ist.
Was sagen eure Fans zu der Festival-Absage?
Ratajczak: Unsere Fans waren entsetzt. Die sehen das Ganze noch etwas verständnisloser. Kurios, wenn man bedenkt, dass eben sie diejenigen sind, die vor unseren angeblich jugendgefährdenden Texten beschützt werden sollen. Aber sie fanden es cool, dass wir doch noch nach Gelsenkirchen gekommen sind. Wir haben lange mit ihnen gequatscht, mit vielen ein paar Bier getrunken.
Steel meets steel
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Wie geht es mit eurer Band weiter? Bleibt es bei der Tournee durch Japan und andere Länder?
Ratajczak: Wir spielen jetzt noch ein paar Festivals in diesem Sommer und einige Club-Shows. Dann dauert es auch nicht mehr lange bis wir unser Video zu unserer neuen Single von unserem Debütalbum „Bury Me In Vegas“ veröffentlichen. Falls Sushi und ich bei der neuen Popstars-Staffel nicht genommen werden bleibt’s bei den alten Plänen. Unsere Route führt uns dieses Jahr noch durch Japan, China und Russland. Eine große Deutschland-Tour im September mit der Band Callejon steht auch noch an. Darüber hinaus wurden wir vor kurzem bei Earche, einem amerikanischen Platten-Label unter Vertrag genommen und planen in diesem Zuge für den Dezember noch eine Kurztour in Amerika.
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